Krebs

Erblicher Krebs: Früherkennung ermöglicht gute Behandlung

Genetische Risiken erkennen für bessere Vorsorge und Behandlung

Spoiler

  • Das Wissen um ein erhöhtes Krebs-Risiko bietet die Chance auf eine engmaschige Vorsorge und somit auf eine Früherkennung.
  • Normalerweise wird in einer Familie die jüngste Krebsbetroffene auf eine Genmutation getestet.
  • Auch Eierstockkrebs kann erblich sein.

Tritt erblicher Krebs in der Familie auf, möchten Betroffene häufig wissen, ob für sie eine engmaschigere Vorsorge empfohlen wird. Oder ob für sie beispielsweise eine vorsorgliche Entfernung der Brüste und Eierstöcke infrage kommt.

Erblicher Krebs: die Jüngste im Fokus der Untersuchung

Normalerweise wird in einer Familie die jüngste Betroffene einer Krebserkrankung getestet, die Index-Patientin. «Nicht immer ist es möglich die ideale Kandidatin dazu zu motivieren. Wir sprechen hier vom Recht des Nicht-Wissens. Gibt es mehrere Töchter, ist es sinnvoll, zunächst die Mutter zu testen. Ist sie negativ, ist eine Untersuchung der Töchter nicht mehr nötig. Manchmal gelingt es den Töchtern, ihre Mutter zu überzeugen», erklärt Dr. Barbara Bolliger. «Doch Müttern fällt es oft schwer mit dem Gedanken umzugehen, dass sie den erblichen Krebs an ihre Töchter weitergegeben haben könnten. Sie haben Schuldgefühle für etwas, für das sie gar nichts können.»

Wissen ist meist besser

So gross die Angst vor einem «schlechten» Ergebnis auch sein mag: «Es ist besser, dem Feind in die Augen zu sehen», ist Dr. Bolliger überzeugt. Jede Woche sieht sie im Tumor- und Brustzentrum Zetup sowie im Brust-Zentrum Zürich fünf bis acht Patientinnen mit einem Verdacht auf erblichen Brustkrebs. «Liegt ein Testergebnis vor, können Beratung und Vorsorge angepasst werden. Bei manchen Genen weiss man, dass sie auf manche Medikamente gut oder schlecht ansprechen. Das gibt Hinweise auf passende Therapien», so Dr. Bolliger.

Brustkrebs ist eine häufige Erkrankung. «Jede zehnte Frau ist im Laufe des Lebens davon betroffen. Erblicher Brustkrebs kommt viel seltener vor», so Dr. Bolliger. Ein Merkmal, dass ein Krebs erblich sein kann, ist das junge Erkrankungsalter. Die häufigste Ursache für eine erblich bedingte Brustkrebserkrankung ist eine BRCA1- oder BRCA2- Mutation. Eine von 500 Frauen aus der Gesamtbevölkerung trägt eine Mutation des Gens BRCA1 in sich, beim BRCA2 Gen ist es eine von 700 Frauen. Wie hoch das individuelle Risiko für eine Erkrankung ist und welche Organe zusätzlich betroffen sein können, hängt bei jedem erblichen Krebs grundsätzlich vom Gen ab, das mutiert ist.

Erblicher Krebs und Vorsorge

«Etwa gleich hoch wie die Häufigkeit von erblichem Brustkrebs ist jene von erblichem Darmkrebs», schätzt Dr. Bolliger. Einer von zehn Fällen von Dickdarmkrebs — der nicht-polypöse Darmkrebs – ist auf eine pathologische Sequenz eines der vier für das Lynch-Syndrom verantwortlichen Gene zurückzuführen. Die Wahrscheinlichkeit, an Dickdarmkrebs zu erkranken, beträgt in diesem Fall bis 80 Prozent, je nach betroffenem Gen. Umso wichtiger sind die Vorsorgeuntersuchungen bei diesem erblichen Krebs.

Liegt ein Lynch-Syndrom vor, besteht zusätzlich ein bis 60-prozentiges Risiko für Gebärmutterkrebs. Ausserdem steht Lynch in Verbindung mit dem Ovarialkarzinom und anderen Tumoren des Verdauungsapparates wie etwa Magen-, Dünndarm- und Blasenkrebs.

Das Bewusstsein, dass Darmkrebs und insbesondere auch Gebärmutterkrebs erblich sein können, ist in der Bevölkerung weniger stark entwickelt als das für Brust- und Eierstockkrebs. Doch auch für das Lynch-Syndrom gilt: «Man sollte viel aufmerksamer werden, weil es therapeutische Türen öffnen kann. Man sieht heute zum Beispiel, dass bei bestimmten Formen des erblich bedingten Dickdarmkrebses die Checkpoint Inhibitoren wirksam sein können», erklärt Dr. Bolliger.

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