Darmkrebs

Darmkrebs: Ursachen, Diagnose und Behandlung

Wie Darmkrebs behandelt wird

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Spoiler

  • Darmkrebs gehört zu den häufigsten Krebsarten.
  • Darmkrebs kann durch Vorsorgeuntersuchungen verhindert werden.
  • Eine chirurgische Entfernung des Tumors ist die Standardtherapie bei Darmkrebs.
  • Minimalinvasive Eingriffe und die Einhaltung einer standardisierten, modernen postoperativen Behandlung (ERAS-Standards) versprechen eine schnelle Genesung.

«Darmzellen können sich über viele Jahre hinweg verändern. So kann in einem Zeitraum von etwa zehn Jahren aus einer gesunden Darmzelle eine gutartige Veränderung – ein Adenom – und danach ein Darmkrebs, ein Adenokarzinom, entstehen», erklärt Prof. Dr. Robert Rosenberg die Entstehung von Darmkrebs.

Darmkrebs: Tumor mit vielen Ursachen

Die Ursachen der Entstehung sind sehr unterschiedlich. Darmkrebs kann aufgrund von Umwelteinflüssen, ungünstiger Ernährungsweise oder anderen Risikofaktoren wie Rauchen oder Übergewicht entstehen. Zehn bis 20 Prozent der Darmkrebs-Fälle sind ausserdem vererbt.

«Darmkrebs gehört zu den am häufigsten vorkommenden Tumorarten in der Schweiz. Die Zahl der Neuerkrankungen mit circa 4000 Fällen pro Jahr nimmt stetig zu. Umso wichtiger ist es, mit Präventionskampagnen das Auftreten zu reduzieren. Ab dem 50. Lebensjahr sollte man etwa alle zehn Jahre zur Darmkrebsvoruntersuchung. So können potentiell gefährliche Veränderungen rechtzeitig entdeckt werden», rät Prof. Rosenberg.

So wird Darmkrebs behandelt

«Erhält ein Betroffener die Diagnose Darmkrebs, sollte er sich möglichst schnell an ein Darmkrebszentrum oder an ein Spital wenden, das auf Darmerkrankungen spezialisiert ist», so der Chirurg.

Bei der Behandlung von Darmkrebs ist ein chirurgischer Eingriff die Standardtherapie. «Die Grundlage zur Heilung besteht in der Entfernung des Tumors, deshalb steht die Operation im Mittelpunkt. Die Chirurgen sind jedoch nicht die einzigen Involvierten, die an der Behandlung des Patienten mitwirken», erläutert Prof. Rosenberg. Stellt sich die Frage nach einer Chemo-, Antikörper- oder Hormontherapie, werden die Onkologen zu Rate gezogen. Die Frage einer Bestrahlung wird mit dem Strahlentherapeuten besprochen. Radiologen, Humangenetiker und natürlich die Gastroenterologen sind wichtige Behandlungspartner.

«In einem sehr frühen Stadium können Gastroenterologen bösartige Tumore mithilfe einer Darmspiegelung entfernen», ergänzt der Experte. «Dies kann dann eine Operation ersparen.» Und auch mit Psychoonkologen arbeitet ein Darmkrebszentrum eng zusammen. «Die Psyche und der emotionale Zustand eines Patienten hat eine grosse Bedeutung. Kopf und Darm sind eng vernetzt und vieles darüber wissen wir noch unzureichend. Wer positiv denkt, wird schneller gesund», ist Prof. Rosenberg überzeugt.

Operation von Roboterhand?

Während der Operation setzen die Chirurgen auf minimalinvasive Eingriffe wie beispielsweise die Kamera- oder Schlüssellochtechnik. «Wann immer möglich versuchen wir, kleine Schnitte vorzunehmen und auf grosse Bauchschnitte zu verzichten. Studien belegen, dass mit minimalinvasiven Operationen von geübten Händen die gleiche Qualität erzielt wird wie mit der offenen Chirurgie. Dennoch ist auch ein Operieren über einem grossen Bauchschnitt in bestimmten Situationen wichtig und ein Spital sollte beide Eingriffsvarianten auf gleichem Niveau beherrschen», führt der Mediziner aus.

