Spoiler
- Die Darmspiegelung ist eine wichtige Methode zur Früherkennung von Darmkrebs.
- Ein sauberer Darm ist eine zentrale Voraussetzung für eine gute Untersuchungsqualität. Dafür wird am Vortag und am Morgen vor der Darmspiegelung ein Abführmittel eingenommen, um den Darm gründlich zu reinigen. Auf schwer verdauliche Nahrung wie Kerne oder Schalen von Obst und Gemüse sollte vor der Spiegelung verzichtet werden.
- Während der Darmspiegelung wird eine Kamera eingeführt, um den Dickdarm auf Polypen oder andere Auffälligkeiten zu untersuchen und gegebenenfalls Gewebeproben zu entnehmen oder Wucherungen zu entfernen.
Die Darmspiegelung – in der medizinischen Fachsprache Koloskopie genannt –ermöglicht eine detaillierte Untersuchung des Dickdarms und eines kleinen Abschnitts des Dünndarms mit einer hochauflösenden Kamera. Während der Spiegelung können Ärztinnen und Ärzte sogenannte Polypen sowie Darmtumoren entdecken und bis zu einer gewissen Grösse direkt entfernen. Bei Polypen handelt es sich in der Regel um noch gutartige Wucherungen der Darmschleimhaut, aus denen sich aber über die Jahre Krebs entwickeln kann. Wenn die Polypen rechtzeitig entfernt werden, sinkt das Risiko für Darmkrebs erheblich.
Wann ist eine Darmspiegelung angebracht?
«Eine Darmspiegelung ist dann angeraten, wenn Verdauungsbeschwerden, wie Verstopfung oder Durchfall, neu und scheinbar ohne Grund auftreten. Auch Blut im Stuhl, ein plötzlicher Gewichtsverlust oder eine Blutarmut, für die man keine direkte Ursache findet, sind Beschwerden, die durch eine Spiegelung abgeklärt werden sollten», so Dr. Bütikofer.
Im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung für Darmkrebs werden jedoch auch völlig beschwerdefreie Personen gespiegelt. Da Darmkrebs erst in einem fortgeschrittenen Stadium Symptomen verursacht, wird er häufig sehr spät entdeckt. Oft hat der Krebs zu diesem Zeitpunkt bereits Ableger in anderen Organen gebildet. «Genau aus diesem Grund ist Vorsorge so wichtig», betont der Mediziner.
Darmkrebsvorsorge in der Schweiz
Darmkrebs gehört sowohl bei Frauen als auch bei Männern zu den häufigsten Tumorerkrankungen. «In der Schweiz wird deshalb allen Personen ab 50 Jahren empfohlen, sich mit ihrer Darmkrebsvorsorge auseinanderzusetzen. Hierzulande erfolgt die Vorsorgeuntersuchung in den meisten Fällen mittels Darmspiegelung.
Ist die Untersuchung unauffällig, sollte sie nach zehn Jahre wiederholt werden. Findet man jedoch viele oder grosse Polypen, ist eine Darmspiegelung alle drei Jahre angebracht», führt Dr. Bütikofer aus. Wenn erstgradige Verwandte bereits in jungen Jahren an Darmkrebs erkrankt sind, wird Familienmitgliedern geraten, bereits zehn Jahre früher mit der Vorsorge zu beginnen. In diesen Fällen sollte die Spiegelung auch alle fünf Jahre wiederholt werden.
Etwas mehr als die Hälfte der Schweizer Kantone verfügt über ein strukturiertes Vorsorgeprogramm für Darmkrebs. In den teilnehmenden Kantonen werden die Bewohnerinnen und Bewohner per Brief zur Vorsorgeuntersuchung eingeladen. Die betroffenen Personen können zwischen einer Darmspiegelung und einem speziellen Stuhltest, der alle zwei Jahre wiederholt werden muss, wählen. Die Kosten der Vorsorgeuntersuchung übernehmen die Krankenkassen. Wenn sie im Rahmen eines strukturierten Vorsorgeprogramms erfolgen, sind sie auch von der Franchise befreit.
In den anderen Kantonen müssen sich Personen eigenverantwortlich für die Untersuchung anmelden. Auf Swiss Cancer Screening finden Interessierte eine Übersicht mit den teilnehmenden Kantonen.
Der FIT-Test: Alternative zur Darmspiegelung
«Die Darmspiegelung ist nicht die einzige Möglichkeit zur Darmkrebsvorsorge. Der FIT-Test ist ein hochsensibler Stuhltest, der selbst geringste Mengen Blut im Stuhl aufspüren kann, die mit blossem Auge nicht sichtbar wären», erklärt der Arzt.
Der Test ist geeignet für Personen mit durchschnittlichem Darmkrebs-Risiko, die keine familiäre Vorbelastung haben. Für Menschen, die den Ablauf einer Darmspiegelung als belastend empfinden, ist der alle zwei Jahre durchzuführende Stuhltest ebenfalls eine gute Option.
