Der HIV-Selbsttest: diskreter Check auf eine Infektion

Wie moderne HIV-Selbsttests die Diagnose erleichtern

im Schnee gehen

Spoiler

  • Je früher HIV diagnostiziert wird, desto früher kann die Krankheit behandelt werden.
  • Bislang war der Gang zu einem Arzt oder einer anderen Teststelle nötig – seit dem 19. Juni 2018 sind HIV-Selbsttests, auch Selftests, Heimtests oder Autotests genannt, in Apotheken, Drogerien oder im Internet erhältlich.
  • Die Ansteckung muss mindestens drei Monate vor dem Test stattgefunden haben, um messbar zu sein.

Die Zahl der HIV-Diagnosen in der Schweiz ist zuletzt deutlich zurückgegangen. Dieser Trend könnte sich in den nächsten Jahren weiter fortsetzen, denn seit Juni 2018 darf der sogenannte HIV-Selbsttest, auch Selftest, Heimtest oder Autotest genannt, in der Schweiz verkauft werden und ist somit für alle zugänglich.

Das kommt besonders jenen Betroffenen entgegen, die vor einem Test beim Arzt zurückschrecken – sei es aus Scham oder weil es keine geeignete Teststelle in der Nähe gibt – und sich somit bislang gar nicht oder nur unregelmässig haben testen lassen.

Darauf solltest du beim Kauf achten

Mit den modernen HIV-Selbsttests, die – auch ohne ärztliche Verordnung – in Apotheken, Drogerien oder im Internet erhältlich sind, kann nun also jeder bequem und einfach zu Hause herausfinden, ob eine Infektion mit dem Humanen Immundefizienz-Virus, so der vollständige Name des Erregers, vorliegt.

Wenngleich die Selbsttests auch im Internet bestellt werden können, empfiehlt sich dennoch der Kauf in Apotheken oder Drogerien, da das Risiko des Erwerbs einer Fälschung dort geringer ist. Wenn doch online gekauft wird, sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass die Tests folgende Kriterien erfüllen:

  • europäische CE-Kennzeichnung vorhanden
  • für die Anwendung durch Laien entwickelt
  • Begleitinformationen gegeben

Ein guter HIV-Selbsttest sollte ausserdem annähernd 100 Prozent sensitiv sein, darf also bei richtiger Anwendung keine HIV-Infektion «übersehen».

Wie funktioniert der HIV-Selbsttest?

Wichtig zu wissen ist, dass alle Selbsttests nach Antikörpern, also Proteinen, die der Körper bildet, wenn er mit HIV infiziert ist, suchen. Das bedeutet: Der HIV-Selbsttest reagiert grundsätzlich nicht direkt auf HIV, sondern auf die Antwort des Körpers auf HIV. Die Bildung dieser Antikörper kann allerdings bis zu drei Monaten nach der Ansteckung dauern, sodass ein negatives Testergebnis nicht automatisch Entwarnung bedeutet. Spätestens nach diesen drei Monaten sind die Antikörper aber praktisch bei jedem Betroffenen nachweisbar. Wer also sicher ausschliessen will, dass er sich infiziert hat, sollte nach dem kritischen Verkehr drei Monate bis zu einem Test warten.

Die Anwendung selbst ist simpel: Zunächst pikst sich der Betroffene in den Finger und entnimmt einen Tropfen Blut, der dann in eine Testapparatur gegeben und ausgewertet wird. Gepikst werden sollte am besten an der Seite des Fingers, da die Haut dort weniger Nerven besitzt, was weniger bis keine Schmerzen verursacht. Anschliessend ist je nach Produkt ein wenig Geduld gefragt. Manche Tests zeigen das Ergebnis bereits nach einer Minute an, bei anderen wiederum kann es bis zu ungefähr einer Viertelstunde dauern. Falsch machen können Betroffene bei dem Test nichts: Wie bei Schwangerschaftsselbsttests verfügt auch der HIV-Selbsttest über ein Kontrollband, das anzeigt, ob eine Probe gültig ist.

Positives Ergebnis – was nun?

Da der HIV-Selbsttest sehr empfindlich ist, kann es hin und wieder passieren, dass er ein positives Ergebnis anzeigt, obwohl gar keine Infektion vorliegt. Zeigt der Selbsttest also ein positives Ergebnis an, sollte sicherheitshalber möglichst zeitnah ein Termin beim Arzt vereinbart und das Ergebnis mit einem Labortest überprüft werden.

Bestätigt der Labortest die HIV-Infektion, sollten Betroffene nicht verzweifeln und sich bei Bedarf persönlich, telefonisch oder online Hilfe bei einer Beratungsstelle holen. HIV ist zwar nach wie vor nicht heilbar, lässt sich aber heutzutage medikamentös sehr gut behandeln – und zwar so, dass Betroffene gesund bleiben und eine ähnlich hohe Lebenserwartung haben wie gesunde Menschen. Wie auch bei anderen Krankheiten gilt: Je früher HIV diagnostiziert wird, desto früher kann die Krankheit behandelt werden. Aids, das Endstadium von HIV, muss also nicht mehr zwangsläufig die Folge sein.

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