Haarausfall: Welche Gründe führen zum Verlust?

Was normal ist, und was eher nicht

Haarausfall gründe: Blonde Frau in weissem Shirt steht im Wind und lässt ihre Haare fliegen, Sommer

Spoiler

  • Der Mensch verliert bis zu 100 Haare pro Tag. Haarausfall über diesen Richtwert sollte ärztlich abgeklärt werden.
  • Hormonelle Veränderungen und Mangelernährung können Gründe von Haarausfall sein.
  • Achtung vor dem Wirkstoff Finasterid! Es kann fruchtschädigend sein.

Haare! Überall Haare! Sie liegen im Waschbecken, auf dem Kopfkissen oder hängen in der Haarbürste. Viele Menschen glauben, unter Haarausfall zu leiden, weil der Verlust aus ihrer Sicht immens scheint. Doch Haarausfall ist bis zu einem gewissen Punkt ganz normal und sollte keinen Anlass zur Panik bieten. Wichtig dabei ist zu wissen, was «normal» bedeutet und wie man besorgniserregenden Haarausfall erkennt – und welche Gründe dahinterstecken.

70 bis 100 Haare pro Tag

Forschende sprechen im Normalfall von einem Haarverlust von bis zu 100 Haaren pro Tag. Das klingt viel, ist es aber nicht. Vor allem wenn man bedenkt, dass ein Mensch durchschnittlich zwischen 90’000 und 150’000 Haare hat. Dabei sind Blonde mit bis zu 150’000 Haaren Spitzenreiter, gefolgt von Männern und Frauen mit braunem oder schwarzem Haar (110’000). Am wenigsten Haare haben im Schnitt Rothaarige (90’000) auf dem Kopf.
Die Wahrnehmung dieses Haarverlustes variiert auch je nach Haarlänge, denn besonders bei Lang- und Dunkelhaarigen wirken 100 verlorene Haare pro Tag viel dramatischer als bei Menschen mit einem Kurzhaarschnitt.

Der Zupftest

Ob übermässig viele Haare ausfallen, kann man leicht selbst feststellen: Greift man mit zwei Fingern eine kleine Strähne, zieht etwas daran und merkt, dass dabei leicht Haar zu entwenden ist, so ist dies ein Zeichen dafür, bei einer Dermatologin oder einem Dermatologen vorstellig zu werden, um gemeinsam den Gründen für den Haarverlust auf die Spur zu gehen. Der Zupftest soll natürlich ohne Reissen erfolgen und vor allem schmerzfrei sein.

Haarausfall: hormonelle oder emotionale Gründe

Während sich bei Männern kahle Stellen am Vorder- oder Hinterkopf bilden, so fallen bei Frauen die Haare gleichmässig aus. Die Haarpracht fühlt sich allgemein dünner an, verliert an Dichte. Wer das Gefühl hat, überproportional viele Haare zu verlieren, sollte auf verschiedene Faktoren achten. So kann andauender Stress im Alltag Haarverlust begünstigen und diesen auch schnell hervorrufen.

Merkt man, dass ein entscheidender Faktor des überproportionalen Haarausfalls vor allem Stress sein könnte, sollte man diesen so schnell wie möglich abbauen, indem man sich selbst hinterfragt: Was belastet mich? Warum tut es das? Sport und frische Luft helfen häufig und sind sehr effektiv beim Stressabbau. Stresslindernd wirken zudem Angebote wie Mindfulness-Based Stress Reduction (MBSR) – ein Programm, das auf Achtsamkeitssteigerung aufbaut und dessen Wirksamkeit in mehreren Studien bestätigt werden konnte. In einer Psychotherapie können weitere Taktiken zur Stressreduktion erlernt werden. 

Bei Frauen können weitere Faktoren eine tragende Rolle spielen: Während einer Schwangerschaft oder während der Wechseljahre kann es vermehrt zu Haarverlust kommen. Dies hängt mit der Abnahme des weiblichen Hormons Östrogen zusammen.

Gesundheitliche Gründe von Haarausfall

Aber auch Mangelerscheinungen aufgrund einseitiger Ernährung können dazu führen, dass sich bei beiden Geschlechtern lichte Stellen bilden. Besonders Eisenmangel gehört bei Haarausfall zu den typischen Gründen. Täglich sollte eine erwachsene Person zirka15 Milligramm Eisen zu sich nehmen. Das entspricht ungefähr 500 Gramm Spinat oder 150 Gramm Sojabohnen. Pflanzliche Lebensmittel, die viel Eisen enthalten, sollten mit Säure, beispielsweise Zitronensaft, kombiniert werden, um die Aufnahme zu verbessern. Vorsicht ist bei Tee, Kaffee oder Milch geboten: Diese Getränke hemmen die Aufnahme von Eisen im Darm. Wenn die Eisenspeicher allerdings bereits leer sind, können sie mit einer eisenhaltigen Ernährung allein nicht mehr aufgefüllt werden. In diesen Fällen helfen Nahrungsergänzungsmittel oder eine Eiseninfusion.
Neben Haarausfall weisen Konzentrationsschwierigkeiten und Erschöpfung auf einen Eisenmangel hin.