«Wichtig ist jedoch, einen modernen FIT-Test zu wählen. Ältere, weniger genaue Tests können Blut nur unzureichend nachweisen und irrtümlich Blutbestandteile beispielsweise von gegessenem Fleisch im Stuhl identifizieren», so Dr. Bütikofer. Ein positiver FIT-Test sollte stets zu einer zeitnahen Darmspiegelung f
Darmspiegelung: Ablauf Schritt für Schritt
Vorbereitung auf die Untersuchung
Ein wichtiger Schritt im Ablauf der Darmspiegelung ist die Vorbereitung des Darms, denn nur im sauberen Zustand erhält man ein aussagekräftiges Bild des Verdauungstrakts.
«Die Vorbereitung beginnt drei Tage vor der Untersuchung mit einer speziellen Diät. Während dieser Zeit sollte man auf schwerverdauliche Lebensmittel wie Körner, Mais oder Gemüse und Früchte mit Schale verzichten», rät Dr. Bütikofer. Am Abend vor der Darmspiegelung muss eine erste Dosis eines Abführmittels eingenommen werden. Dieses führt nach einiger Zeit zu Durchfall. Zusätzlich sollte die Patientin oder der Patient ausreichend Flüssigkeit, zum Beispiel Wasser, Tee oder Sirup, trinken. Ab diesem Zeitpunkt darf keine feste Nahrung mehr gegessen werden.
Am Morgen vor der Spiegelung folgt eine zweite Dosis des Abführmittels, um sicherzustellen, dass der Darm für die Untersuchung ausreichend gesäubert ist. Dadurch kann das medizinische Fachpersonal auch kleine Polypen erkennen.
«Wir raten unseren Patientinnen und Patienten dazu, die Vorbereitung auf die Darmspiegelung zu Hause durchzuführen, da man häufig auf die Toilette muss», erklärt der Experte. Die Einnahme von gewissen Medikamenten wie Blutverdünnern oder Diabetesmedikamenten, müssen aufgrund des Fastens manchmal angepasst werden. Dazu berät die Hausärztin oder der Hausarzt individuell.
Die Entleerung des Darms kann belastend sein, doch ein sauberer Darm ist entscheidend für ein klares Untersuchungsergebnis. Das «Schlimmste» hat man mit der Darmsäuberung dafür bereits hinter sich: Von der eigentlichen Untersuchung spürt man normalerweise nämlich nichts.
Während der Darmspiegelung
«In über 90 Prozent der Fälle erfolgt eine diagnostische Spiegelung ambulant. Nur bei betagten Personen oder solchen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, führen wir die Untersuchung im Spital durch», sagt der Gastroenterologe. Die gesamte Prozedur dauert etwa eine Stunde.
Sobald sich die Patientin oder der Patient in einem Dämmerschlaf befindet, wird ein flexibles Endoskop, eine Art Schlauch, vorsichtig durch den After in den Darm eingeführt. Eine Kamera überträgt Bilder auf einen Monitor, sodass Dr. Bütikofer und sein Team das Innere des Darms in Echtzeit betrachten können. «Die hochauflösenden Kameras und speziellen virtuellen Farbfilter erlauben eine genaue Analyse der Gefässmuster auf den Polypen. Dadurch können wir bereits mit einer hohen Wahrscheinlichkeit voraussagen, ob eine Wucherung gutartig ist oder einen Krebs enthält.» Ausserdem kann das Team mit Hilfe einer Zange Gewebeproben entnehmen
und Polypen sowie kleinere Darmtumoren direkt entfernen. Diese werden zur Analyse immer in ein Labor geschickt. Dort kann mit Sicherheit festgestellt werden, ob es sich um einen gut- oder bösartigen Tumor handelt.
«Es kommt vor, dass bei besonders grossen Polypen eine zweite Spiegelung im Spital notwendig wird. Im Regelfall lassen sich auch diese Befunde gut mit einer Darmspiegelung entfernen, das Risiko einer Blutung oder Verletzung ist aber für eine Durchführung in der Praxis zu hoch. Grössere Tumoren, die bereits tiefer in die Darmwand eingewachsen sind und möglicherweise die Lymphdrüsen befallen haben, müssen in den meisten Fällen chirurgisch entfernt werden.», erklärt Dr. Bütikofer.
Ablauf nach der Darmspiegelung
Nach der Spiegelung verspüren viele Patientinnen und Patienten Hunger. Die gute Nachricht: Nach dem Eingriff kann für gewöhnlich sofort wieder normal gegessen werden.
Einzig das Führen eines Fahrzeugs ist für den restlichen Tag verboten, da die Reaktionsfähigkeit durch das Betäubungsmittel noch deutlich eingeschränkt ist.
Risiken einer Darmspiegelung
Komplikationen bei der Darmspiegelung sind äusserst selten und treten fast ausschliesslich bei grösseren, komplexen Eingriffen gelegentlich auf. In seltenen Fällen kann es zu einem Darmdurchbruch kommen, wenn tief ins Gewebe eingewachsene Polypen entfernt werden. Kleinere Verletzungen lassen sich laut Dr. Bütikofer direkt während der Darmspiegelung versorgen. Eine Operation ist auch im Falle einer Komplikation heute nur noch sehr selten notwendig.