Was ist die Mad Pride genau?
Die Mad Pride, diesmal in Lausanne, ist eine soziale Bewegung, die sich für die Rechte und Würde von Menschen mit psychischen Erkrankungen einsetzt. Sie wurde 1993 in Toronto ins Leben gerufen, um die Vorurteile und Diskriminierung gegenüber Menschen mit psychischen Gesundheitsproblemen zu bekämpfen. Ihr Bestreben lag auch in der Schaffung von Bewusstsein und der Förderung der Akzeptanz für diese Personen. Seitdem hat sich diese Bewegung auf viele Länder ausgeweitet, einschliesslich der Schweiz.
Mad Pride, warum in Lausanne?
In der Schweiz sind psychische Erkrankungen mittlerweile eine der am häufigsten auftretenden Gesundheitsprobleme. Kein Wunder: Wenn wir den anhaltenden Stress, den wachsenden Leistungsdruck in Schule und Beruf sowie die begrenzte Zeit für Erholung berücksichtigen, wird schnell klar, dass für die mentale Gesundheit wenig Platz bleibt. So ein sozialer Gesellschaftswandel kann gar nicht spurlos an uns vorbeigehen. Und das spiegelt sich auch in den Zahlen wider: Beispielsweise verzeichnete das Schweizerische Gesundheitsobservatorium im Jahr 2021 einen Anstieg der psychiatrischen Hospitalisierungen bei Mädchen und Frauen im Alter von 10 bis 24 Jahren um 26 Prozent. Ebenso ist die Zahl der Fälle von Arbeitsunfähigkeit aufgrund psychischer Probleme im Jahr 2022 um ganze 20 Prozent im Vergleich zu 2021 gestiegen. Studien deuten darauf hin, dass jährlich etwa 20 bis 30 Prozent unserer Bevölkerung von psychischen Störungen betroffen sind.
Schweizer Bürgerinnen und Bürger sind sich dabei bewusst, dass die psychische Gesundheit eine wichtige Rolle spielt. Laut der Ipsos Studie erachtet fast die Hälfte der Schweizer Bevölkerung das Beibehalten der mentalen Gesundheit als eines der bedeutendsten Gesundheitsprobleme, mit denen sie konfrontiert ist. Weltweit gilt die Psyche jetzt sogar als zweithöchste Sorge, wodurch sie Krebs überholt hat. Und dennoch werden mentale Beschwerden stark stigmatisiert. Dies führt dazu, dass viele Menschen sich schämen, sich nicht darüber austauschen wollen oder sogar versuchen, sie zu verdrängen. In der Schweiz haben beispielsweise lediglich 35 Prozent den Mut aufgebracht, mit Freunden oder Familienmitgliedern über ihre mentale Gesundheit zu sprechen. Noch weniger, nämlich nur 18 Prozent, haben mit ihrem Hausarzt oder einem Gesundheitsdienstleister über ihre psychisches Wohlbefinden gesprochen. Hier setzt die Mad Pride in Lausanne dieses Jahr wieder an und strebt danach, diese Dynamik zu verändern.
Alle sind willkommen, weil es alle etwas angeht
Die diesjährige Mad Pride in Lausanne setzt erneut den Fokus auf die immense Bedeutung der mentalen Gesundheit in unserem Leben. Denn psychische Probleme können jeden von uns treffen. Eine Studie der Harvard University ergab 2023, dass jede zweite Person weltweit im Verlauf ihres Lebens einmal von einer psychischen Erkrankung betroffen sein wird. Das ist die Hälfte der Weltbevölkerung. Aus diesem Grund sind alle dazu eingeladen, sich an dieser Bewegung zu beteiligen. Um 13 Uhr startet der nationale Umzug der Mad Pride Schweiz auf dem Vorplatz der Kathedrale bis zum «Place de l’Europe» und der «Place Centrale». Danach folgen viele inspirierende Reden, Podiumsdiskussionen und interessante Workshops.