Hodenkrebs

Die Hodenkrebs-Therapie, Schritt für Schritt erklärt

Auch bei Nachweis von Ablegern sind die Heilungschancen sehr gut

Zwei Ballons über Berg

Spoiler

  • Bei den meisten Hodenkrebspatienten beschränkt sich der Tumor auf den Hoden. Die meisten dieser Patienten können durch die operative Entfernung des Hodens geheilt werden.
  • Hat der Krebs Ableger gebildet, wird zusätzlich eine Chemotherapie durchgeführt.
  • Nachkontrollen sich wichtig, um mögliche Rückfälle früh zu erkennen und eventuelle Nebenwirkungen der Therapie zu behandeln.

Im Rahmen der Hodenkrebs-Therapie wird bei nahezu allen Patienten zuerst eine Operation durchgeführt. Dabei entfernt der Chirurg den betroffenen Hoden samt Nebenhoden und Samenstrang. «Die rund 45-minütige Operation ist sowohl unter Teilnarkose als auch unter Vollnarkose möglich», erklärt PD Dr. med. Thomas Hermanns, Leitender Arzt an der Klinik für Urologie des Universitätsspitals Zürich.

Hodenkrebs-Therapie: mehr als eine Operation

Die Operation ist ein standardisierter Eingriff, bei dem kaum Komplikationen auftreten. In seltenen Fällen gibt es Nachblutungen oder Infektionen, etwaige Schmerzen im Operationsgebiet sind gut mit Schmerzmitteln behandelbar.

Der entnommene Hoden wird nach der OP genau mikroskopisch analysiert, um die Art und das Ausmass des Tumors zu erfassen. «60 bis 85 Prozent der Patienten haben einen lokal begrenzten Tumor im Frühstadium ohne nachweisbare Ableger. Das krebsspezifische Zehn-Jahres-Überleben bei diesen Patienten liegt bei über 99 Prozent», erklärt der Urologe.

Patienten mit Ablegern – sogenannten Metastasen – in Lymphknoten oder an anderen Stellen erhalten nach der Operation meistens eine Chemotherapie, durch die die Tumorzellen abgetötet werden. Hierbei werden in der Regel drei verschiedene Substanzen verabreicht. Die Behandlung erfolgt in drei bis vier Zyklen zu jeweils 21 Tagen.

Diverse Nebenwirkungen der Chemotherapie

Neben temporärem Haarausfall kann die Chemotherapie Übelkeit auslösen, die allerdings gut behandelbar ist. Weitere unmittelbare Nebenwirkungen sind beispielsweisse Veränderungen des Blutbildes, Kribbeln an Fingern und Füssen (die sogenannte Polyneuropathie), Ohrrauschen (Tinnitus) oder eine Beeinträchtigung der Lungenfunktion. Nebenwirkungen der Chemotherapie werden engmaschig überwacht. Auch bei Hodenkrebs mit Ablegern stehen die Heilungschancen gut.

Die Patienten werden je nach Tumorausdehnung in eine gute, mittlere und schlechte Prognosegruppe eingeteilt. In der guten und mittleren Prognosegruppe liegen die Überlebenswahrscheinlichkeiten zwischen 78 bis 95 Prozent. Weniger als zehn Prozent der Patienten haben eine sehr hohe Tumorlast mit Ablegern etwa in den Knochen, der Leber oder dem Gehirn. In dieser schlechten Prognosegruppe liegen die Aussichten auf Heilung immer noch bei circa 50 bis 65 Prozent.

Hodenkrebs-Therapie hinterlassen Spuren

Eine geringe Rolle bei der Behandlung von Hodenkrebs spielt die Strahlentherapie: So werden etwa am Universitätsspital Zürich nur sehr wenige Hodenkrebspatient im Jahr auf diese Weise behandelt. Die Strahlentherapie verursacht zahlreiche Langzeitschäden, ohne dass der Behandlungserfolg besser ausfällt als jener, der durch eine Chemotherapie erzielt werden kann.

Allerdings beeinträchtigt auch die Chemotherapie den Gesundheitszustand des Patienten. «Nach einer Chemotherapie treten viele alterstypische Erkrankungen wie Bluthochdruck, oder Herz- und Gefässerkrankungen fünf bis zehn Jahre früher auf als üblich», erklärt PD Dr. Hermanns. Umso entscheidender ist für solche Patienten eine gesunde Lebensweise.

Wichtig sind regelmässige Nachkontrollen mit dem Ziel, einerseits Rückfälle möglichst frühzeitig zu erkennen und andererseits Nebenwirkungen der Therapie zu diagnostizieren und zu behandeln. «Je länger man nach erfolgter Therapie ohne Rückfall ist, umso grösser sind die Chancen, dauerhaft geheilt zu bleiben», weiss PD Dr. Hermanns.

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