Japans Volkskrankheit: Heuschnupfen

Ein nationales Leiden

Spoiler

  • In keinem Land der Welt ist Heuschnupfen so verbreitet wie in Japan.
  • Die Krankheit wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zum Volksleiden.
  • Roboter messen die aktuelle Pollenbelastung. Ihre Daten werden zur Vorsorge genutzt.

Das Bild ist für Touristen mehr als befremdend: Wer während des Frühlings durch die Grossstädte Japans schlendert, trifft Menschen mit verhüllten Gesichtern an. Der Mundschutz ist dann das beliebteste Accessoire der Japaner. Während der Blütezeit schützen sie sich gegen die lästigen Pollen, die in Japan ein nationales und gesellschaftliches Problem darstellen. Die Zahlen sind ungenau, doch man geht davon aus, dass im Land der aufgehenden Sonne bis zu 30 Prozent der Bevölkerung unter Heuschnupfen leiden. In Japan ist Heuschnupfen längst zur Volkskrankheit geworden.

«Kafunsho»-Zeit wird die Zeit der hohen Pollenbelastung auf Japanisch genannt. Heuschnupfen ist dort gewissermassen zur Volkskrankheit geworden, denn in kaum einem anderen Land sind so viele Menschen davon betroffen wie in Japan. Die Studie eines Getränkeherstellers spricht von 55 Millionen Heuschnupfen-Patienten und jedes Jahr wächst die Zahl durchschnittlich um weitere 4,2 Millionen. Insgesamt sind das über 40 Prozent der Gesamtbevölkerung. Auch die Belastung mit Pollen nimmt stetig zu.

Pollenroboter sollen helfen

Mit neuester Technologie versuchen die Japaner nun, sich selbst zu helfen. Sogenannte Pollenroboter kommen ab diesem Jahr im ganzen Land zum Einsatz, an 1’000 Standorten (in ganz Japan) werden sie stehen. Die kugelförmigen Roboter sind circa 15 Zentimeter gross und haben Gesichter. Sie inhalieren dieselbe Menge Luft wie Menschen und messen so die aktuelle Pollenbelastung. Je nach Belastung färbt sich ihre Augenfarbe weiss, blau, gelb, rot oder violett. Die Daten werden anschliessend ins Internet gestellt und helfen der Bevölkerung so, sich auf die Pollenbelastung vorzubereiten. Somit wissen die Japaner, wann sie ihre Schutzmaske zu Hause lassen können und wann besser nicht.

Heuschnupfen in Japan: ein junges Phänomen

Heuschnupfen war in Japan bis zu den 1960er Jahren kaum ein Thema. Das änderte sich jedoch in der Zeit des Wiederaufbaus nach dem verlorenen Zweiten Weltkrieg, in der viele Bäume gefällt wurden. Die leeren Wälder wurden hauptsächlich mit Zedern aufgeforstet – von ungefähr 4,5 Millionen Hektar Zedern ist die Rede –, was zu plötzlicher Heuschnupfenerkrankung der Bevölkerung führte.

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