«Dann bist du unschlagbar.»

Die Opernsängerin Ruzan Mantashyan über Traumrollen und den richtigen Umgang mit der Stimme

Ruzan Mantashyan
Frau Mantashyan, was verbindet Sie mit dem Opernhaus Zürich?

Das Opernhaus Zürich ist eine der wenigen Opern, an denen man sich selbst auf eine moderne Art und Weise ausdrücken, mutig und experimentierfreudig sein kann. Das ist es, was mich besonders reizt, und dieses Haus erscheint mir als der perfekte Ort, um mich als Künstlerin weiterzuentwickeln.

Sie haben die Mimì und die Musetta in Puccinis «La Bohème» gespielt. Welche Rolle gefällt Ihnen besser?

Musetta auf der Bühne zu singen und darzustellen, war ein grosser Spass. Die für sie geschriebene Musik ist witzig, gerissen und sexy – wie ihr Charakter. Mimi hingegen hat die schönste und ergreifendste Musik, die Puccini geschrieben hat. Fast alle Texte, die sie am Anfang singt, sind wie eine Liebeserklärung an das Leben. Beide Charakter sind interessante Frauen, aber Mimi ist sicherlich schwerer zu interpretieren.

«La bohème» am Opernhaus Zürich

Ruzan Mantashyan steht ab dem 08. März 2020 als Mimì in «La bohème» in Zürich auf der Bühne. Alle weiteren Termine findest du hier.

Welche Rolle würden Sie gerne einmal singen?

Kürzlich habe ich Antonín Dvořáks «Rusalka» erstmals vollständig entdeckt. Die Oper ist ein Juwel! Der Charakter der Titelheldin hat so viele Schichten – zerbrechlich, aber gleichzeitig stark.

Es muss interessant sein, diese Märchenfigur – eine Meerjungfrau – zu spielen, die sich in einen Menschen verwandelt und dafür mit ihrer Stimme bezahlt. Ein grosser Teil der Rolle besteht also darin, ohne Stimme zu handeln, als Sängerin, die ihr Instrument nicht zum Ausdruck bringen kann. Das stelle ich mir sehr aufregend und herausfordernd vor.

Wie gelingt es Ihnen, einen ganzen Abend lang bei Stimme zu bleiben?

Grösstenteils kommt es auf die Gesangstechnik und die Vorbereitung auf die Rolle an. Es ist wie im Sport: Bei einem Turnier gewinnt derjenige, der mehr trainiert hat. Ähnlich verhält es sich beim Singen. Wenn die Stimmbänder für ein Jahr trainiert wurden, spürt man am Abend des Auftritts ein grosses Selbstvertrauen. Wenn du dann auch noch Bühnenerfahrung gesammelt hast, bist du unschlagbar.

Wie bereiten Sie Ihre Stimme auf einen Auftritt vor?

Vor dem Tag einer Aufführung brauche ich eine gute Nachtruhe. Ich mag meine Stimme frisch – nicht zu entspannt, aber auch nicht müde. Lebensmittel, die meinen Hals reizen und zu Husten führen könnten, meide ich, da dies die Stimmbänder ermüdet. Ich mache Yoga, um mich zu dehnen, meinen Körper aufzuwärmen und ihn auf einen langen Tag vorzubereiten. Eine Stunde vor dem Auftritt wärme ich meine Stimme mit kleinen Übungen auf und wiederhole einige Passagen der Rolle.

Wie achten Sie im Alltag auf Ihre Stimme?

Ich versuche, Alkohol zu meiden und viel Wasser zu trinken, um hydratisiert zu bleiben. Idealerweise sing ich fünfmal pro Woche für ein bis zwei Stunden, damit ich fit bin. Ich vermeide Orte, an denen geraucht oder laute Musik gespielt wird – nicht wegen der Ohren, sondern weil ich schreien müsste, um mich zu unterhalten. Und das ermüdet die Stimmbänder.

Vielen Dank für das Gespräch.

Tipps für eine starke Stimme von Ruzan Mantashyan

Ingwer. «Einer meiner Lieblinge ist Ingwer – und zwar in jeder Form, manchmal auch roh, oder mit Honig oder Zitrone in den Tee gerieben. Einige Cafés bieten frisch gepressten Ingwersaft an. Wenn er pur zu stark ist, kann man ihn mit Apfelsaft oder etwas Eis mischen.»

Gurgeln. «Das mache ich meistens mit Salz, zu gleichen Teilen gemischt mit Soda-Bicarbonat. Ein wundervolles Heilmittel für Menschen, die nach einer Grippe oder starkem Husten ihre Stimme verloren haben: tagsüber alle zwei Stunden mit warmem Wasser, in dem ein Teelöffel Salz aufgelöst ist, gurgeln. Das wirkt noch besser, wenn an diesem Tag nicht gesprochen wird.»

Atmung. «Wer mehr Volumen in der Stimme erzielen möchte, muss lernen, mit dem Atem zu singen. Dazu gibt es eine einfache Übung: Man nimmt einen kurzen Atemzug, hält die Luft vier Sekunden lang an und atmet dann vier Sekunden lang aus. Diese Atemtechnik wird beim Singen angewendet.»

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