Spoiler
- Psychische Belastungen wie Ängste und Stress können die Hautgesundheit beeinflussen.
- Die Auswirkungen von Hautkrankheiten lassen sich im Rahmen einer dermatologischen Behandlung und einer Psychotherapie lindern.
- Die positive Wirkung von autogenem Training, Meditation und anderen Entspannungsübungen ist wissenschaftlich belegt.
Gelassen sagen wir: «Das juckt mich nicht!». Dann bleiben wir ganz unberührt von den Nervereien des Alltags. Ist die Gelassenheit dahin, heisst es hingegen: «Davon krieg’ ich Pickel!». Schon in unserer Sprache drückt sich aus, wie eng Haut und Psyche zusammenhängen. Das kann dazu führen, dass sich auf der Haut ein aus dem Lot geratenes Innenleben abzeichnet. Umgekehrt gilt aber auch: Pflegen wir unsere Psyche, hilft das häufig auch unserer Haut.
Haut und Psyche im Austausch
Unsere Gemütsverfassung muss nicht zwangsläufig die Ursache jeder Hautkrankheit sein, aber sie kann ihre Entwicklung beeinflussen, weil die betroffenen Systeme in enger Verbindung miteinander stehen. «Man weiss aus der neueren Forschung der Psychoneuroimmunologie, dass das autonome Nervensystem mit dem Hormon- und Immunsystem verknüpft ist. Kurz: Haut und Psyche beeinflussen sich gegenseitig», erklärt die psychologische Psychotherapeutin Heidy Helfenstein aus Luzern.
Die hormonelle Stressantwort wird vom autonomen Nervensystem beeinflusst. So werden beispielsweise bei Ängsten, Unruhe oder Überlastung Stresshormone wie Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol vermehrt ausgeschüttet. Bei chronischem Stress gerät die hormonelle Balance über den Sympathikus als Teil des autonomen Nervensystems dauerhaft aus dem Gleichgewicht. Stress beeinflusst aber auch das körpereigene Abwehrsystem. Starke immunologische Reaktionen können unsere Hautgesundheit wie bei Neurodermitis oder Psoriasis stören.
Stress als Schnittstelle von Haut und Psyche
Dennoch ist unter Experten nicht vollständig geklärt, weshalb manche Erkrankungen der Haut in so enger Verbindung mit unserer Psyche stehen. Ein grundlegender Zusammenhang liegt aber bereits in der menschlichen Entwicklungsgeschichte: Haut und zentrales Nervensystem haben einen gemeinsamen Ursprung, sie bilden sich aus dem gleichen Keimblatt.
Da Stress ein Auslöser oder Verstärker verschiedener Hauterkrankungen ist, lässt sich an dieser Stelle positiv eingreifen. «Wenn es gelingt, den Parasympathikus zu stärken, wird die Stressreaktion des Körpers besser heruntergefahren», so Helfenstein. Heisst: Entspannung wirkt sich positiv auf Haut und Psyche aus.
Vielfältige Methoden zur Stressverminderung können insbesondere begleitend zur dermatologischen Therapie und Psychotherapie eingesetzt werden. Sie reichen von der progressiven Muskelentspannung nach Jacobson bis zu Mindfulness Based Stress Reduction (MBSR) als einer der weltweit populärsten Formen der Meditation.
Mentaltechnik: Visualisierungen einsetzen
«Autogenes Training in Verbindung mit bestimmten mentalen Trainingselementen halte ich für besonders effektiv, weil es direkt auf das autonome Nervensystem einwirkt und überall anwendbar ist», so die Expertin. Dabei könne man auch Affirmationen einsetzen. Dabei handelt es sich um innerlich gesprochene positive Gedanken, die sich spezifisch auf die Haut beziehen können, etwa: «meine Haut ist rein» oder «Meine Haut ist angenehm kühl». Auch entsprechende Visualisierungen während des Entspannungszustandes können zu einer Verbesserung der Symptomatik beitragen.
Manches daran klingt zu esoterisch? Sollte es nicht, denn dass Mentaltechniken das subjektive Erleben von Stress und Ängsten positiv beeinflussen, ist wissenschaftlich erwiesen. Das Stressempfinden wird oft schon nach wenigen Wochen des Entspannungs- und Mentaltrainings geringer. Gute Voraussetzungen also, um seiner Haut und Psyche etwas Gutes zu tun.