Spoiler
- Die Behandlung von Endometriose könnte sich auf schmerzlindernde Ansätze fokussieren, die nicht auf traditionellen Hormontherapien beruhen.
- Die Genetik könnte bei Endometriose eine wichtige Rolle spielen.
- Forscher arbeiten an einer nicht-invasiven Diagnosemethode für Endometriose.
Weltweit kämpfen Millionen von Frauen mit Endometriose. In der Schweiz zählt man zwischen zirka 190’000 und 280’000 Fälle. Trotz dieser hohen Zahl bleibt Endometriose aber oft unentdeckt. Das liegt zum Teil daran, dass allein die Diagnose eine Herausforderung sein kann. Die Symptome sind häufig unspezifisch und leicht mit anderen Erkrankungen zu verwechseln. Sie reichen von starken Menstruationsbeschwerden über chronische Beckenschmerzen bis hin zu Beschwerden beim Geschlechtsverkehr, Stuhlgang oder Wasserlassen, manchmal begleitet von Müdigkeit und Unfruchtbarkeit. Aber es gibt Hoffnung: In den letzten Jahren hat die Forschung bedeutende Fortschritte gemacht, die das Verständnis und die Behandlung dieser komplexen Krankheit verbessern könnten.
Kurz und knapp: Was ist Endometriose genau?
Endometriose tritt auf, wenn Zellen, die der Gebärmutterschleimhaut ähnlich sind, ausserhalb der Gebärmutter wachsen. Diese Zellen können sich an den Eierstöcken, Eileitern, dem Darm und anderen Organen im Beckenbereich ansiedeln. Während des Menstruationszyklus reagieren diese Zellen ähnlich wie die Gebärmutterschleimhaut, indem sie sich verdicken, abbauen und bluten. Da dieses Blut und Gewebe jedoch keinen Weg nach draussen finden, kann dies zu Entzündungen, Narbenbildung, starken Schmerzen und Unfruchtbarkeit führen. Die genaue Ursache der Erkrankung ist noch unbekannt, aber eine japanische Studie legt nahe, dass Fusobakterien als Auslöser für Endometriose in Frage kommen könnten.
Genetische Einflüsse und neue Therapien
Die aktuelle Forschung verdeutlicht, dass genetische Faktoren eine Schlüsselrolle bei der Entstehung von Endometriose spielen könnten. Wissenschaftler der Universität Oxford haben in der grössten Studie zu Genetik und Endometriose 42 genetische Regionen identifiziert, die mit der Krankheit in Verbindung stehen. Viele dieser Regionen hängen dabei mit unserer Schmerzwahrnehmung zusammen. Die Studie, veröffentlicht in Nature Genetics, zeigt auch genetische Verbindungen zwischen Endometriose und anderen Schmerzzuständen wie Migräne, Rücken- und chronischen Schmerzen sowie entzündlichen Erkrankungen wie Asthma und Arthritis auf. Diese Erkenntnisse könnten den Weg für neue, schmerzspezifische Behandlungen ebnen, die eine Alternative zu den bisherigen hormonellen Therapien darstellen.
Nicht-invasive Diagnoseverfahren für Frauen mit potenzieller Endometriose
Bislang war eine definitive Diagnose von Endometriose nur durch eine laparoskopische Untersuchung möglich – ein minimal-invasives Verfahren. Doch das könnte sich bald ändern: Forscher aus der Schweiz und Australien haben eine interessante Entdeckung gemacht, welche die Entwicklung eines nicht-invasiven Diagnoseverfahrens in greifbare Nähe rückt. Sie haben herausgefunden, dass in der Gebärmutterschleimhaut von Frauen mit Endometriose ein spezieller Zelltypus vorkommt, der bei gesunden Frauen selten anzutreffen ist. In einer ersten kleinen Studie analysierte das Team Gewebeproben von 10 Frauen mit und 9 ohne Endometriose. Dabei identifizierten sie eine Gruppe von Bindegewebszellen mit einem einzigartigen Genaktivitätsmuster, das hauptsächlich bei Endometriosepatientinnen auftritt. Das deutet darauf hin, dass diese Zellen als Biomarker dienen könnten, um Endometriose von gesundem Gewebe zu unterscheiden. Wenn sich diese Ergebnisse in grösseren Studien bestätigen lassen, könnte dies die Grundlage für einen schnellen und nicht-invasiven Diagnosetest für Frauen mit potenzieller Endometriose bilden.