Frau Kleisner, warum ist ein gesunder Blutdruck so wichtig für unser Herz?
Bei einem gesunden Blutdruck schlägt unser Herz normal. Das Herz pumpt das Blut in die Blutgefässe und verteilt es im ganzen Körper. So werden alle Organe mit lebenswichtigen Nährstoffen, wie beispielsweise Sauerstoff, versorgt.
Ein gesundes Herz ist sehr leistungsfähig und passt sich äusseren Einflüssen wie Anstrengung oder Stress an. Bei Belastung steigt der Blutdruck – sinkt aber danach wieder. Bleibt der hohe Blutdruck jedoch dauerhaft und ungewöhnlich lange bestehen, sprechen wir von Bluthochdruck. In der Fachsprache nennen wir das auch «Hypertonie».
Bleibt ein hoher Blutdruck über längere Zeit unentdeckt, kann er gefährlich werden. Die Blutgefässe verlieren ihre Elastizität, verhärten oder verengen sich. Dies führt zu einer Minderdurchblutung von Organen wie Herz, Nieren, Gehirn oder Augen. Es kommt zu Organ- und Funktionsschäden. Im Extremfall können die Blutgefässe durch den hohen Blutdruck sogar reissen, weil sie zu stark belastet werden. Die Folge sind schwere innere Blutungen, die lebensbedrohlich sein können.
Welche Blutdruckwerte gelten als normal. Ab wann wird es kritisch?
Der Blutdruck gilt als erhöht, wenn der diastolische Wert über 90 mmHg (Millimeter Quecksilbersäule) oder der systolische Wert über 140 mmHg liegt – oder beide Werte höher sind. Anhand dieser Referenzwerte wird der Bluthochdruck in verschiedene Schweregrade eingeteilt, wobei der erste Wert der diastolische und der zweite der systolische Wert ist.
Leichter Bluthochdruck: 90 – 99 mmHg/140 – 159 mmHg
Mittlere Bluthochdruck: 100 – 109 mmHg/160 – 179 mmHg
Schwerer Bluthochdruck: mehr als 110 mmHg/mehr als 180 mmHg
Der obere Blutdruck, also der systolische Wert, ist der Druck, der in den Blutgefässen herrscht, wenn sich das Herz zusammenzieht und Blut auswirft. Treibt man Sport, kann der systolische Druck schon mal stark erhöht sein, das ist aber ganz normal. Da dieser Wert häufig schwankt, ist für uns der diastolische Wert besonders wichtig. Diesen Wert nennen wir auch den unteren Blutdruck. Er beschreibt den Druck in den Blutgefässen, wenn der Herzmuskel erschlafft und sich passiv mit Blut füllt.
Was sind Hinweise auf einen erhöhten Blutdruck?
Bluthochdruck verursacht häufig keine auffälligen Beschwerden. Viele Betroffenen wissen deshalb gar nicht, dass ihr Blutdruck erhöht ist. Zu den Symptomen zählen innere Unruhe und Nervosität, Schlafstörungen, Hitzewallungen, Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwindel, Ohrensausen, Erektionsprobleme, Rötung des Gesichtes oder Nasenbluten. Diese Beschwerden können aber auch ganz andere Ursachen haben. Deshalb ist es wichtig, seinen Blutdruck regelmässig testen zu lassen. Das trifft besonders auf Personen zu, die sich wenig bewegen, übergewichtig sind, rauchen und häufig Stress ausgesetzt sind.
Warum leiden so viele Menschen an Bluthochdruck?
In der Schweiz leben wir im Überfluss mit ständigem Zugang zu hochverarbeiteten Lebensmitteln – eine Belastung für Blutdruck und Herz. Viele sind gestresst und nehmen sich zu wenig Zeit, selbst zu kochen oder auf eine ausgewogene Ernährung zu achten. Fertigprodukte enthalten unter anderem sehr viel Salz, was der Herzgesundheit schadet. Natürlich spielen auch Bewegungsmangel, regelmässiger Alkoholkonsum und Rauchen eine zentrale Rolle. Zudem steigt mit jedem Lebensjahr das Risiko, an Bluthochdruck zu erkranken.
Es ist also vor allem eine Frage des Lebensstils.
Ja genau. Dennoch ist es wichtig, das Leben zu geniessen. Man darf auch mal über die Stränge schlagen, doch sollte dies nicht regelmässig vorkommen. Möchte man Stress abbauen, empfehle ich einen Spaziergang zu machen, eine Runde Joggen zu gehen oder zu schwimmen.
