Die Protrusionsschiene sorgt für nächtliche Ruhe

Wie die Schienen gegen Schnarchen und Schlafapnoe helfen

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Spoiler

  • Schnarchgeräusche entstehen, wenn die Atemwege eingeengt sind und das Gaumensegel und das Rachenzäpfchen anfangen zu flattern.
  • Eine Protrusionsschiene im Mund verlagert den Unterkiefer nach vorne und verhindert eine Einengung der Atemwege und somit das Schnarchen und in vielen Fällen eine Schlafapnoe.
  • Für Apnoiker werden die Kosten für die Schiene zum grossen Teil von der Krankenkasse übernommen, aber nur bei erfolgslosem CPAP-Therapie-Versuch und nach Überweisung vom Pneumologen.

Schnarchen – ein weit verbreitetes Phänomen, das bei circa 60 Prozent der Männer, 40 Prozent der Frauen und zehn Prozent der Kinder vorkommt. Es verstärkt sich mit zunehmendem Alter, nimmt aber nach dem 75. Lebensjahr wieder ab. Frauen entwickeln oft erst während der Wechseljahre Schnarchprobleme. Bis dahin schützen vermutlich die weiblichen Geschlechtshormone das Schleimhautgewebe im Rachen vor frühzeitiger Erschlaffung, einer der Hauptursachen für Schnarchen. Eine Protrusionsschiene kann dem Schnarchen ein Ende bereiten.

Hoher Geräuschpegel in der Nacht

Nebst dem gewöhnlichen Schnarchen können die Geräusche auch sehr unregelmässig auftreten – ein Anzeichen für eine sogenannte Schlafapnoe. Sie ist eine Krankheit, bei der Betroffene während der Nacht Atemaussetzer haben, die mehrere Sekunden andauern können. Um genügend Sauerstoff zu erhalten, startet der Körper dann eine Weckreaktion: Betroffene holen kräftig und explosionsartig Luft und wachen auf. In der Folge sind Apnoiker tagsüber häufig erschöpft und leiden an Konzentrationsmangel. Der Sauerstoffmangel während der Nacht hat auch gravierende gesundheitliche Folgen. So ist das Risiko für Bluthochdruck, Herzinfarkt, Schlaganfall und Herzrhythmusstörungen bei Schlafapnoe erhöht.

«Schnarchen allein ist kein gesundheitsbedrohlicher Befund, während Schlafapnoe eine ernstzunehmende Erkrankung ist», meint Dr. Aufenanger. «Die Schlafapnoe ist sozusagen eine Steigerungsform des Schnarchens, bei der zusätzlich Atemaussetzer auftreten». Für regelmässige Schnarcher besteht aber kein Grund zur Besorgnis, denn es muss sich nicht zwingend eine Schlafapnoe entwickeln. Da die Patienten häufig nicht selbst wissen, dass an Schlafapnoe leiden, ist eine Untersuchung auf das Schlafapnoe-Risiko beim Hausarzt, der beste erste Schritt einer Behandlung.

Alles blockiert

«Grundsätzlich werden Schnarchen und Schlafapnoe durch alles verursacht, was die Atemwege einengt», weiss Dr. Aufenanger. So können zum Beispiel Allergien, Übergewicht, Atemwegsprobleme bei einer Erkältung und Alkoholkonsum zu Schnarchen führen. Auch verdickte Gaumenmandeln, schlaffe Gaumensegel, das Schlafen in Rückenlage oder eine Kieferfehlstellung wie die Unterkieferrücklage sind potenzielle Auslöser. Durch die Verengung fangen das Gaumensegel und das Rachenzäpfchen im Luftstrom an zu vibrieren und erzeugen die für das Schnarchen typischen Töne.

Schluss mit Schnarchen

Um das Problem des Schnarchens und der Schlafapnoe zu behandeln, gibt es mehrere Möglichkeiten: Bei leichten Beschwerden reichen bereits allgemeine Massnahmen wie Übergewicht abbauen, auf Alkohol verzichten und in der Seitenlage schlafen.

Stärkere Schnarchprobleme werden häufig mit Überdruckbeatmung therapiert: Der Betroffene legt sich dazu eine Gesichtsmaske über Nase und/oder Mund, die über einen flexiblen Schlauch mit einem Überdruckbeatmungsgerät verbunden ist. Während der Nacht bläst dieses stetig Luft in die Lunge des Betroffenen und verhindert dadurch einen Kollaps der oberen Atemwege. Des Weiteren können – je nach Ursache – verschiedene chirurgische Eingriffe vorgenommen werden wie etwa eine Mandelentfernung oder eine Gaumen- und Rachenstraffung.

Wenig invasive Therapie mit Protrusionsschiene

Dr. Aufenanger rät insbesondere zu einer Behandlung in Form einer Kiefervorverlagerung. «Bei reinen Schnarchproblemen sollten Betroffene zuerst zum Zahnarzt gehen. Er kann mit einfachen und günstigen Mitteln einen Therapieversuch durchführen. Diese Therapieform ist auch in vielen Fällen eine Alternative für Patienten, die schlecht mit Beatmungsgeräten schlafen können oder eine OP scheuen.» Für die Kostenübernahme ist in dem Fall wichtig, dass der Patient vorgängig von einem Schlafspezialisten überwiesen wird.

Der Zahnarzt macht dazu einen Abdruck oder einen Scan des Kiefers und erstellt eine sogenannte Protrusionsschiene, die individuell auf die Zähne des Betroffenen abgestimmt ist. «Die Schiene kann man sich wie eine Nachtspange vorstellen, die den Ober- und Unterkiefer über ein bewegliches Gelenk aneinander fixiert und den Unterkiefer nach vorne zieht», erklärt Aufenanger. Dadurch wirkt sie einer Verengung der Atemwege entgegen und aktiviert die Muskulatur der Weichgewebe im Rachenraum.

«Sie gehört zu den wirksamsten Methoden gegen Schnarchen und verspricht eine hohe Erfolgsrate», so Dr. Aufenanger. «Jedoch kann man mit keiner Methode einen hundertprozentigen Erfolg versprechen.»

Protrusionsschiene – kaum störend

«Die Protrusionsschiene wird im Allgemeinen sehr gut von den Patienten angenommen», meint Dr. Aufenanger. «Und viele Menschen empfinden die Schiene als komfortabler als ein Atemwegsüberdruckgerät.»

Besonders interessant für Menschen mit Schlafapnoe: Für sie werden die Kosten für die Protrusionsschiene und den Zahnarzt zum grossen Teil von der Krankenkasse übernommen, aber nur bei erfolgslosem CPAP-Therapie-Versuch und nach Überweisung vom Pneumologen.

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