Die Gallenblase ist ein kleines Organ im Bauch. Sie speichert den in der Leber produzierten Gallensaft – auch Galle genannt – und gibt ihn an den Darm weiter, wenn es Fett zu verdauen gibt. Die Galle besteht zu 80 Prozent aus Wasser, der Rest sind Mineralstoffe, Salze, Abfallprodukte, Cholesterol und Proteine. Die Bestandteile der Gallenflüssigkeit bewegen sich in einem ausgewogenen Verhältnis. Gerät das durcheinander, haften sich die einzelnen Teile aneinander und verfestigen sich zu Gallensteinen, die in der Gallenblase oder den Gallengängen liegen bleiben.
Viele Ursachen möglich
Die Ursachen für dieses Ungleichgewicht können in einer genetischen Veranlagung, einem ungesunden Lebensstil, Krankheit oder an Hormonen liegen: «Frauen sind aufgrund ihres Hormonhaushalts doppelt so oft von Gallensteinen betroffen wie Männer.
Der häufigste Auslöser für die Steinbildung ist jedoch ein Zuviel an Cholesterol, das über fettige Nahrung aufgenommen wird», weiss Prof. Dr. med. Pierre Clavien, Klinikdirektor der Viszeral- und Transplantationschirurgie am Universitätsspital Zürich.
Die zwei Arten der Gallensteine
Unterschieden wird zwischen zwei Steinarten: Die Cholesterinsteine kommen am häufigsten vor. Sie sind die Folge von ungesunder, fettreicher Ernährung, wodurch dauerhaft zu viel Cholesterin im Blut ist, und können recht gross werden.
Die kleinen, schwarzen Pigmentsteine entstehen seltener. Sie formen sich als Reaktion auf eine Bakterienbesiedelung der Gallenblase oder bei einem Zuviel an Gallenfarbstoff bei gewissen Bluterkrankungen. Bei Entzündungsprozessen können sich beide Steinarten auch miteinander mischen und verkalken. «In den allermeisten Fällen lösen nur Cholesterinsteine eine Cholelithiasis, also ein Gallensteinleiden, aus und erfordern eine Behandlung», so der Facharzt.
Ohne Beschwerden keine Behandlung
Ein Grossteil der Menschen lebt mit Gallensteinen, ohne es zu wissen. «Die Steine bleiben oft unbemerkt, das ist überhaupt nicht problematisch. Eine Behandlung ist erst nötig, wenn sie Beschwerden verursachen», erklärt der Experte. Dann müssen die Steine entfernt werden. Das passiert bei Steinen im Gallengang meist während einer Spiegelung durch den Magen, bei der sie herausgenommen werden.
Selten können Verhärtungen auch medikamentös aufgelöst werden. «Wenn die Gallensteine in der Blase liegen, zu gross werden und sich bemerkbar machen, muss das Organ entnommen werden. Die Kontraktionen der Gallenblase könnten die Steine in den Gang befördern, den sie dann blockieren», weiss Prof. Clavien.
Folgen von Gallensteinen
Gallensteine äussern sich in den meisten Fällen mit mehrstündigen, starken Schmerzen im Oberbauch – einer Gallenkolik. Auch sehr heller Stuhlgang, schmerzhafte Blähungen und regelmässige Probleme bei der Verdauung können auf Gallensteine deuten, die entfernt werden sollten.
Befinden sich die Steine in den Gängen, kann das zu einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse oder der Gallenblase selbst führen. Der Experte warnt ausserdem: «Auch Gelbsucht ist eine mögliche Folge verstopfter Gallengänge.» Bei Beschwerden sollte deshalb immer ein Arzt aufgesucht werden.
Drei Fakten zu Gallensteinen von Prof. Dr. Clavien
Hartnäckige Untermieter
Wer einmal Gallensteine hatte, bekommt sie immer wieder: «Werden Steine entfernt, bilden sich in aller Regel neue – die aber durchaus symptomfrei bleiben können. Gänzlich verhindert nur die Entfernung der Gallenblase neue Steine», weiss der Viszeralchirurg.
Ohne Fett keine Steine?
«Eine gesunde, nicht zu cholesterinreiche Ernährung ist grundsätzlich immer gut und kann die Wahrscheinlichkeit für Gallensteine reduzieren. Bereits bestehende Steine löst eine noch so gesunde Ernährung jedoch nicht auf», so Prof. Clavien.
Je älter, desto wahrscheinlicher
Der Experte weiss, dass die Steine in der Regel recht langsam wachsen: «Ab dem 50. Lebensjahr steigt deshalb die Wahrscheinlichkeit für ein Gallensteinleiden.»