Impfung gegen FSME schützt vor bleibenden Schäden

Die Frühsommer-Meningoenzephalitis breitet sich immer stärker aus

Impfung FSME: Mensch in der Natur
Wie viele Fälle von FSME treten jährlich in der Schweiz auf?

2020 wurden 457 Fälle bekannt – ein neuer Rekord. FSME ist auf dem Vormarsch und breitet sich in der Schweiz über immer grössere Gebiete aus. In den Achtzigerjahren waren nur einige sehr kleine Flächen auf der Landkarte als Risikogebiete ausgewiesen. 2019 hat das Bundesamt für Gesundheit die ganze Schweiz ausser die Kantone Genf und Tessin zum Endemiegebiet erklärt. Auch in den beiden ausgenommenen Kantonen treten Fälle von FSME auf, allerdings seltener als in den anderen Regionen. Eine Impfung gegen FSME ist daher von grosser Wichtigkeit.

Warum ist ohne erfolgte Impfung FSME so gefährlich?

Eine wesentliche Anzahl von Patienten erkrankt neurologisch schwer. Das Tragische daran ist, dass sich sehr viele Patienten nicht vollständig erholen. Kognitive Einschränkungen bei Kindern, bei Erwachsenen Blindheit und Lähmung bleiben bestehen. Als Beispiel möchte ich eine junge Frau anführen, bei der die FSME epileptische Anfälle auslöste, bevor sie ins Koma fiel. Sie erholte sich zwar, aber Gedächtnisstörungen blieben. Heute ist sie nur vermindert arbeitsfähig.

Wie kann man sich abseits der Impfung vor FSME schützen?

Man kann versuchen, Zeckenstiche zu vermeiden, indem man sich adäquat kleidet und den ganzen Körper bedeckt. Aber das ist zum einen gerade im Hochsommer nicht attraktiv. Zum anderen bietet Kleidung keinen 100-prozentigen Schutz, auch nicht in Kombination mit einem Zeckenspray. Die Zecken setzen sich auf der Kleidung fest und folgen dem Körpergeruch beispielsweise bis zu den Achselhöhlen.

Nur eine Impfung gegen FSME beugt der Infektion wirklich vor. Sie bietet einen Schutz von über 90 Prozent und ist gut verträglich.

Für welche Menschen ist die Impfung gegen FSME nicht geeignet?

Eigentlich gibt es keine Kontraindikation. Wer akut krank ist, sollte mit der Vereinbarung eines Impftermins aber bis zur Gesundung warten.

Die Impfung gegen FSME wird ohne Einschränkungen allen Menschen ab einem Alter von sechs Jahren empfohlen, die in einem Endemiegebiet wohnen. Ich rate jedem, der sich zumindest gelegentlich in der Natur aufhält – und sei es im eigenen Garten – zu einer Impfung.

Wie oft sollte die Impfung aufgefrischt werden?

Nach der Grundimmunisierung, die mit drei Impfdosen innerhalb eines Jahres erreicht ist, wird die Impfung alle zehn Jahre aufgefrischt. Mit dem BAG habe ich die Situation analysiert: Der im Vergleich zu anderen Ländern lange Impfabstand hat sich durchaus bewährt. Ausserdem ist die Akzeptanz gegenüber der Impfung gegen FSME naturgemäss grösser, wenn der Abstand länger ist.

Wie macht sich FSME bemerkbar?

Die Inkubationszeit dauert wenige Tage bis Wochen. Dann treten erste grippeähnliche Symptome auf. Häufig stellt sich danach für einige Tage eine Erholung ein. Bei einem Teil der Patienten entwickeln sich in der Folge neurologische Beschwerden. Bei jungen Menschen handelt es sich eher um eine Hirnhautentzündung, bei älteren Patienten kommt es häufiger zu einer Hirnentzündung, oft verbunden mit einer Entzündung des Rückenmarks und entsprechend unwiderruflicher Schädigung der Nervenstrukturen.

Wie wird die Krankheit behandelt?

FSME lässt sich nicht ursächlich behandeln. Wenn neurologische Schäden aufgetreten sind, ist das Ziel der Therapie, das Leben des Betroffenen zu retten und den Alltag zu erleichtern. Das ist nicht immer möglich, selten führt die Infektion zum Tod. Umso wichtiger ist eine frühzeitige Impfung gegen FSME.

Vielen Dank für das Gespräch.

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