Die Menopause 

Interview mit Prof. Dr. med. Petra Stute

Frau Prof. Stute, warum kommt es zur Menopause?

Die Anzahl der im Eierstock liegenden Eizellen ist begrenzt; diese Zahl ist von Geburt an festgelegt. Nach und nach nimmt die Anzahl der Eizellen ab. Die Menopause ist also quasi das Zeichen eines erschöpften Eierstocks.

Warum brauchen wir die Menopause?

Eigentlich brauchen wir sie nicht. Sie ist die Verdeutlichung der langsamer voranschreitenden Evolution im Vergleich zur gestiegenen Lebenserwartung der Frau. Früher, als die Lebenserwartung der Frauen deutlich tiefer war, erlebten viele Frauen aufgrund des frühen Ablebens die Menopause erst gar nicht. Heute jedoch werden wir wesentlich älter, aber unser Körper hat sich nicht schnell genug mitentwickelt.

Wie individuell wird die Menopause von Ihren Patientinnen erlebt?

Es gibt nicht nur eine ganze Bandbreite von Symptomen, sondern auch zahlreiche Möglichkeiten, in welcher Kombination diese auftreten können. Am häufigsten kommt das Schwitzen, die Hitzewallung, vor. Davon sind ca. 70 bis 80 Prozent der Frauen betroffen. Dabei variiert natürlich die Intensität. Auch die Reaktionen auf die Schweissausbrüche sind sehr verschieden. Die einen empfinden sie als viel belastender und einschränkender als andere.

Von welchen Faktoren hängt es ab, wie wir mit den Wechseljahren umgehen und von welchen Beschwerden wir betroffen sind?

Es gibt einige familiäre Komponenten, die evtl. bereits im Vorfeld bestimmt werden können. Oft erreicht eine Frau im selben oder ähnlichen Alter die Wechseljahre wie ihre Mutter. Dabei kann es auch sein, dass sich die Beschwerden ähneln. Eine Garantie dafür gibt es aber keine. Man kann jedoch vermuten, welche Frauen während der Wechseljahre mit depressiven Verstimmungen zu kämpfen haben werden: Wer bereits vor den Wechseljahren von starken Stimmungsschwankungen betroffen war, sei es aufgrund von PMS, einer postpartalen Depression oder depressiven Verstimmungen während der Pubertät, neigt dazu, auch während der Wechseljahre an solchen Symptomen zu leiden.

Die Wechseljahre können in verschiedene Phasen unterteilt werden, angefangen bei der Perimenopause. Was beinhaltet diese erste Phase?

Die ersten hormonellen Veränderungen können bereits mit Mitte 30 einsetzen. Die Perimenopause ist dadurch gekennzeiwachnet, dass erste Symptome wie Blutungsstörungen oder Hitzewallungen auftreten können. Oft liegt am Anfang ein Gelbkörperhormonmangel vor, da nicht immer ein Eisprung der herangereiften Eizelle stattfindet. Andererseits können mitunter auch zwei Eizellen heranreifen, wenn zum Beispiel in der zweiten Zyklushälfte unter dem Einfluss der Hormone aus dem Gehirn schon die nächste Eizelle wächst. Dann findet man mitunter hohe Östrogenspiegel im Blut. Klinisch kann sich das in kurzen oder langen Zyklen äussern.

Was ist die Postmenopause?

Die Postmenopause beginnt anschliessend an die Menopause. Dabei unterscheiden wir zwischen der frühen und der späten Postmenopause. Die frühe Postmenopause dauert ungefähr fünf bis acht Jahre. Ab dem Eintritt der Postmenopause kann eine Frau nicht mehr schwanger werden. Dadurch erübrigt sich dann auch die Frage der Verhütung. Es gibt eine Faustregel: Wenn man nach dem Erreichen des 50. Lebensjahrs ein Jahr lang keine Blutung mehr hatte, kann man künftig auf Verhütung verzichten, sofern keine anderen Ursachen für das Ausbleiben der Periode vorliegen. Wenn man jünger als 50 Jahre ist, sollte man nach der letzten Blutung zwei Jahre lang warten, bevor auf Verhütung verzichtet wird, sofern keine anderen Ursachen für das Ausbleiben der Periode vorliegen.

Wie kann man sich optimal auf die Wechseljahre vorbereiten?

Sich vorzubereiten mit dem Hintergedanken, dass die Symptome dann schwächer auftreten, ist schwierig bis unmöglich. Man kann im Vorfeld schliesslich nicht herausfinden oder bestimmen, unter welchen Beschwerden man leiden wird. Es hilft jedoch, das eigene Bewusstsein für die Thematik zu stärken, damit man von den Beschwerden nicht überrumpelt wird. Die beste Vorbereitung auf die Wechseljahre ist deshalb die Information.

Können Sie abschliessend etwas Gutes über die Wechseljahre sagen?

Die Wechseljahre und die Menopause sind häufig eine Standortbestimmung für die Frau, sowohl familiär als auch beruflich. Sie sind der Beginn eines neuen Lebensabschnitts. Und ein kleiner Trost: Frauen, die während ihrer Periode unter Beschwerden litten, sind diese Schmerzen nach der Menopause los.

Vielen Dank für das Gespräch.
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