Fragiler Kontinent: Südamerika in der Corona-Krise

Rio de Janeiro

Etwa 400 Millionen Menschen leben in Südamerika. Ende März ist die Corona-Pandemie in dieser Weltregion angekommen. Der Süden des amerikanischen Doppelkontinents ist besonders anfällig für eine schnelle Ausbreitung des Coronavirus. Gleiches gilt für den lateinamerikanischen Teil Nordamerikas.

  • Gesundheitssystem. In vielen Ländern Südamerikas ist die gesundheitliche Versorgung mangelhaft, in anderen haben grosse Teile der Bevölkerung keinen Zugang zu Ärzten oder Krankenhäusern, so etwa in Bolivien, Ecuador und Peru.
  • Urbanisierung. Das Land ist gross, doch die Bevölkerung lebt gedrängt. Mexiko-Stadt, Sao Paulo, Rio de Janeiro und Buenos Aires zählen jeweils mehr als 10 Millionen Einwohner. Besonders in den Favelas lässt sich eine Pandemie kaum eindämmen.
  • Abwanderung. Viele Fachkräfte sind in den vergangenen Jahrzehnten ausgewandert und fehlen nun in der Krise. Besonders einschneidend fällt das in kleineren Ländern wie Surinam ins Gewicht: Hier sind 56 Prozent der Bevölkerung in die USA ausgewandert, von ihnen haben 89 Prozent eine höhere Bildung.
  • Wirtschaft. In Südamerika leben mehr als 30 Prozent der Bevölkerung in Armut. Viele Staaten wie Argentinien und Brasilien haben aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung der vergangenen Jahre keinen grossen finanziellen Spielraum für ein Krisenmanagement.
  • Autoritäre Regime. Bis in die achtziger Jahre waren Militärdiktaturen in Südamerika weitverbreitet. Auch in den heutigen Systemen, die stark auf die politische Bedeutung des Präsidenten ausgerichtet sind, gibt es oft nur eine schwache Opposition. Ein gesellschaftlicher Streit um das politische Handeln ist deshalb nur eingeschränkt möglich.
  • Bevölkerungsstruktur. Frauen sind in der patriarchalen Gesellschaft benachteiligt und haben einen eingeschränkteren Zugang zu Bildung und Gesundheit. Indigene Völker sind von modernen Pandemien besonders gefährdet.
  • Gewalt. Egal ob Drogenbanden in Mexiko oder Gangs in den Favelas: In vielen Teilen des gesellschaftlichen Lebens ist der staatliche Einfluss gering. Wie stark sich die Pandemie ausbreitet, liegt auch am Verhalten der kriminellen Gruppen, die beispielsweise Ausgangssperren verhängen können.
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