Das E-Bike für den Sport nutzen: sinnvoll oder gefährlich?

Das motorisierte Fahrrad verändert den urbanen Verkehr

E-Bike Sport: Velofahrer auf einem Weg mit Kühen vor einer Bergkulisse

Spoiler

  • Jedes dritte neu erworbene Fahrrad ist elektrifiziert. E-Bikes werden vor allem von Pendlern und zum sportlichen Einstieg genutzt. Über Distanzen bis zu 20 Kilometer können sie mit dem Auto konkurrieren.
  • Zunehmend werden E-Bikes auch für den Sport nachgefragt.
  • E-Bikes stellen die urbane Infrastruktur vor neue Herausforderungen. Die Sicherheit im Verkehr hängt massgeblich von geeigneten Fahrradwegen ab.
  • Die Geschwindigkeit von bis zu 45 km/h wird leicht unterschätzt, wodurch es vermehrt zu Unfällen kommt. In Kursen werden angehende E-Biker sensibilisiert.

Das E-Bike ist längst kein hipper Technik-Trend mehr, sondern in der Mitte der mobilen Gesellschaft angekommen. Etwa zwölf Prozent der 6,8 Millionen Fahrräder hierzulande sind elektrifiziert, unter den Neuverkäufen machen sie sogar mehr als ein Drittel aus.

Das E-Bike spricht ganz verschiedene Nutzer an. «Zum einen greifen auch Menschen zum E-Bike, die mehr Sport machen möchten, sozusagen als Einstieg», erklärt Dr. Boris Gojanovic, «zum anderen ist es optimal für Leute, die gemeinsam unterwegs sein möchten, aber unterschiedlich fit sind. Mit dem E-Bike können verschiedene Leistungslevel ausgeglichen werden. Wenn beispielsweise eine sportliche Person mit einer weniger agilen zusammen radeln will, ist das mit dem E-Bike möglich, ohne dass einer überlastet wird.»

E-Bike: Sport oder Verführung zur Gemütlichkeit?

«Die Gefahr, dass E-Bikes zur Unsportlichkeit führen, ist sehr gering. Aktive Sportler nutzen das Bike eher als Ergänzung zu ihrem üblichen Programm und weniger als Ersatz. Für Sport-Einsteiger ist das E-Bike ein toller Anfang. Aufpassen sollten Menschen, die unregelmässig Sport treiben. Wenn das E-Bike zur Alternative zu anderen Bewegungsarten wird, könnte das der körperlichen Fitness abträglich sein.»

E-Bike im Stadtverkehr: eine Alternative?

Auch für Pendler auf dem Weg zum Arbeitsplatz wird das E-Bike zunehmend attraktiv. «Es ist umweltfreundlicher und auf einer Distanz von bis zu 20 Kilometer oft auch schneller als das Auto, das gerade zu Stosszeiten schnell mal im Stau steht», weiss der Sportmediziner. «Im Vergleich zum herkömmlichen Fahrrad ist man mit dem E-Bike etwas gemütlicher unterwegs – und kommt ohne zu schwitzen an sein Ziel.»

Doch Dr. Gojanovic sieht auch klare Defizite: «Im urbanen Verkehr muss die Infrastruktur auch für E-Bikes ausgelegt sein, damit sie eine echte Alternative sind. Ein kleiner Streifen am Strassenrand reicht da nicht aus.» Der Experte macht ausserdem eine weitere Herausforderung aus: «Es müssen noch Konzepte entwickelt werden, wie die schnelleren E-Bikes und Fahrräder ohne elektrische Unterstützung geschützt vom Automobilverkehr vorankommen, ohne sich gegenseitig zu behindern.»

Mit dem E-Bike Sport machen: Geschwindigkeit als Risiko

Ein weiterer kritischer Punkt ist die Verkehrssicherheit der E-Biker. Gerade Einsteiger, die das Radfahren nicht gewöhnt sind, das E-Bike aber zum Sport nutzen wollen, tun sich teils schwer, das Rad auch bei höherer Geschwindigkeit zu beherrschen und sich gleichzeitig im Verkehr zu orientieren. «Verschiedene Studien zeigen, dass durch E-Bikes die Zahl der Unfälle mit Radfahrern zunimmt», so Dr. Gojanovic. «Diese E-Biker sind oft entweder grundsätzlich nicht gewohnt, als Radfahrer am Strassenverkehr teilzunehmen, oder sie beherrschen das schnellere Fahrrad nicht ausreichend.»

Auch mit Blick auf die Unfallstatistik mahnt der Experte zu mehr Umsicht. «Ein Helm und gute Bremsen reichen nicht aus, um sicher am Verkehr teilzunehmen. Zwar gibt es bereits Kurse, in denen angehende E-Biker für diese Problematik sensibilisiert werden», weiss Dr. Gojanovic. «Fraglich ist allerdings, ob solche Kurse verpflichtend sein sollten. Immerhin bringt es das E-Bike auf bis zu 45 km/h. Diese Dynamik sollte nicht unterschätzt werden.»

E-Bikes für Kinder?

«Kinder müssen vielfältige körperliche und kognitive Kompetenzen erlernen, um verkehrstüchtig zu werden. Das E-Bike ist dafür nicht geeignet. Es bietet sich an, um grössere Distanzen schneller zurückzulegen. Für Kinder ist sowohl die höhere Geschwindigkeit als auch die längere Teilnahme am Strassenverkehr ein Sicherheitsrisiko, weil sie das Verkehrsgeschehen nicht überschauen und die Konzentration schnell nachlassen kann.»

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