Akne inversa: eine Krankheit mit hoher Dunkelziffer

Das Hautleiden ist eine Qual für Körper und Psyche

Spoiler

  • Die chronisch-entzündliche Hautkrankheit tritt unter den Achseln, in der Leiste und im Genitalbereich auf.
  • Rauchstopp und Gewichtsabnahme bessern die Symptomatik.
  • Auch Medikamente und notfalls kleine OPs lindern die Beschwerden.

Akne inversa tritt versteckt in den Hautfalten unter den Achseln auf, in der Leistengegend, im Genital- und Analbereich. Zunächst verstopfen einzelne Haarwurzeln, sodass sich ein Rückstau bildet, der dazu führt, dass der Haargang platzt und eine Entzündung entsteht. Die Erkrankung ist chronisch: Von nun an kommt es in Schüben immer wieder zu Entzündungen.

Warum Akne inversa entsteht, ist bislang ungeklärt. Wahrscheinlich liegt die Ursache in den Genen. Auch die Hormone spielen eine Rolle: «Die Krankheit zeigt sich meist nach der Pubertät. Ab 50 Jahren tritt dann eine Besserung ein», erklärt Prof. Alexander Navarini, medizinischer Leiter der Akne inversa-Sprechstunde am USZ. «Ausserdem sind Rauchen und Übergewicht wichtige Faktoren: Sie erhöhen das Erkrankungsrisiko um das 10- bis 20-fache.»

Drei Schweregrade von Akne inversa

Experten unterteilen die Erkrankung in leichte Fälle, bei denen einzelne schmerzhafte Knoten und Eiterbeulen entstehen. Bei mittelschweren Fällen tauchen die Entzündungen an verschiedenen Stellen gleichzeitig auf, bilden sich Fisteln und stark riechende Narbenplatten. Schwere Fälle machen sich durch grossflächige Entzündungen und Eiteransammlungen bemerkbar.

«Es ist jedoch nicht gesagt, dass die Erkrankung immer mit einer leichten Form beginnt und sich erst im Verlauf steigert. Viele Patienten zeigen möglicherweise schon beim ersten Ausbruch verschiedene Entzündungsherde», weiss der Dermatologe.

Medikamentöse und chirurgische Therapien

Ein Rauchstopp und Gewichtsabnahme können den Verlauf der Krankheit entscheidend verbessern, sie aber nicht mehr rückgängig machen. Auch eine Heilung gibt es bislang nicht. Ziel der Therapie bleibt darum, die einzelnen Hautveränderungen zu heilen und zu verhindern, dass es zu einem Rückfall oder gar einer Verschlimmerung kommt.

Wie das gelingt? Mit einer Kombination aus medikamentösen und chirurgischen Therapien: «Wir arbeiten mit äusserlichen und innerlichen Antibiotika sowie mit immununterdrückenden Medikamenten. Zudem befindet sich ein vielversprechendes Arzneimittel, das die Entzündung unterdrückt, derzeit im Zulassungsverfahren», verrät Prof. Navarini. «Einzelne kleinere Knoten können wir herausschneiden, grössere einschneiden, damit das Sekret herauslaufen kann.» In schweren Fällen hilft es, das betroffene Gewebe operativ zu entfernen.

Hohe Dunkelziffer

Natürlich erhalten nur die eine geeignete Therapie, die auch einen Spezialisten aufsuchen. Und hier liegt ein Kernproblem der Akne inversa: Denn obwohl laut Studien gut ein Prozent der Bevölkerung von der Krankheit betroffen sein müsste, erscheinen viel weniger Patienten in den Hautarztpraxen.

«Scham ist ein häufiger Grund», stellt Prof. Navarini fest: «Zum einen, weil die Hautstellen vielen Patienten peinlich sind. Zum anderen, weil sie sich schuldig fühlen, wenn sie wissen, dass ihr Lebensstil mit der Krankheit zusammenhängt.» Oft wird die Akne inversa auch nicht erkannt, weil Betroffene zum Hausarzt statt zum Dermatologen gehen.

Hilfe finden bei Akne inversa

In der Selbsthilfegruppe SchwAIz finden Betroffene Gleichgesinnte, Zuspruch und Unterstützung. Auf www.acneinversaschweiz.ch bietet der Verein Informationen und Hilfe bei der Ärztesuche.

Die Dermatologische Klinik des UniversitätsSpitals Zürich bietet eine Sprechstunde speziell für Akne inversa-Patienten an. Anmelden können sich Betroffene mit einer Überweisung durch den Haus- oder Facharzt unter der Telefonnummer +41 44 255 31 55 oder per E-Mail an dermatologie@usz.ch

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