Spoiler
- Einfrieren von Eizellen ermöglicht eine spätere Umsetzung des Kinderwunschs.
- Eizellen werden nach Hormontherapie entnommen und eingefroren.
- Schwangerschaft kann nicht garantiert werden, ist aber umso wahrscheinlicher, je früher die Eizellen entnommen werden.
Die Möglichkeit, Eizellen einfrieren zu lassen, wurde ursprünglich für junge Krebspatientinnen entwickelt: Ihnen sollte eine spätere Familiengründung ermöglicht werden, auch wenn ihre Fruchtbarkeit durch die Chemotherapie beeinträchtigt sein sollte.
Seit einigen Jahren nimmt das Interesse an der Entnahme und dem Lagern von Eizellen zu: Immer mehr Frauen sehen darin eine Möglichkeit, ihren Kinderwunsch in einer Lebensphase zu verwirklichen, in der die Qualität der im Körper verbliebenen Eizellen nachlässt.
Die Motivation: Lebensplanung
Die weibliche Fruchtbarkeit nimmt mit fortschreitendem Alter still und heimlich ab: Jenseits der 30 werden immer seltener befruchtungsfähige Eizellen produziert, was viele Frauen unter enormen Druck setzt.
Die Zeitnot wirft einige grundlegende Fragen auf: Ist der aktuelle Partner jener, mit dem eine Familie aufgebaut werden kann? Wann ist die richtige Zeit für das erste Kind, wann kann das Geschwisterchen kommen – und wie geht es weiter mit dem Job?
Da Frauen längst dieselben Bildungswege wie Männer einschlagen und sich nicht nur im Familienleben verwirklichen wollen, verschiebt sich das Durchschnittsalter der Mütter bei der Erstgeburt immer weiter nach hinten: Schweizerinnen bekommen im Schnitt mit knapp 31 Jahren ihr erstes Kind. Davor stehen Schule, Ausbildung oder Studium und erste Erfolge im Beruf auf dem Plan. Für Kinder ist da oft keine Zeit.
Europaweit geht der Trend in Richtung Spätgeburt und Verkleinerung der Familien: Während die Schweiz mit etwa 1,5 Kindern pro Frau im Mittelfeld liegt, zählt sie beim Durchschnittsalter bei der Erstgeburt zur Spitze: Nur italienische und spanische Frauen bekommen ihre ersten Kinder noch später.
Angesichts dieser Entwicklung ist das Einfrieren von Eizellen von einer medizinischen Notwendigkeit für eine kleine Gruppe von Krebspatientinnen zu einer gesellschaftlichen Option für die Masse junger Frauen geworden. Deshalb wird das Angebot inzwischen auch als Social Freezing bezeichnet: Der Familienwunsch wird auf Eis gelegt, bis er schliesslich doch verwirklicht werden kann.
Eizellen einfrieren: So funktioniert’s
Zunächst werden über mehrere Tage hinweg künstliche Hormone verabreicht, um die Produktion von mehreren befruchtungsfähigen Eizellen anzuregen. Diese werden anschliessend unter Vollnarkose entnommen. Im Schnitt können so drei bis zehn Eizellen gewonnen werden. Diese Zahl ist notwendig, da nicht alle Eizellen später auch befruchtet werden können.
Die entnommenen Eizellen werden in flüssigem Stickstoff bei minus 200 Grad schockgefrostet. Dadurch bleibt ihre Struktur erhalten. Auch wenn die Eizellen in diesem Zustand quasi unbegrenzt eingelagert werden können, dürfen sie laut Gesetz nur maximal fünf Jahre konserviert werden. So wird die Familienplanung doch etwas beschränkt, um Risikoschwangerschaften zu vermeiden.
Soll der Kinderwunsch verwirklich werden, können die Eizellen aufgetaut und im Labor befruchtet werden. Die Eizelle wird anschliessend in die Gebärmutter eingebracht. Im Idealfall nistet sie sich dort ein und die Schwangerschaft nimmt ihren Lauf.
Risiken und Erfolgschancen
Die Entnahme von Eizellen birgt gewisse Risiken: Die Hormonbehandlung kann eine Überstimulation auslösen, die zur Vergrösserung der Eierstöcke führt. Als Folge treten Bauchschmerzen und Übelkeit auf. Weitere Nebenwirkungen sind Stimmungsschwankungen, Gewichtszunahme und im Extremfall sogar Zysten und Durchblutungsstörungen. Hinzu kommen die üblichen Risiken einer Vollnarkose.
Auch kann durch die Entnahme von Eizellen eine spätere Schwangerschaft garantiert werden: Zum einen entscheiden sich viele Frauen in einem Alter für das Social Freezing, in dem die Qualität ihrer Eizellen bereits abnimmt: jenseits der 30. Zum anderen werden die Eizellen durch das Einfrieren und Auftauen zusätzlich belastet.
Angesichts der hohen Behandlungs- und Lagerkosten muss also individuell abgeschätzt werden, ob das Social Freezing als Option zur späteren Familienplanung infrage kommt.