Digitaler Sehstress durch Smartphone und Computer

Der Blick auf das Display belastet die Augen

Digitaler Stress Augen_ Mann schaut im Dunklen auf Laptop

Spoiler

  • Im Schnitt blicken wir viereinhalb Stunden täglich auf einen Bildschirm – Fernsehen nicht mitgezählt.
  • Mögliche Folgen sind brennende Augen, Kopf- und Nackenschmerzen und schwindende Sehkraft.
  • Blinzeln, Wasser trinken und der Blick in die Weite und ins Freie lindern digitalen Augenstress.

Jeder Smartphone-Besitzer blickt durchschnittlich 60- bis- 80-mal täglich auf ein digitales Display. Intensive Nutzer schauen sogar mehr als zehn Mal stündlich auf ein Handy oder einen Tablet-Computer. Insgesamt verbringen wir mittlerweile gut viereinhalb Stunden täglich alleine vor PC, Laptop, Tablet oder Smartphone. Dazu kommen die drei bis vier Stunden, die ein Erwachsener täglich vor dem Fernseher verbringt. Digitaler Sehstress ist oft die Folge.

Viele Menschen, die oft digitale Endgeräte nutzen, merken gerade zwischen dem 30. und 45. Lebensjahr, dass ihre Augen häufiger brennen, weil sie müde und überanstrengt sind. Manche Betroffene klagen sogar über Kopfund Nackenschmerzen. Parallel dazu lassen das Sehpotenzial und die Sehausdauer nach. Das stresst nicht nur die Augen.

Längst sprechen Fachleute deshalb von digitalem Sehstress. «Weil digitale Geräte unser Leben immer mehr bereichern, nimmt dieses Phänomen sicher zu», erklärt Thomas Hofmann, Optometrist MSc am Optometrie Zentrum Basel. Der Fachmann für Augenoptik und Optometrie analysiert Sehprobleme und berät Kunden zu Sehhilfen.

Digitaler Sehstress: Blick auf das Display fixiert

Digitaler Sehstress entsteht, weil bei der Nutzung mobiler Endgeräte unser Blick permanent auf das Display fixiert bleibt und sich Ziliarmuskel und Augenlinse nicht mehr entspannen. Beim älter werdenden Auge kommt dazu, dass die natürliche Augenlinse ihre Elastizität weiter verliert, wodurch die Nah-Fern-Einstellung weiter erschwert wird. Der Ringmuskel im Auge muss stärker arbeiten, damit sich das Auge automatisch und schnell auf unterschiedliche Entfernungen scharf stellen kann.

Ein gutes Mittel gegen digitalen Sehstress seien genügend Ruhephasen – ausreichend Schlaf oder ein Spaziergang an der frischen Luft, erklärt Hofmann. «Besonders wichtig ist auch viel Abwechslung bei den visuellen Aufgaben.» Helfen können zudem eine gesunde Ernährung: «Es gibt auch Nahrungsmittelergänzung für die Augen.»

Der Fachmann rät, zurückhaltend zu sein gegenüber der unüberschaubaren Auswahl an Tropfen, welche die Industrie anbietet. «Es ist sehr wichtig, die Tränenfilmzusammensetzung analysieren zu lassen, bevor irgendwelche Augentropfen angewendet werden.»

Bleibt die Frage, was man tun kann, um den digitalen Sehstress möglichst zu vermeiden. Hofmann empfiehlt, sich zwischendurch von den digitalen Endgeräten zu lösen, ins Freie zu schauen und die Augen zu entspannen. «Beim konzentrierten Arbeiten – zum Beispiel am PC oder beim starren Blick in ein Smartphone – machen unsere Augen teils nur noch fünf bis sieben Lidschläge pro Minute. Während eines angeregten Gesprächs sind es aber bis zu 32 Lidschläge pro Minute», sagt Hofmann. Bei weniger Lidschlägen werde auch weniger häufig frischer Tränenfilm auf der Augenoberfläche verteilt. «Als Folge davon wird die Augenoberfläche rascher trocken – die Augen beginnen zu brennen oder zu jucken», sagt Hofmann.

Augen müssen genug Licht bekommen

Für die Arbeit am Computer oder am Tablet rät der Fachmann, eine gesunde Körperhaltung einzunehmen. «Wichtig ist, dass man einfach gut sieht. Die Augen arbeiten präziser, wenn sie genügend Licht bekommen.» Zu beachten ist eine hohe, kontrastreiche Auflösung. «Ein Display sollte nicht im Gegenlicht benutzt werden. Und der Bildschirm sollte etwas heller sein als das Raumlicht.»

Digitaler Sehstress sei nicht zu unterschätzen, warnt der Experte. Wenn die Augen über Jahre immer trockener werden, könnte dies zu fast irreversiblen Beeinträchtigungen der Tränenfilmproduktion führen, sagt Hofmann. «Auch eine ungeeignete Brille führt vielleicht zu Kompensationshaltungen mit Beschwerden an anderen Orten – zum Beispiel an Rücken, Nacken oder Händen.»

Digitaler Sehstress: Ein Sehtest ist zu empfehlen

Wer das Gefühl hat, er leide unter digitalem Sehstress, sollte einen Sehtest machen lassen. Optiker bieten Brillengläser an, die genau auf die Bedürfnisse von Nutzern mobiler digitaler Endgeräte angepasst sind. Die sogenannten digitalen Brillengläser entlasten das Auge beim stetigen Wechsel zwischen Nahsicht – auf die kleinen Displays – und Fernsicht.

Digitale Brillengläser bieten im Nahbereich – also für den Smartphone-Blick – eine Unterstützung zwischen 0,5 und 1,25 Dioptrien und im Fernbereich die Sehschärfe, die man – wenn man Brillenträger ist – von seiner normalen Brille gewohnt ist. «Versuche haben gezeigt, dass die Augen mit individuell auf die Situation abgestimmten Brillengläsern nennenswert entlastet werden», sagt Hofmann.

Auch wenn das für viele Menschen unrealistisch klingen mag: Die einfachste Methode, digitalen Sehstress zu vermeiden, ist eine zeitweise Handy- und Tablet-Diät. Es lohnt sich, das mobile digitale Endgerät mal öfter für eine Viertelstunde stecken zu lassen. «Ihre Augen werden es Ihnen danken», sagt Hofmann.

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