Spoiler
- Nur sieben Prozent der Geschäftsleitungen der 100 grössten Schweizer Unternehmen sind weiblich
- Unternehmen mit mehr als einem Drittel Frauen in Führungspositionen erzielen sechs Prozent höhere Gewinne
- Frauen sind noch immer zurückhaltender und weniger durchsetzungsstark
- 28 Prozent der Arbeitnehmerinnen erleben sexuelle Belästigung
- Sexuelle Belästigung ist eine Straftat, Frauen haben Recht auf Entschädigung und sollten sofort reagieren
- Die Beratungsstelle Belästigt.ch hilft Männern und Frauen, richtig vorzugehen
Das Thema «Frauenquote» wird breit diskutiert. Laut des «Schilling-Reports» waren 2017 gerade einmal sieben Prozent der Geschäftsleistungen der 100 grössten Schweizer Unternehmen in weiblicher Hand. Generell waren während den letzten 20 Jahren nur ein Drittel aller Arbeitnehmer in Vorgesetzten-Funktionen weiblich. Auch das britische Wirtschaftsmagazin «Economist» hat sich dem Thema angenommen und der Schweiz ein schlechtes Ranking zugeschrieben: In den Kategorien Frauenanteil bei den Erwerbstätigen, Lohndifferenz, Elternurlaub und Kinderbetreuungskosten schaffte es die Schweiz unter den OECD-Ländern gerade einmal auf den viertletzten Platz. Frauen haben es schwerer, Karriere zu machen.
Weibliche Karriere anderes denken
Die Vorgehensweise bei der Karriereplanung spielt bei Frauen eine wichtige Rolle, das weiss auch Clivia Koch, Präsidentin der «Wirtschaftsfrauen Schweiz»: «Die meisten Frauen definieren ihre Ziele nicht klar und verfolgen keinen konkreten Plan.» Hinzu komme laut Koch das Problem, dass sie sich schlechter als Männer durchsetzen und es ihnen schwerer fällt, harte Entscheidungen zu fällen. Im Gegensatz zu Männern neigen Frauen auch eher dazu, sich selbst zu unterschätzen und abzuwarten, bis sie als Führungsperson entdeckt werden. Auch bei Lohnverhandlungen treten Frauen zurückhaltender auf.
Belästigung ist auch Benachteiligung
Frauen stehen aber nicht nur bei den Chancen für eine berufliche Karriere vor grösseren Hürden, sondern sind auch häufiger Opfer von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz. 28 Prozent aller Frauen waren schon mindestens einmal betroffen. Auch hier halten sich Frauen oft zu ihrem Nachteil zurück, wenn es darum geht, einen Vorfall zu melden, beobachtet Clivia Koch: «Man sollte lieber einmal zu viel reagieren und sich im Nachhinein entschuldigen, als zu lange mit einer Reaktion abzuwarten. Wir Frauen warten meist zu lange ab, dabei sollte ein unangenehmes Gefühl ausreichen, sein Gegenüber darauf aufmerksam zu machen.» Intuitiver und selbstbewusster aufzutreten lautet hierbei die Devise. «Frauen sollten sich diesbezüglich gegenseitig unterstützen und über Vorfälle schamlos sprechen können.»
Viele Betroffene vergessen, dass es sich bei sexueller Belästigung um eine Straftat handelt, bei der man als Opfer, laut Schweizer Gesetz, von seinem Arbeitgeber eine Entschädigung von bis zu sechs Durchschnittslöhnen fordern kann. Was genau sexuelle Belästigung ist, wird breit definiert. Die Beratungsstelle Belästigt.ch hilft Männern und Frauen, Vorfälle einzuordnen und richtig vorzugehen.
Frauen führen anders
Obwohl Frauen in vielen Unternehmen noch immer das Nachsehen haben, lohnt es sich für Firmen, Frauen in ihrer Karriere zu fördern. Eine «EY»-Studie aus dem Jahr 2016 zeigt, dass Unternehmen, die über einen Drittel ihrer Geschäftsleitung mit Frauen besetzten, sechs Prozent höhere Gewinne erzielen. Auch Koch sieht in der Frauenförderung einen klaren Vorteil für Unternehmen: «Frauen bringen andere Qualitäten mit als Männer. Sie sind kommunikativer und beziehungsorientiert. Im Idealfall sollten Männer von Frauen lernen und umgekehrt. So werden alle Kompetenzen ideal abgedeckt.»