Herr Milberg, wie haben Sie die «Drei Fragezeichen» kennengelernt?
Durch unsere Söhne. Irgendwann tauchten die ersten Kassetten auf, die bei Autofahrten und auch im Kinderzimmer gehört wurden. Mich faszinierte der grosse Aufwand der Hörbücher: die Musik, das Erzähltempo, die komplizierte Handlung und die vielen Sprecher: Das waren kleine, dichte Teppiche von Erzählungen.
Wie kam es dazu, dass Sie der neue Erzähler der Hörbücher wurden?
Ich bekam einen Anruf von der Produzentin Heikedine Körting, vorher gab es schon eine Anfrage über Kollegen, ob ich mir das generell vorstellen könnte. Ich habe ohne Zögern zugesagt, auch um unserem jüngsten Sohn eine Freude zu machen.
Was reizt Sie an der Rolle des Erzählers?
Er ist ein sehr beruhigendes Element. Der Erzähler begleitet die Abenteuer der drei Detektive und vermittelt inmitten wechselnder Stimmungen das Gefühl, dass es schon gutgehen wird. Zumindest hatte ich das empfunden, wenn ich die CDs gehört habe.
Worauf legen Sie bei den Aufnahmen besonderen Wert?
Als Erzähler darf ich mich nicht anstecken lassen von der Stimmung vorher und nachher. Ich muss die Ruhe bewahren und ausserhalb stehen. Der Erzähler ist nicht gefährdet und kein Tatbeteiligter, sondern ein Mittler zwischen dem Zuhörer und dem dramatischen Ereignis. Da braucht es eine klare Erzählweise ohne zu viel Kunst, denn der Erzähler teilt die Emotionen der Detektive eben nicht.
Haben Sie auch die Bücher um die «Drei Fragezeichen» gelesen?
Nein, wir haben gleich bei den Hörbüchern angefangen.
Für welche Art Literatur können Sie sich begeistern?
Ich lese gern Abenteuerbücher – früher und auch heute noch – und Biografien, wenn das dargestellte Leben abenteuerlich war. Ansonsten bin ich auf kein bestimmtes Genre festgelegt.
Durch meine vielen Lesungen bin ich allerdings schon sehr gut eingebunden, da bleibt nicht viel Zeit für private Lektüre.
Was hat Sie daran gereizt, nun auch selbst einen Roman zu schreiben?
Ich hatte es gar nicht vor, es hat mich einfach überfallen. Plötzlich war da diese Lust, wieder zu schreiben, wie ich es mit 17, 18 Jahren getan hatte. Erinnerungen an Tagträume kamen auf, an Menschen, die mir begegnet sind. Vieles ist in meiner Fantasie dazugekommen, was nie stattgefunden hat.
Ich hab mich vollständig zurückgezogen beim Schreiben – Nicht einmal meine Frau durfte etwas lesen. Irgendwann gingen die Figuren eigenständig los, ich habe ihnen zugehört, aufgeschrieben – und wurde von ihnen überrascht.
Hauptfigur Ihres Romans «Düsternbrook» ist der Junge Axel. Wie viel von Ihnen steckt in dieser Figur?
Die Handlung ist ungeheuer weit weg von mir, wie eine andere Welt. Es ist fantastisch zu sehen, durch wie viele Dinge man durchgeschwebt ist. In der Erinnerung, durch die Fantasie ist es eine ganz neue Welt geworden.