Die Weisheitszahn-OP und ihr Hintergrund

Wann die Zähne im Mund bleiben dürfen und wann sie weichen müssen

Weisheitszahn-OP: Nahaufnahme von Zahnuntersuchung mit Spiegel
Prof. Filippi, was sind eigentlich Weisheitszähne und warum werden sie so genannt?

Die Weisheitszähne sind die letzten regulär angelegten Zähne des Menschen, die sich ganz hinten im Mund befinden. Haben sie genügend Platz, sind sie zirka ab dem 18. Lebensjahr im Mund zu sehen, teilweise aber auch deutlich später. Der Name kommt aus einer Zeit, in der die Lebenserwartung der Menschen sehr viel geringer war als heute – damals galten Menschen mit 25, wenn die Weisheitszähne sichtbar wurden, schon als weise.

Warum ist so häufig eine Weisheitszahn-OP notwendig?

In vielen Fällen haben die Weisheitszähne zu wenig Platz und brechen dann nur teilweise oder gar nicht durch. Erreichen Bakterien aus dem Mund die Weisheitszähne, kommt es häufig zu Infektionen, die unangenehm sein können. Ausserdem sind Veränderungen wie Karies, Zysten oder Schäden an den direkt davorstehenden Zähnen möglich, wenn sie trotz Indikation nicht gezogen werden.

Welche Symptome weisen auf ein Problem mit den Weisheitszähnen hin?

Patientinnen und Patienten empfinden ausgehend von der Stelle, an der die Weisheitszähne liegen, ein Druckgefühl, Schmerzen, Schwellungen, eine Einschränkung beim Mundöffnen, sie haben Schluckbeschwerden oder sogar Fieber.

Gibt es Alternativen zur Weisheitszahn-OP? Können sie manchmal erhalten bleiben?

Sie können nur erhalten bleiben, wenn sie genügend Platz haben. Wurden beispielsweise andere Zähne in dieser Region bereits entfernt oder waren gar nicht erst angelegt, ist es möglich, dass sie bleiben. Selbstverständlich macht man auch nichts, wenn die Weisheitszähne vollkommen reizlos tief im Kieferknochen liegen, sprich keinerlei Probleme verursachen. Grundsätzlich muss immer im Einzelfall entschieden und das Vorgehen gemeinsam mit der Patientin oder dem Patienten besprochen werden. Für die Weisheitszahn-OP spielen immer auch noch andere Faktoren wie der allgemeinmedizinische Zustand und das Operationsrisiko eine Rolle.

Wie läuft der Eingriff typischerweise ab?

Nach einer entsprechenden Lokalanästhesie wird das Zahnfleisch an dieser Stelle eröffnet. Bei Bedarf muss etwas über dem Weisheitszahn liegender Knochen entfernt werden. Je nach Situation muss der Zahn in zwei oder mehr Stücke zerteilt werden, um ihn vollständig zu entfernen. Im Anschluss wird die Wunde gereinigt und mit Nähten verschlossen. Damit alles reibungslos verheilen kann, wird für wenige Tage im Unterkiefer eine Drainage gelegt, sodass Wundflüssigkeit abfliessen kann.

Mit welchen Risiken und Nebenwirkungen muss man nach der Weisheitszahn-OP rechnen?

Typische Begleiterscheinungen nach dem Eingriff sind Schmerzen und Schwellungen in der Region, die in der Regel für zwei bis maximal drei Tage anhalten. Wie bei jedem anderen Eingriff auch besteht grundsätzlich ein Risiko für eine Infektion der Wunde. In seltenen Fällen kann es im Oberkiefer zur Eröffnung der Kieferhöhle und im Unterkiefer zu Irritationen der durch den Kiefer laufenden Nerven kommen.

Wie lange dauert die Erholungsphase nach dem Eingriff? Was muss berücksichtigt werden?

Normalerweise erholt man sich binnen zwei bis drei Tagen nach der Weisheitszahn-OP. In dieser Zeit sollte man keine anstrengende körperliche Arbeit verrichten und auch keinen Sport treiben. Es empfiehlt sich, die Wange von aussen für etwa zwei Tage immer wieder zur kühlen, das beugt Schwellungen vor und lindert lokale Beschwerden. Detaillierte Informationen erhält man unmittelbar im Anschluss an den Eingriff.

Gibt es Präventivmassnahmen, um die Weisheitszähne zu schützen?

Sind die Weisheitszähne vollständig durchgebrochen und müssen nicht entfernt werden, muss das bei der Mundhygiene berücksichtigt werden. Sie befinden sich ja ganz hinten im Mund, trotzdem muss man sie mit der Zahnbürste auch wirklich von allen Seiten erreichen, damit sie keine Karies bekommen. Das ist nicht immer ganz einfach und sollte geübt werden.

Vielen Dank für das Gespräch.

Tipps für die Weisheitszahn-OP

Vorbereitung: Organisiere jemanden, der dich nach dem Eingriff abholt und nach Hause bringt. Ausserdem kannst du dich schon vorab um erforderliche Medikamente wie Schmerzmittel kümmern.

Kühlen: Am besten schon vor dem Eingriff feuchte Tücher oder Cool-Packs aus der Apotheke kühlstellen, damit sie hinterher direkt zur Hand sind. Bitte niemals aus dem Kühlfach direkt auf die nackte Haut legen, sondern die Wange mit einem Tuch schützen. 

Wärme: Warme Speisen und Getränke sollten genau wie Solariumbesuche, Sonnenbäder oder Saunagänge vermieden werden.

Tabus: Auf Alkohol und Tabak solltest du unbedingt verzichten bis die Wunden geschlossen sind. 

Zahnpflege: Spätestens 24 Stunden nach der Weisheitszahn-OP sollten die übrigen Zähne wieder gereinigt werden.

Essen: Neben sehr heissen Gerichten solltest du auf scharfe Gewürze verzichten. Ebenfalls nicht so gut sind harte Speisen wie Vollkornbrot, Nüsse oder Müsli, die Krümel in der Wunde hinterlassen können.

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