Eine weitere Neuerung, die bereits viele Kliniken anbieten, ist der Operationsroboter Da Vinci. «Der Roboter operiert nicht selbst», erklärt Prof. Rosenberg. «Vielmehr handelt es sich um eine Art Operationskonsole. Ein Chirurg steuert mit seinen Händen die Arme des Roboters. Daraus resultiert ein präziseres Operieren, da die Gelenke des Roboters 360 Grad bewegbar und seine Bewegungen äusserst genau sind.»

Veränderte Operationsqualität

In den letzten zehn Jahren hat sich unter anderem auch die Operationsqualität deutlich verbessert. «Wir Chirurgen haben gelernt, die embryonalen Hüllschichten eines Tumors zu respektieren und bei der Operation nicht zu verletzen. Auch entfernen wir heute mehr Lymphknoten aus dem den Tumor umgebenden Fettgewebe. Je mehr Lymphknoten entfernt werden, desto grösser ist die Heilungschance», so Prof. Rosenberg.

Die Entfernung eines Darmabschnittes hat in der Regel nur wenige Auswirkungen auf den Alltag der Betroffenen: «Es kann zu Beginn zu Stuhlveränderungen kommen, doch nach einer gewissen Eingewöhnungsphase normalisiert sich der Stuhlgang wieder in Bezug auf Konsistenz und Frequenz. Ein künstlicher Darmausgang ist nur noch selten nötig. Diese Sorge können wir vielen Patienten nehmen.»

Schnell wieder fit

Vor einigen Jahren waren frisch operierte Darmkrebs-Betroffene für mindestens zwei Wochen ans Bett gefesselt. Heutzutage sind die Patienten sofort wieder auf den Füssen. Dies Dank den sogenannten ERAS-Standards, nach denen auch das Darmkrebszentrum am Kantonsspital Baselland arbeitet. «Die Abkürzung ERAS bedeutet ‘Enhanced Recovery After Surgery’, also ‘schnelle Erholung nach einer Operation’. Zu diesen Richtlinien gehört beispielsweise, dass wir versuchen, auf starke Schmerzmittel – Opiate – zu verzichten und die Narkose so schonend wie möglich gestalten», erklärt der Chefarzt. «Ziel ist, dass der Patient am Abend nach der Operation das Bett bereits wieder für kurze Zeit verlassen kann». Auch die Nahrungsaufnahme normalisiert sich durch die Einhaltung der ERAS-Standards schneller.

«Natürlich eignen sich die ERAS-Richtlinien nicht für alle Patienten gleich gut», gibt Prof. Rosenberg zu bedenken. «Deshalb ist es wichtig, auf jeden Betroffenen individuell einzugehen und die richtige Behandlungsmethode zu finden.»

Wenn der Darmkrebs zurückkommt

Ob der Krebs zurückkommt, ist schwer vorherzusagen. «Ein Pathologe untersucht den entnommenen Tumor und erstellt eine sogenannte TNM-Klassifikation. ‹T› steht für die Tumorinfiltrationstiefe, also wie tief der Tumor in die Darmwand hineinwächst. ‹N› veranschaulicht, ob Lymphknoten befallen sind oder nicht, und ‹M›, ob Organmetastasen vorhanden sind. Daraus ergeben sich verschiedene Tumorstadien, römisch nummeriert von eins bis fünf. Grob kann man sagen, dass bei den Stadien I und II etwa 80 bis über 90 Prozent der Betroffenen nach über fünf Jahren noch am Leben sind. Beim III. Stadium sind es circa 60 Prozent und beim IV. etwa 20 bis 30 Prozent», erklärt der Chefarzt.

Auch in der Behandlung von Metastasen in Leber und Lunge – Organe, die am häufigsten von Metastasen betroffen sind – hat die Medizin grosse Fortschritte gemacht: «Patienten mit Organmetastasen haben heute eine längere Lebenserwartung».

Darmgesundheitstipps

Was kann jeder selber für seine Darmgesundheit tun? «Ausreichend trinken, gesund ernähren, Fastfood und rotes Fleisch wenn möglich meiden, viel bewegen und sportlich aktiv sein, nicht rauchen und nur wenig Alkohol trinken», rät Prof. Rosenberg.

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