Prostatakrebs

Erste Hinweise auf Prostatakrebs liefert ein Bluttest

Urologen empfehlen Vorsorgeuntersuchungen ab 45

Spoiler

  • Bei einer Erkrankung der Prostata produziert diese mehr vom Protein PSA. Ein erhöhter PSA-Wert kann im Blut nachgewiesen werden.
  • Bei einer digitalen-rektalen Untersuchung führt der Arzt rektal einen Finger ein und tastet die Prostata ab.
  • Eine Biopsie zeigt, ob es sich um einen bösartigen Tumor oder eine harmlose Veränderung handelt.

Bei Männern ist Prostatakrebs die häufigste Krebsform. In der Schweiz erkranken pro Jahr rund 5300 Männern neu, 1300 sterben jährlich an der Krankheit. «Erste Hinweise auf Prostatakrebs gibt es keine. Im Frühstadium spürt man nichts», sagt Dr. med. Daniel Seiler, Facharzt für Urologie an der Klinik Hirslanden in Zürich.

Vorsorge durch Untersuchungen

Die Prostata hat etwa die Form und Grösse einer Kastanie und wächst ab dem 40. Altersjahr langsam. Dabei drückt sie auf die Harnröhre, was zu häufigerem Wasserlassen führen kann. Das allein ist aber kein Anlass zur Besorgnis, wie Dr. Seiler erklärt. «Die meisten Männer erkranken erst ab 60 oder 65 an Prostatakrebs.» Sind jedoch nahe Verwandte bereits an Prostatakrebs erkrankt, ist das Risiko für die Krankheit etwa dreimal höher.

Männern mit einer familiären Belastung empfiehlt Daniel Seiler deshalb, im Alter zwischen 40 und 45 eine erste Vorsorgeuntersuchung zu machen. Ohne familiäre Belastung mache eine erste Voruntersuchung zwischen 45 und 50 Sinn, unterstreicht Dr. Seiler. «Das muss jeder Mann individuell für sich entscheiden. Ich persönlich sage: Ein Auto bringt man ja auch zwei bis dreimal pro Jahr in die Werkstatt. Warum soll das für den Körper nicht gelten?».

Die PSA-Messung

Erste Hinweise auf Prostatakrebs liefert eine PSA-Messung. Das Protein PSA (prostataspezifisches Antigen) wird nur in der Prostata gebildet und dient dazu, das Ejakulat zu verflüssigen. Bei Erkrankungen der Prostata gibt der Körper mehr PSA als üblich ab – der entsprechende Wert im Blut steigt also an.

Für die PSA-Messung nimmt der Hausarzt dem Mann Blut ab; die PSA-Werte werden im Labor bestimmt. PSA-Werte über drei Mikrogramm pro Liter Blut können bedeuten, dass eine Krebserkrankung in der Prostata vorliegt. «Um sicher zu sein, kann sich ein zweiter PSA-Test lohnen», erläutert Dr. Seiler. Der Grund für einen erhöhten PSA-Wert könnte nämlich auch eine Prostataentzündung oder eine gutartige Prostatavergrösserung sein.

Hinweise auf Prostatakrebs durch rektale Untersuchung

Ergänzend zur PSA-Messung kann sich der Hausarzt für eine digitale rektale Untersuchung (DRU) entscheiden. Dabei führt der Arzt seinen Zeigefinger in den After des Patienten ein und betastet durch die Darmwand die Prostata, die gleich dahinter liegt

Wenn sich die Prostata muskelmässig anfühlt, etwa wie ein Handballen, ist in der Regel alles in Ordnung. Fühlt sich die Prostata jedoch hart wie eine Platte an, deutet dies auf einen Krebsbefall hin.

Angst ist unbegründet

Mit diesem Befund überweist der Hausarzt seinen Patienten an einen Urologen, um die Hinweise auf Prostatakrebs abzuklären. Dieser führt eine Biopsie, also eine Gewebeentnahme, durch. Dafür wird dem Patienten unter lokaler Betäubung eine Biopsienadel durch den Enddarm in die Prostata eingeführt. Mit der Nadel werden kleine Zylinder aus dem Gewebe gestanzt. Diese Proben werden später unter dem Mikroskop nach der Gleason-Methode untersucht. Die Auswertung zeigt, ob es sich um eine harmlose Veränderung oder um einen bösartigen Tumor handelt.

Für eine Biopsie ist kein Spitalaufenthalt nötig, wie Dr. Seiler erklärt. Die Methode sei nicht schmerzhaft, manchmal aber für den Patienten unangenehm; er spüre allenfalls kurze Nadelstiche bei der Gewebeentnahme. «Im Nachhinein erklären die meisten Patienten, ihre ursprüngliche Angst habe sich als unbegründet erwiesen», sagt Dr. Seiler.

Hinweise auf Prostatakrebs werden bestätigt

Früher wurde bei der Biopsie der transrektale Ultraschall (TRU) eingesetzt. Dabei kam es manchmal vor, dass ein vorhandenes Karzinom nicht nachgewiesen oder die Tumorausdehnung falsch eingeschätzt wurde. «Heute führen wir in der Klinik Hirslanden nur noch MRI-gestützte Prostatabiopsien durch», erklärt der Experte.

Dank der Unterstützung mit MRI können in Zusammenarbeit mit Radiologen verdächtige Krebsherde genauer ausgemacht werden. Die MRI-unterstützte Biopsie zeigt ein differenziertes Bild der Drüsenarchitektur. So können karzinomverdächtige Herde lokalisiert und mögliche Lymphkonten-Ableger erkannt werden.

Bei fortgeschrittenem Prostatakrebs und sehr hohen PSA-Werten kommt als Diagnosemethode die Skelettszintigraphie in Frage. Damit lässt sich feststellen, ob der Tumor bereits die Knochen befallen hat. Dazu werden geringe Mengen einer radioaktiven Substanz in die Blutbahn gespritzt. Die Substanz reichert sich besonders in erkrankten Knochen an. So kann eine Kamera, welche die radioaktive Strahlung registriert, die verdächtigen Bereiche orten, in denen sich Metastasen gebildet haben könnten. «Diese Methode kommt nur selten zum Einsatz. Das Ziel muss sein, den Prostatakrebs in einem viel früheren Stadium zu erkennen», erklärt Dr. Seiler.

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