Chronische Nierenkrankheiten erkennen

Mittels Blut- und Urintest die Nierengesundheit kontrollieren

NIerenkrankheiten:Das Bild zeigt eine Person mit Handschuhen, die ein Reagenzglas mit einer Blutprobe in der Hand hält. Im Hintergrund sind weitere Reagenzgläser in verschiedenen Farben zu sehen, die auf einem Gestell stehen. Das Bild vermittelt den Eindruck, dass die Blutprobe für Laboranalysen oder diagnostische Tests vorbereitet wird. Solche Szenen sind typisch in medizinischen Labors, in denen Blutproben auf verschiedene Parameter wie Blutzucker, Cholesterin oder Nierenwerte untersucht werden.

Spoiler

  • Um Nierenkrankheiten festzustellen, werden in der Regel ein Urin- und ein Bluttest angeordnet. Beide können in der Hausarztpraxis durchgeführt werden.
  • Menschen mit Diabetes, Bluthochdruck oder anderen Herz-Kreislauf-Krankheiten sowie Autoimmunerkrankungen haben ein erhöhtes Risiko für Nierenkrankheiten. Sie sollten ihre Nieren jährlich kontrollieren lassen.
  • Das Blut wird auf Kreatinin untersucht, der Urin auf Albumin und Kreatinin. Die Kombination der beiden Werte wird als Screening für die chronische Nierenkrankheit (CKD) empfohlen.
  • Nach einem positiven Resultat sind weitere Abklärungen nötig, um die Ursache der Erkrankung zu finden und eine passende Therapie einzuleiten.

Je eher Nierenkrankheiten erkannt werden, umso besser: Im Frühstadium können viele der Erkrankungen, die das Filterorgan betreffen, medikamentös behandelt werden. Sind die Nieren bereits stärker angeschlagen, sind die Behandlungsmöglichkeiten eingeschränkt und die Krankheit kann zu Nierenversagen führen. Die Patientin oder der Patient ist dann auf eine Nierenersatztherapie mit Dialyse oder Transplantation angewiesen. «Umso wichtiger ist deshalb, bei der Hausärztin oder beim Hausarzt die Nierenwerte kontrollieren zu lassen, um so eine Schädigung rechtzeitig aufzuspüren», so Prof. Cippà.

Menschen mit einem erhöhten Risiko für Nierenkrankheiten

Risikofaktoren sind unter anderem:

  • Bluthochdruck
  • Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
  • Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems wie zum Beispiel Herzinsuffizienz
  • Arteriosklerose (Verengung der Blutgefässe)
  • Rauchen
  • Autoimmunerkrankungen wie beispielsweise Lupus

Auch Personen ohne diese Risikofaktoren sollten sich mindestens einmal testen lassen.

Nierenkrankheiten: zwei Tests geben Aufschluss

«Zwei Screening-Methoden helfen dabei, die Nierengesundheit zu kontrollieren und Nierenkrankheiten frühzeitig zu erkennen», erklärt der Mediziner. Dabei handelt es sich um einen Blut- und einen Urintest. Beide können in der Hausarztpraxis durchgeführt werden. Werden bei den Untersuchungen Auffälligkeiten gefunden, wird die betroffene Person an eine Nephrologin oder einen Nephrologen verwiesen. Das sind Ärztinnen und Ärzte, die sich auf die Nieren spezialisiert haben.

Bluttest
Das Blut wird auf Kreatinin, ein Abbauprodukt der Muskeln, untersucht. «Die Menge von Kreatinin im Blut gibt Hinweise auf die Nierenfunktion. Die Bestimmung der Kreatininkonzentration im Blut ermöglicht uns, die glomeruläre Filtrationsrate (eGFR) abzuschätzen», so Prof. Cippà. Da die Muskelmasse und somit auch die Kreatininproduktion je nach Gewicht und Geschlecht unterschiedlich sind, werden bei der Berechnung der Nierenfunktion entsprechende Formeln verwendet. Die eGFR wird in ml/min/1,73 m² Körperoberfläche angegeben, wobei der Normbereich bei jungen Erwachsenen zwischen 90 und 120 ml/min liegt.

Urintest

«Der Urin wird hingegen auf das Eiweiss Albumin geprüft. Urinuntersuchungen sind herausfordernd, da die Ergebnisse von der Trinkmenge der Patientin oder des Patienten beeinflusst werden können», sagt der Nephrologe. Um einen aussagekräftigen Wert zu erhalten, wird zusätzlich die Konzentration von Kreatinin im Urin gemessen. «Dadurch lässt sich die Konzentration von Albumin im Verhältnis zur Konzentration von Kreatinin im Urin angeben. Diesen Wert nennt man Albumin-Kreatinin-Quotienten», führt der Experte aus. Eine erhöhte Albuminausscheidung deutet darauf hin, dass die Filter der Nieren beschädigt sind.


Die Kombination macht es aus

«Aus der Kombination der zwei Testergebnisse können wir die meisten Nierenkrankheiten erkennen, und zugleich abschätzen, wie wahrscheinlich es ist, dass eine Erkrankung weiter fortschreitet», so der Mediziner. Je nach Art der Nierenkrankheit ist eine der Screeningmethoden aussagekräftiger. Die Kombination der beiden Tests ist deswegen wichtig, um eine chronische Nierenkrankheit (CKD, chronic kidney disease auf Englisch) festzustellen. Das Screeningresultat wird in einer Tabelle festgehalten, in der die verschiedenen Stadien einer Nierenkrankheit vermerkt sind. Diese Einteilung ist hilfreich, um das Risiko der Progression zu beurteilen, um weitere Abklärungen zu planen und um eine korrekte Behandlung einzuleiten.

Das Bild zeigt eine Heatmap, die verschiedene Kategorien der chronischen Nierenerkrankung (CKD) in Bezug auf die geschätzte glomeruläre Filtrationsrate (GFR) und Albuminurie (Albuminausscheidung im Urin) darstellt. Diese Kategorien stammen aus den KDIGO-Leitlinien von 2012.

Mit Hilfe der Tabelle können die verschiedenen Stadien einer chronischen Nierenkrankheit (CKD) aufgezeichnet werden.

Nierenkrankheiten – die Resultate verstehen

Fallen die Resultate der beiden Tests negativ aus, kann eine Nierenkrankheit mit grosser Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden. «Wenn die Risikofaktoren wie Bluthochdruck oder Diabetes weiter bestehen, sollten betroffene Personen die Tests jährlich wiederholen», rät der Experte.

Bei einem positiven Ergebnis gilt es, die Ursache für die eingeschränkte Nierenfunktion zu ermitteln. Dafür sind weitere Abklärungen wichtig. «Nur wenn wir die Ursache der Nierenkrankheit kennen, können wir diese gezielt behandeln. Zudem können wir dank weiterer Tests erkennen, wie stark die Nieren bereits beeinträchtigt sind und wie hoch das Risiko für das Fortschreiten der Erkrankung ist», sagt der Arzt. Dazu zählen beispielsweise weitere Blutanalysen und eine Ultraschalluntersuchung, die Hinweise auf die Grösse des Organs, die Durchblutung und mögliche Zysten an den Nieren gibt.

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