Haarausfall: Ursachen und Behandlung

Bei Haarausfall ist der Dermatologe die erste Anlaufstelle

Spoiler

  • Die Ursache von Haarausfall bei Frauen ist noch unklar, bei Männern steckt das Hormon Testosteron dahinter.
  • Bei Männern lindern Testosteronhemmer den Haarausfall. Die Präparate haben allerdings Nebenwirkungen.
  • Bei Frauen hilft der Wirkstoff Minoxidil, der direkt auf die Kopfhaut aufgetragen wird, in 80 Prozent der Fälle.

Der Lebenszyklus von Haaren beträgt maximal drei bis fünf Jahre. Danach fallen sie aus, wachsen aber wieder nach. Haare wachsen unterschiedlich schnell, was auch altersabhängig ist. Findet man jeden Tag in der Haarbürste oder auf dem Pulli ein paar Haare, ist das kein Grund zur Sorge. «Wenn man täglich bis zu 100 Haare verliert, ist dieser Haarausfall normal», beruhigt Prof. Dr. med. Thomas M. Kündig, Dermatologe am Universitätsspital Zürich. Er ist dort der Forschungsabteilung der Dermatologischen Klinik und der Haarsprechstunde. «Wer allerdings über längere Zeit sehr viele Haare verliert und darüber beunruhigt ist, sollte einen Dermatologen aufsuchen, um der Ursache für diesen Haarausfall auf den Grund zu gehen.»

Frauen und Männer: Verschiedene Ursachen

Die Forschung ist sich einig: Die häufigste Form von Haarausfall bei Frauen ist schütteres Haupthaar, die sogenannte androgenetische Alopezie.  Dies ist kein erblich bedingter Haarausfall. Auch Ernährung, Stress oder Haarfärbemittel stecken nicht hinter dem Haarverlust. «Tatsächlich wissen wir nicht genau, was der Grund für diesen Haarausfall ist», so Prof. Kündig. Immerhin gibt es Verdachtsmomente: «Zu den möglichen anderen Ursachen von Haarausfall bei Frauen zählen Eisenmangel oder eine Schilddrüsenfehlfunktion», erklärt der Dermatologe.

Bei Männern zeigt sich der Haarausfall meist ganz anders als bei Frauen: Das Haar dünnt nicht nur aus, es bilden sich auch kahle Stellen an Stirn, Schläfen und am Hinterkopf. Anders als bei Frauen wird der männliche Haarausfall über das Hormon Testosteron ausgelöst.

Strategien gegen Haarausfall

Gegen männlichen Haarausfall setzt Prof. Kündig Medikamente mit dem Wirkstoff Minoxidil oder Finasterid ein; letzterer wird in Tablettenform verabreicht. Diese Medikamente wirken direkt an der Haarwurzel und hemmen das Testosteron. «So wird der Haarausfall blockiert und einige Haare wachsen sogar wieder nach. Die Erfahrungen sind sehr gut», erklärt Prof. Kündig. «Wirksam sind die Mittel allerdings nur, solange man sie nimmt.» Nebenwirkungen seien selten, betroffen ist meist die männliche Libido.

Bei Frauen wird häufig Minoxidil verwendet. «Mit diesem Wirkstoff können wir den Haarausfall nicht nur wirksam stoppen, sondern auch das Wachstum des Haares anregen. Die nachgewiesene Ansprechrate ist mit rund 80 Prozent sehr hoch», weiss der Dermatologe. Minoxidil muss täglich auf den Haarboden aufgetragen werden. Nebenwirkungen sind bisher keine bekannt. Jedoch rät Prof. Kündig während einer Schwangerschaft von der Anwendung ab.

Diagnose Haarausfall

Beim Verdacht auf Haarausfall werden mit verschiedenen Tests die Kopfhaut und die Dicke des Haarschafts mikroskopisch untersucht. «Das ist die Basis für eine Diagnose», erklärt der Experte. Daran können sich weitere Untersuchungen anschliessen, denn hinter dem Haarverlust kann auch eine Krankheit der Haut stecken. Auch deshalb lohnt sich ein Besuch beim Dermatologen.

Hinweis des Experten

Prof. Dr. Thomas Kündig, Haarspezialist am Universitätsspital Zürich, ist bezüglich der Verschreibung von Finasteride vorsichtig geworden. Es wird immer häufiger über das sogenannte Post-Finasteride-Syndrom berichtet und weitere Studien bleiben abzuwarten.

Hier zur ausführlichen Positionierung des Mediziners.

Hinweis der Redaktion

Der Wirkstoff Finasterid kann schwerwiegende Nebenwirkungen wie Impotenz, Depression und Konzentrationsschwäche hervorrufen. Halten diese Beschwerden auch nach dem Absetzen des Medikaments an oder stellen sich sogar erst im Anschluss daran ein, sprechen Mediziner vom Post-Finasterid-Syndrom. Dieses ist noch nicht umfassend erforscht und aktuell (Stand 10/2018) Gegenstand des wissenschaftlichen und in einigen Ländern wie Deutschland und den USA auch juristischen Diskurses.

Erfahre hier mehr dazu.

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