Bluthochdruck ist zudem erblich, wenn auch eher selten. In solchen Fällen haben schon sehr junge Menschen, trotz gesunder Lebensweise, einen erhöhten Blutdruck. Das Herz wird früh einer grossen Belastung ausgesetzt. Wenn die Krankheit in der Familie noch nicht bekannt ist, ist eine frühzeitige Diagnose schwierig. Leider kann es dann zu tragischen Schicksalsschlägen kommen.
Mein Tipp: Geht Blutspenden! Bei der Blutspende erhält man einen Gesundheitscheck. Durch eine Spende tut man seinen Mitmenschen etwas Gutes, zusätzlich werden Blutdruck, das Herz und Eisenwerte untersucht. So werden auch bei jungen Menschen Auffälligkeiten gefunden.
Wie schützen blutdrucksenkende Medikamente das Herz?
Es gibt verschiedene Medikamente, die an unterschiedlichen Systemen ansetzen. Häufig verschreibt die Ärztin oder der Arzt bei Bluthochdruck Medikamente, die individuell auf die Krankengeschichte und weitere Risikofaktoren der betroffenen Person abgestimmt sind.
- ACE-Hemmer sorgen dafür, dass Hormone, die den Blutdruck erhöhen, nicht oder nur in geringer Menge produziert werden.
- Betablocker verlangsamen den Herzschlag. Sie schützen das Herz vor Stresshormonen, die normalerweise den Blutdruck erhöhen.
- Diuretika senken den Blutdruck langfristig. Sie haben Einfluss auf den Wasserhaushalt des Körpers und sorgen so für eine Verminderung der Flüssigkeit in den Blutgefässen.
- Kalziumantagonisten führen zu einer Weitung der Blutgefässe und senken so den Blutdruck.
- Sartane wirken einem blutdrucksteigerndem Hormon entgegen.
Was sollten Patientinnen und Patienten bei der Einnahme beachten?
Nimmt man blutdrucksenkende Medikamente, so wird man in der Regel von seiner Ärztin oder seinem Arzt sehr gut betreut. Wichtig ist, das Medikament regelmässig einzunehmen und auch den Blutdruck immer wieder zu kontrollieren.
Welche nichtmedikamentösen Massnahmen helfen, den Blutdruck und das Herz gesund zu halten?
Grundsätzlich ist ein gesunder Lebensstil in jeder Hinsicht vorteilhaft. Die Ernährung spielt eine wichtige Rolle für den Blutdruck und das Herz. Regelmässige Bewegung und ein gesundes Gewicht, tun nicht nur dem Herzen gut, sondern dem gesamten Organismus. Aber auch Ruhe, ausreichend Schlaf und genügend Pausen dürfen nicht fehlen.
Bei Verdacht auf einen erhöhten Blutdruck kann man diesen in der Apotheke messen. Wie läuft das ab?
Jeder, der seinen Blutdruck messen möchte, kann in die Apotheke kommen. Wichtig ist, dass zuvor kein Kaffee oder Alkohol getrunken und nicht geraucht wurde, denn das erhöht den Blutdruck und das Herz schlägt schneller. Die Person wird zunächst in das Beratungszimmer geführt, muss sich hinsetzen und zehn Minuten warten, bis sich der Blutdruck normalisiert hat. Diese kurze Pause ist nötig, um den Blutdruck zu normalisieren. Nur so stellen wir sicher, dass wir die richtigen Werte erhalten. Anschliessend messen wir den Blutdruck, besprechen ihn mit der betroffenen Person, geben Empfehlungen ab oder überweisen sie direkt an die Hausärztin oder den Hausarzt.
Zudem bieten die meisten Apotheken eine Cholesterinmessung an. Ein hoher Cholesterinspiegel hat nämlich Auswirkungen auf den Blutdruck und die Herz-Kreislauf-Gesundheit.
Was gilt es zu beachten, wenn man den Blutdruck selbst misst?
Der Blutdruck kann problemlos auch zu Hause gemessen werden. Auf Kaffee oder Alkohol sollte vor der Messung ebenfalls verzichtet werden. Es gibt Messgeräte für den Oberarm und solche für das Handgelenk. Bei der Messung am Handgelenk ist es zentral, den Anweisungen des Gerätes zu folgen, wie beispielsweise die Hand auf die gegenüberliegende Schulter zu legen. Mit sehr modernen Geräten ist sogar eine direkte Übertragung der Werte auf das Smartphone möglich.
Bei Fragen oder Unsicherheiten kann man jederzeit in die Apotheke kommen. Gerne zeigen wir, wie das Blutdruckmessen auch zu Hause richtig funktioniert.