Diffuser Haarausfall: Ursachen und Therapie

Was tun, wenn die Haare dünner werden und ausfallen?

Spoiler

  • Bei diffusem Haarausfall kommen mehrere Ursachen in Frage, unter anderem Hormonschwankungen, systemische Erkrankungen oder Eisenmangel.
  • Wird die Ursache behandelt, hört der Haarverlust auf.
  • Durch verschiedene Präparate kann der Haarausfall gestoppt werden. Allerdings müssen etwaige Nebenwirkungen einkalkuliert werden.

Haarausfall kann viele Ursachen haben: Erblich bedingter Haarausfall wird von mehreren Genen ausgelöst. Beim kreisrunden Haarausfall handelt es sich nach aktuellem Stand der Forschung wohl um eine Autoimmunerkrankung. Der diffuse Haarausfall hingegen hat viele Ursachen.

Diffuser Haarausfall: das steckt dahinter

Der diffuse Haarausfall wird häufig durch hormonelle Schwankungen, etwa im Verlauf des Zyklus, während der Schwangerschaft oder der Wechseljahre, ausgelöst. Regelt sich der Hormonhaushalt wieder ein, wachsen die Haare wieder nach. Allerdings wird das Haar nie «wie früher»: Es altert. «Bei Frauen nimmt die Haardichte ab. Dahinter steckt ein degenerativer Alterungsprozess der Kopfhaut. Genau wie die Knochen wird auch Haar im Alter abgebaut», meint Prof. Dr. Thomas Kündig, Leiter der Dermatologischen Klinik am Universitätsspital Zürich.

Auch durch die Chemotherapie oder manche Mittel gegen Akne kann sich diffuser Haarausfall einstellen. Sowie die Behandlung beendet wird, setzt das natürliche Haarwachstum wieder ein.

Hinter dem Haarverlust kann aber auch eine nicht diagnostizierte oder fehlbehandelte Krankheit stecken. Diabetes, eine Fehlfunktion der Schilddrüse oder eine Kopfhauterkrankung kann zu diffusem Haarausfall führen. Umso wichtiger ist bei ausfallenden haaren eine gründliche Untersuchung durch einen Allgemein- oder Hautarzt.

Diffuser Haarausfall: eine Frage des Lifestyles?

Entgegen weitläufiger Meinung führt Stress nicht zu Haarverlust. Ebenso wenig gibt es laut Prof. Kündig wissenschaftliche Belege für Vitaminmangel als Ursache für diffusen Haarausfall. Eine einseitige Ernährung kann allerdings schon zu Haarausfall führen. Bei einer strengen Diät kann es zu Eisenmangel kommen. «Das ist nicht gut für die Haare», erklärt Prof. Kündig. Vegetarier und Veganer sind hier besonders stark betroffen.

Therapien bei Haarausfall

Diffuser Haarausfall lässt sich nicht durch eine spezielle Haarpflege vermeiden oder beheben. Auch Koffein hat sich als Heilmittel nicht bewährt. Stattdessen empfiehlt sich, die Ursache des Haarausfalls zu ermitteln und zu behandeln. Dann bleibt der Haarverlust aus.

Solange die Ursache aber nicht bekannt ist, kann diffuser Haarausfall auch mit verschiedenen Präparaten therapiert werden. «Produkte mit dem Wirkstoff Minoxidil sind wirksame Mittel gegen Haarausfall, beispielsweise in Form eines Haarwassers», so Prof. Kündig. Studien haben ergeben, dass vier von fünf Frauen hierdurch wieder mehr und dichteres Haar bekommen haben und die Haare wieder länger wachsen. Doch der Wirkstoff hat auch Nebenwirkungen: Bei einigen Frauen wächst auf Wangen und Oberlippe ein leichter Flaum, bei Männern steht er im verdacht, die Libido zu mindern.

«Denkbar ist auch eine Therapie mit dem Wirkstoff Kopexil. Dieser Wirkstoff ist jedoch etwas schwächer als Minoxidil», so Prof. Kündig. Bei Männern können ausserdem Finasteride verschrieben werden, welche die Wirkung männlicher Hormone an der Haarwurzel blockiert. «Auch dieses Mittel ist nachweislich wirksam», so Prof. Kündig. Doch Achtung: Finasteride können bei einigen Betroffenen schwerwiegende Nebenwirkungen auslösen. Es ist also selbstverständlich, dass Arzt und Patient die Nutzen und das Risiko individuell abwägen und eine persönliche Therapie wählen.

Hinweis des Experten

Prof. Dr. Thomas Kündig, Haarspezialist am Universitätsspital Zürich, ist bezüglich der Verschreibung von Finasteride vorsichtig geworden. Es wird immer häufiger über das sogenannte Post-Finasteride-Syndrom berichtet und weitere Studien bleiben abzuwarten.

Hier zur ausführlichen Positionierung des Mediziners.

Hinweis der Redaktion

Der Wirkstoff Finasterid kann schwerwiegende Nebenwirkungen wie Impotenz, Depression und Konzentrationsschwäche hervorrufen. Halten diese Beschwerden auch nach dem Absetzen des Medikaments an oder stellen sich sogar erst im Anschluss daran ein, sprechen Mediziner vom Post-Finasterid-Syndrom. Dieses ist noch nicht umfassend erforscht und aktuell (Stand 10/2018) Gegenstand des wissenschaftlichen und in einigen Ländern wie Deutschland und den USA auch juristischen Diskurses.

Erfahre hier mehr dazu.

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