Eine Erdnussallergie kann bei Kindern zu einem lebensgefährlichen Schock führen. Forscher haben nun ein Desensibilisierungs-Pflaster für Kleinkinder vorgestellt.
Etwa zwei bis sechs Prozent der Schweizer Bevölkerung leiden an einer Lebensmittelallergie. Besonders gefährlich ist eine Erdnussallergie bei Kindern. Während die meisten Nahrungsmittel erst ab einer bestimmten Menge eine Reaktion auslösen, rufen schon kleinste Erdnussspuren im Mikrogramm-Bereich einen potenziell tödlichen allergischen Schock hervor. Das Problem: Auch wenn viele Produkte eigentlich keine Erdnüsse enthalten sollten, können sie damit kontaminiert sein, weil sie im selben Betrieb verarbeitet werden. Auch Pommes oder Chickennuggets können für Betroffene gefährlich werden, da Erdnussöl dank seines hohen Rauchpunkts ein beliebtes Frittieröl ist.
Erdnussallergie-Pflaster für Kleinkinder
Gegen eine Erdnussallergie gibt es keine Impfung, bislang ist lediglich eine orale Immuntherapie für Kinder zwischen vier und siebzehn Jahren zugelassen. Dabei wird das Immunsystem schrittweise an kleinste Erdnussportionen gewöhnt. Jüngere Kinder könnten in Zukunft hingegen von einem sogenannten Erdnusspflaster profitieren, wie die Studie eines internationalen Forscherteams zeigt.
Das Pflaster, das jeden Tag gewechselt werden muss, gibt eine kleine Menge des Erdnussproteins, auf das Betroffene allergisch reagieren, an die Haut ab. Die Dosis ist dabei so gering, dass es nicht zu einer allergischen Reaktion kommen sollte. Wie bei der oralen Therapie wird das Immunsystem dadurch langsam an das Allergen gewöhnt.
Bis zu vier Erdnüsse
362 Kinder waren an der Studie beteiligt, die auf ein Jahr begrenzt war. Die Kinder wurden in zwei Gruppen unterteilt, wobei die Hälfte nur ein Placebo-Pflaster trug. Zum Studienende zeigte sich, dass 67 Prozent der Kinder in der Versuchsgruppe eine grössere Allergendosis vertrugen und das Äquivalent von einer bis vier Erdnüssen aufnehmen konnten. Das klingt nach wenig, aber Co-Autorin der Studie Melanie Makhija betont, dass das Risiko einen allergischen Schock zu erleiden, dadurch deutlich gemindert wird.
In der Placebo-Gruppe vertrugen 33,5 Prozent der Kinder eine höhere Dosis nach Ablauf der Studie.
Beschränkungen der Studie
Während der Studie traten Hautreaktionen auf und vier Kinder der Versuchsgruppe erlitten einen allergischen Schock. Zudem ist unklar, wie lange die Desensibilisierung anhält, da die Kinder nur ein Jahr untersucht wurden. Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Aufnahme des Allergens: Da nur die Abgabe über die Haut getestet wurde, wissen die Studienleiter letztlich nicht, was passiert, wenn eines der Kinder tatsächlich eine Erdnuss isst.
Erdnussallergie bei Kindern: Darauf solltest du achten
Schon kleinste Krümel von Erdnüssen können zu Hautreaktionen wie Schwellungen oder Juckreiz führen. Kommen Übelkeit, Erbrechen, Bauchkrämpfe und Atemnot dazu, solltest du sofort den Notarzt rufen, denn im schlimmsten Fall droht ein Atemstillstand oder Kreislaufversagen. Bestätigt sich per Bluttest eine Nuss- oder Erdnussallergie sind diese Lebensmittel ab sofort tabu. Achte auf versteckte Quellen, etwa in Back- oder Wurstwaren, Gewürzmischungen und Fertigprodukten. Ernährungsberater können dich dabei unterstützen, deine Essgewohnheiten anzupassen und Zutatenlisten zu entschlüsseln.
Betroffene sollten immer einen Notfallausweis und ein Medikament (Autoinjektor oder Pen mit Adrenalin) mit sich tragen, damit im Ernstfall rasch gehandelt werden kann. Auch nach der Erstversorgung durch ein Medikament solltest du immer einen Notarzt zur weiteren Überwachung rufen.