Zu den häufigeren Gründen für Haarausfall gehören allerdings die Gene: Ursache des erblich bedingten Haarausfalls ist eine Überempfindlichkeit der Haarwurzeln gegen die männlichen Geschlechtshormone, die sogenannten Androgene. Hauptverantwortlich dafür ist das Dihydrotestosteron (DHT). Diese Empfindlichkeit wird vererbt und betrifft zwei Drittel aller Männer und ein Drittel aller Frauen.

Generell ist eine genaue Selbstanalyse ratsam, denn vor allem, wenn man merkt oder vermutet, dass der übermässige Haarverlust im Zusammenhang mit seiner Lebensweise steht, kann man häufig durch eine entsprechende Veränderung dem Haarausfall selber entgegenwirken.

Die Vorboten von Haarausfall

Oft sendet uns unser Körper Signale, bevor Haarverlust eintritt. Wichtiger Vorbote hierfür ist unter anderem eine übermässige Talgproduktion. Der Talg an der Kopfhaut führt zu einer Verstopfung der Haarfollikel. Auch plötzliche Schuppen können auftreten. Die Gründe für diese Schuppenbildung können einerseits die Anwendung ungeeigneter Kosmetikprodukte sein, andererseits ein Rückgang der Abwehrkräfte der Kopfhaut oder aber eine Talgüberproduktion. Generell sind Schuppen ein Zeichen von trockener Kopfhaut und können auch jahreszeitenbedingt auftreten. So ist eigentlich nur bei überraschendem und plötzlichem Auftreten Vorsicht geboten. Auch glanzloses, mattes und brüchiges Haar kann darauf hinweisen, dass Haarverlust bevorsteht. Generell gilt: Verändern sich die Qualität und das Bild des Haares überraschend, so sollte eine Hautärztin oder ein Hautarzt kontaktiert werden.

Medizinische Therapiemöglichkeiten

Weisen alle Zeichen darauf hin, dass sich der Haarausfall ausserhalb des normalen Bereichs befindet, empfiehlt es sich, eine Dermatologin oder einen Dermatologen aufzusuchen. Sie sind am besten in der Lage zu beurteilen, wo die Gründe für den Haarausfall liegen und wie man dem Verlust entgegenwirken kann. Meistens wird zu einer Behandlung mit Minoxidil geraten. Der Wirkstoff wird in Arzneimitteln als Spray zur äusserlichen Anwendung eingesetzt und kann vor allem erblich bedingten Haarausfall stoppen oder verlangsamen.

Eine ebenso wirksame Behandlung verspricht Finasterid, welches in Form von Tabletten eingesetzt wird. Dieser Wirkstoff führt dazu, dass der Körper weniger Testosteron bildet, was bei Haarverlust mitverantwortlich sein kann. Finasterid ist nur bei Männern zur Behandlung geeignet. Frauen sollten es weder einnehmen noch mit zerdrückten oder zerbrochenen Tabletten in Kontakt kommen, da Finasterid fruchtschädigend sein kann.

Achtung, Nebenwirkungen

Der Wirkstoff Finasterid kann schwerwiegende Nebenwirkungen wie Impotenz, Depression und Konzentrationsschwäche hervorrufen. Diese Nebenwirkungen wurden lange Zeit stark unterschätzt. Halten diese Beschwerden auch nach dem Absetzen des Medikaments an oder stellen sich sogar erst im Anschluss daran ein, sprechen Mediziner vom Post-Finasterid-Syndrom.

Bei beiden Behandlungsmethoden können sich die Symptome zunächst verschlimmern, indem es zu Beginn der Therapie zu einem kurzweilig stärkeren Haarausfall kommen kann. Dieses sogenannte Shedding-Phänomen zeigt allerdings, dass die Behandlung anschlägt und ist ein gutes Zeichen. Ist man von einem derartigen vermeintlichen Rückschlag betroffen, ist es daher wichtig, sich davon nicht entmutigen zu lassen und sich in Geduld zu üben.

Hausmittel zur Bekämpfung von Haarausfall

Zu den beliebtesten Hausmitteln zur Behandlung von Haarverlust gehören:

  • Kopfhautmassage
  • Behandlung mit Ölen, etwa Kokos- oder Arganöl
  • Anwendung von ätherischen Ölen, insbesondere Rosmarinöl
  • Spülung mit Apfelessig

Um die Wirksamkeit dieser Hausmittel eindeutig zu beweisen, ist noch weitere Forschung notwendig. Es wird vermutet, dass diese Behandlungen die Gesundheit der Kopfhaut fördern und deshalb möglicherweise auch das Haarwachstum anregen könnten.

Facebook
Email
Twitter
LinkedIn