«Es braucht Mut, zu sagen, was man fühlt»

Dave Dollé über gesunde Alltagsrituale und offene Gespräche

Dave Dollé
Du bist mit 50 Jahren extrem fit. Was sind deine täglichen Rituale?

Ich trinke frühmorgens immer ein Glas Wasser mit einer Prise Himalayasalz und etwas Zitronen- oder Limettensaft. Das Salz regt die Entgiftung über die Nebenniere an und das Vitamin C sorgt für einen basischen pH-Wert. Dann meditiere ich jeden Morgen und reflektiere am Abend. Tagsüber mache ich Mobilitätsübungen und Stretchings.

Was bedeuten dir Meditation und Reflektieren?

Die Meditation bringt mir emotionale und mentale Entspannung. Wie eine Art Reset. Von dort aus richte ich mich aus für den Tag. Und in einer fünfminütigen Reflektion am Abend lasse ich den Tag Revue passieren. Da baue ich auch immer Gedanken der Dankbarkeit ein.

Als Personaltrainer hilfst du Menschen dabei, gesunde Rituale zu etablieren. Das fällt vielen schwer. Wir stecken gerne in unserer Komfortzone fest. Was braucht es, um da heraus zu kommen?

Einen Grund. Und zwar einen, der auch übermorgen und in fünf Wochen noch relevant ist. Schmerzen können ein Grund sein oder der Wunsch, abzunehmen. Um wirklich dran und dabei zu bleiben, muss dieser Grund verinnerlicht sein. Damit nerve ich meine Klienten, bis er glasklar ist.

Du begleitest deine Klienten auch beim Einkaufen und gibst Kochtipps. Was machen viele falsch?

Viele kaufen einfach ungesunde Dinge ein. Und wenn die erst mal im Haus sind, werden sie auch gegessen. In einer guten Schweizer Küche gibt es zum Beispiel immer eine Schokoladenschublade. Wer aber abnehmen will, sollte diese nicht haben.

Was ist dein Rat, um abzunehmen?

Besser schlafen. Schlechter Schlaf ist ein Hauptfaktor für viele Erkrankungen und für Übergewicht. Schlaf bedeutet Regeneration. Wer den durch Schlafmangel ausgelösten Stress loswird, isst auch weniger. Dann rate ich, zweimal pro Woche das Frühstück wegzulassen. Ich mache das selbst. An diesen Tagen trinke ich morgens Wasser, etwas Kaffee und esse erst am Mittag.

Und was hast du aus deiner eigenen Küche verbannt?

Zucker, Brot und Mehl wirst du bei mir nicht finden. Was immer da ist, sind Olivenöl, Butter, Fleisch und Milchprodukte, Gemüse, Zitronen und Dörrfrüchte.

Wie hast du das Ende deiner Leichtathletik-Karriere erlebt? Fiel es dir leicht, Abschied zu nehmen?

Es war okay. Ich wollte eigentlich noch gern an die Olympiade, hatte aber zuvor einen Achillessehnenriss. Ich habe das dann ganz realistisch gesehen: Ich war mit Anfang 30 als Profisportler schon alt.

Wie wusstest du gleich, was als nächstes kommen sollte?

Das war Glück und Schicksal. Schon während meiner Extremsportzeit habe ich mich viel damit befasst, wie Trainieren keine Langzeitschäden verursacht. Was gut für den Rücken ist und was nicht.

Ein Lehrer hat mir als Kind mal gesagt, ich würde irgendwann selbst Lehrer werden. Damals fand ich das nicht cool. Aber dieser Lehrer hat einen Samen gesetzt und er hat gefruchtet. Ich habe schon immer gerne erklärt und Wissen vermittelt.

Findest du in deinem Beruf als Personaltrainer ähnliche Herausforderungen wie früher?

Andere. Zum Beispiel kommt ein Banker mit einer schlechten Ernährung, schlechter Regeneration und viel negativem Stress zu mir. Er sagt aber nicht: «Ich möchte yogaähnliche Übungen machen und mich entspannen», obwohl er es bräuchte. Er sagt: «Ich will pumpen.» Den Menschen das zu geben, was sie wollen, und ihnen gleichzeitig das unterzujubeln, was sie brauchen, macht mir Spass.

Was war ein besonders bewegender Moment deiner Sportlerkarriere?

Davon gab es viele. Auch schon ganz früh. Ich habe, bis ich neun Jahre alt war, in Kalifornien gelebt. Dort habe ich ein Kindersprintrennen gewonnen. Das passierte einfach, ohne jahrelanges Trainieren. Ich fand das krass, war stolz und es hat mir Selbstvertrauen gegeben.

Du hast eine Scheidung hinter dir. Mit der Frage «kämpfen und bleiben» oder «weitergehen und einen Neuanfang wagen» tun sich viele schwer. Wie hast du gewusst, was für dich richtig ist?

Es ist wichtig, sich genau zu überlegen: Was will ich? Und das «was wollen die anderen von mir?» einmal auszuklammern. Dann ist Kommunikation alles. Man darf keine Angst haben, zu sagen, was man fühlt. Es braucht Mut, das zu tun. Aber nur dann hat der andere die Chance, die richtige Entscheidung für sich zu treffen. In einer Partnerschaft müssen beide über die Gefühle des anderen informiert sein.

Was ist deine wichtigste Botschaft an die Menschen, die zu dir kommen?

Dass es immer viel mehr Möglichkeiten gibt, die Gesundheit zu verbessern, als sie glauben.

Vielen Dank für das Gespräch.
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