Zum ersten Mal überhaupt konnte ein Labortest den Nachweis für eine psychische Erkrankung bringen. Forschern der John A. Paulson School of Engineering and Applied Sciences im amerikanischen Boston ist es gelungen, eine posttraumatische Belastungsstörung anhand von 27 Biomarkern und der Herzfrequenz aufzuzeigen. Die Genauigkeit der Diagnose lag bei 77 Prozent.
Bei einer posttraumatischen Belastungsstörung handelt es sich um eine verzögerte psychische Reaktion auf ein Trauma, das mit starken körperlichen Stressreaktionen verbunden ist. Dazu gehören beispielsweise Kriegserlebnisse, Verkehrsunfälle oder Gewaltverbrechen. Ein typisches Symptom ist das Wiedererleben des traumatischen Ereignisses in Tag- und Nachtträumen. Zusätzlich können Schlafstörungen, Reizbarkeit, Teilnahmslosigkeit gegenüber der Umwelt oder Konzentrationsschwierigkeiten auftreten. Bislang erfolgte die Diagnose durch Gespräche mit einem Psychologen oder Psychotherapeuten anhand standardisierter Fragebögen.
Die Studienverantwortlichen führten bei 83 Soldaten, die im Krieg in Afghanistan oder im Irak eine posttraumatische Belastungsstörung erlitten hatten, und 82 Soldaten ohne Traumata verschiedene Labortests durch. Dabei zeigten sich an verschiedenen Biomarkern Unterschiede im Anstieg der Herzfrequenz, der Zellalterung, der Insulinresistenz oder dem Gerinnungsfaktor.
Bei den Soldaten, die traumatische Ereignisse erlebt hatten, wiesen die Studienleiter gewisse kurze RNA-Moleküle nach. In früheren Studien konnten diese mit Erkrankungen des Herzens und der Leber in Verbindung gebracht werden. Die Wissenschaftler schliessen daraus, dass eine posttraumatische Belastungsstörung auch ausserhalb des Gehirns Schäden verursachen kann. Ein standardisierter Labortest könnte helfen, die Diagnose posttraumatische Belastungsstörung schneller und eindeutiger zu stellen. Dafür sind jedoch noch weitere Untersuchungen nötig.