Geschlechtskrankheiten: Vorsorge und Behandlung

Geschlechtskrankheiten und sexuell übertragbare Infektionen nehmen zu

Spoiler

  • Mit der Anzahl der Sexualpartner steigt das Risiko für eine Geschlechtskrankheit. Wer jährlich mehr als fünf Sexpartner hat, sollte sich auch ohne Symptome untersuchen lassen.
  • Tripper tritt am häufigsten auf. Unbehandelt kann er unfruchtbar machen.
  • Bis zu 80 Prozent der sexuell Aktiven zieht sich HPV zu. Diese Krankheit kann Krebs verursachen. Eine Impfung beugt vor.

Beim Sex können einige Krankheitserreger wie Bakterien, Viren, Pilze und Parasiten von Mensch zu Mensch übertragen werden. Diese lösen Geschlechtskrankheiten aus. Hier ein Überblick über die häufigsten Erkrankungen.

Herpes

Diese Virusinfektion wird durch ungeschützten Sex sowie durch Küssen und Körperkontakt übertragen. Die Symptome sind juckende und brennende Bläschen im Mund, an den Lippen oder im Genitalbereich. Mit einem Abstrich kann die Krankheit diagnostiziert werden. Vor Herpes-Viren kann man sich nicht schützen. «Eine Herpesinfektion begünstigt zudem die Ansteckung mit anderen durch Geschlechtsverkehr übertragbaren Krankheiten, vor allem mit Aids», warnt Dr. Laurence Toutous-Trellu, Fachärztin für Dermatologie und Venerologie am Universitätsspital Genf.

Chlamydien

Die Krankheit kann Juckreiz, Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen sowie Ausfluss im Genitalbereich auslösen. 50 bis 70 Prozent der Infizierten verspüren keine Symptome, wie Dr. Toutous-Trellu ausführt. Trotzdem kann die Krankheit durch ungeschützten Geschlechtsverkehr auf den Sexualpartner und während der Geburt auf das Kind übertragen werden. Chlamydien werden im Urin festgestellt und mit Antibiotika geheilt. Eine unbehandelte Infektion kann bei Frauen – und selten auch bei Männern – zu Unfruchtbarkeit führen.

Gonorrhö

Sie ist eine der häufigsten Geschlechtskrankheiten und wird auch Tripper genannt. Gonorrhö wird durch ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen und äussert sich durch Ausfluss im Genitalbereich, durch Schmerzen an Scheide und Eichel, beim Wasserlassen oder beim Sex sowie durch Halsschmerzen, Rötung und Reizung in Mund und Rachen. Die Krankheit wird mit einer Blutprobe festgestellt und kann in der Regel mit Antibiotika geheilt werden. Unbehandelt kann Gonorrhö bei Männern auf die Prostata und Nebenhoden übergreifen; bei beiden Geschlechtern kann die Infektion Unfruchtbarkeit zur Folge haben.

Syphilis

Die Infektion wird durch ungeschützten Sex übertragen und äussert sich unterschiedlich: An Penis, After, Scheide oder Mund können kleine, schmerzlose Geschwüre entstehen, die eine farblose, aber hochansteckende Flüssigkeit absondern. Später können Hautausschläge, Entzündungen oder die Symptome einer Erkältung oder Grippe auftreten. Syphilis wird über eine Blutprobe festgestellt und mit Antibiotika erfolgreich behandelt. Unbehandelt kann sie langfristig schwere, sogar lebensbedrohliche Folgen haben.

Hepatitis B und C

Mit Hepatitis B steckt man sich beim Sex, über kleinste Hautverletzungen oder über die Schleimhaut an. Sexuelle Übertragungen von Hepatitis C sind selten. Hepatitis B- oder C-Viren können schwere Leberschäden auslösen. Gegen Hepatitis B empfiehlt Dr. Toutous-Trellu eine Schutzimpfung; gegen Hepatitis C gibt es neue, vielversprechende Tabletten.

Bei Geschlechtskrankheiten und STIs gilt

Die meisten durch Sex übertragenen Infektionen lassen sich gut behandeln oder sogar heilen, falls man sie rechtzeitig erkennt. Treten Juckreiz, Brennen oder Ausfluss im Genitalbereich auf, sollte man sich sofort ärztlich untersuchen und behandeln lassen. «Wird eine STI festgestellt, ist es wichtig, dass sich auch Sexpartnerinnen oder Sexpartner untersuchen und allenfalls behandeln lassen, um die Übertragungskette zu unterbrechen», betont Dr. Toutous-Trellu. Das Risiko einer Ansteckung steigt mit der Anzahl der Sexpartner. Wer fünf oder mehr Sexpartner pro Jahr hat, sollte sich auch ohne Symptome einmal jährlich auf Infektionen und Geschlechtskrankheiten untersuchen lassen.

Geschlechtskrankheiten und Krebs

Diese Krankheit sollte man ernst nehmen: Nach Schätzungen infizieren sich 70 bis 80 Prozent der sexuell Aktiven im Laufe ihres Lebens mit HPV (Humanes Papillomavirus). «In 90 Prozent der Fälle verschwindet das Virus innerhalb von zwei Jahren», sagt Dr. Toutous-Trellu. Die Häufigkeit von HPV-Infektionen steigt mit der Anzahl Sexualpartner.

Die meisten der HPV-Typen sind harmlos, aber es gibt auch Hochrisiko-Typen: Diese können diverse Krebsvorstufen und -erkrankungen auslösen, unter anderem Gebärmutterhalskrebs. In den vergangenen Jahren wurden in der Schweiz jährlich rund 250 neue Fälle von Gebärmutterhalskrebs und etwa 5’000 Krebsvorstufen diagnostiziert.

Je nach Sexualpraxis gelangen die HPV-Viren in den Hals-Rachenbereich und können auch dort zu Krebsvorstufen oder Krebs führen. «Die Übertragungen im Mund und im Halsbereich haben in der letzten Zeit zugenommen», sagt Dr. Toutous-Trellu.

Die Expertin empfiehlt eine Impfung. Deren Nutzen ist am grössten, wenn sie vor den ersten sexuellen Erfahrungen erfolgt. Daher wird die kostenlose HPV-Impfung allen Jugendlichen im Alter von 11 bis 14 Jahren empfohlen. Auch für 15- bis 26-Jährige kann die HPV-Impfung sinnvoll sein.

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