Burnout-Prophylaxe am Arbeitsplatz und in der Freizeit

Möglichkeiten nutzen, bevor es zum Schlimmsten kommt

Burnout-Prophylaxe: Frau mit Kopf auf dem Schreibtisch

Spoiler

  • Eine kollegiale Atmosphäre, Lob, ein gerechter Lohn und Rückzugsmöglichkeiten erhöhen die Motivation der Mitarbeiter.
  • Ein Arbeitnehmer sollte immer die Möglichkeit haben, mit einem Vorgesetzten über seine Probleme zu sprechen, um so ein drohendes Burnout zu verhindern.
  • • Burnout-Prophylaxe heisst auch: In der Freizeit sollte bewusst einfach mal Pause gemacht werden.

Berufliche Dauerbelastung, Zeitdruck, starker Erfolgszwang, zu viel Arbeit, permanente Kontrolle, ständige Erreichbarkeit, mangelnde Erholung und zu wenig Anerkennung können körperliche Symptome wie Schlafstörungen, Rückenschmerzen und Verspannungen, Herz-Kreislaufprobleme und nicht zuletzt ein Burnout-Syndrom verursachen. Unbehandelt kann dies eine schwere Erschöpfungs-Depression auslösen – im schlimmsten Fall mit Suizid-Gefahr. Mit der richtigen Burnout-Prophylaxe kann all das verhindert werden.

Burnout-Prophylaxe auf der Ruheinsel

Ein verantwortungsbewusstes Unternehmen, das seine Mitarbeiter als wertvolles Gut schätzt, schafft Strukturen, die den Bedürfnissen der Arbeitnehmer entgegenkommen. Wichtige Massnahmen zur Burnout-Prophylaxe sind in diesem Kontext flexible Arbeitszeiten, aber auch Pausen zur Entspannung, in denen die Mitarbeiter sich sportlich betätigen können. Im Idealfall gibt es Ruheinseln und etwa einen Raum beispielsweise mit Minitrampolin, Tischtennisplatte, Tischfussball und so weiter.

Gleichzeitig werden Methoden eingeführt, die die Widerstandsfähigkeit gegen Stress erhöhen: In einer Unternehmenskultur, in der eine kollegiale Atmosphäre gepflegt und die interne Kommunikation gefördert wird – zum Beispiel in Form von regelmässigen Mitarbeitergesprächen – und in der Anerkennung und Lob im Vordergrund stehen, werden die Angestellten ihrer Tätigkeit glücklicher, zufriedener und motivierter nachgehen. Falls es zu Konflikten kommt, ist frühzeitig eine Mediation mit externen Beratern angeraten. Nicht zu vergessen: auch das Gehalt drückt die Wertschätzung aus und sollte gerecht bemessen sein.

Burnout-Prophylaxe durch offene Kanäle

Wichtig für eine umfassende Burnout-Prophylaxe ist auch, dass Arbeitnehmer, die bei sich eine beginnende oder auch bereits etablierte Erschöpfungsdepression vermuten, die Möglichkeit haben, mit einem Vorgesetzten über die Burnout-Gefahr zu sprechen und nach individuellen Lösungen zu suchen.

Erfreulicherweise geht mittlerweile der Trend in vielen Unternehmen dahin, dass Vorgesetzte Führungsseminare und entsprechende Schulungsmassnahmen besuchen. Sie werden so auf diese Thematik sensibilisiert, um die eigene Gesundheit und die des Teams zu gewährleisten. Auch die Mitarbeiter sollten sich selbst aktiv mit Stressbewältigung auseinandersetzen.

Chancen einer ambulanten Therapie wahrnehmen

Konnte eine Burnout-Prophylaxe nicht frühzeitig begonnen werden und Mitarbeiter fühlen sich bereits ausgebrannt, sollte keine Scheu bestehen, professionelle Hilfe von aussen anzunehmen.

«Im Frühstadium eines Burnouts kann eine ambulante Therapie hilfreich sein. So können lange krankheitsbedingte Fehlzeiten vermieden werden und der Patient wird nicht komplett aus dem Arbeitsalltag herausgerissen», empfiehlt Professor Martin Keck.

Dies kann, wenn gewünscht, diskret durchgeführt werden und hat so den Vorteil, dass eine zu grosse Distanz und damit die «Entfremdung» vom Arbeitsplatz vermieden werden.

Wiedereingliederung nach durchlebtem Burnout

Ungefähr ein Drittel aller Burnout-Patienten, die wieder in den Arbeitsprozess zurückkehren, erleiden innerhalb der ersten zwei Jahre einen Rückfall. Daher muss auch die Rückkehr an den Arbeitsplatz in der Therapie gut vorbereitet und vom Betrieb sorgfältig begleitet werden. Auch das gehört zur Burnout-Prophylaxe.

Der Mitarbeiter sollte zudem abwägen, ob er seine Erkrankung öffentlich machen möchte oder ob dies für ihn eventuell kontraproduktiv sein könnte. Je länger die Abwesenheit dauert, um so schwieriger wird die Rückkehr. Ein Wiedereingliederungsplan hilft beim schrittweisen Wiedereinstieg, um sich so sukzessive an die Wochenarbeitszeit zu gewöhnen. Auch die Aufgaben müssen an die Konstitution des Mitarbeiters angepasst werden. Unter Umständen ist sogar eine Weiterbildung oder Umschulung sinnvoll.

Burnout-Prophylaxe bedeutet auch: Zeit für Freizeit und Musse

Das rechtfertigungsfreie «kreative Nichtstun» muss seinen Platz haben. Nicht jede Tätigkeit – insbesondere in der Freizeit – muss einen unmittelbaren, für andere sichtbaren Sinn oder Zweck haben oder gar der beruflichen Netzwerkpflege dienen. Burnout-Prophylaxe bedeutet auch, sich bewusst für gelebte Freiräume zu entscheiden.

Dieses «kreative Nichtstun» kann für jeden etwas anderes sein und muss nicht zwingend körperliche Passivität bedeuten. Wichtig ist die Möglichkeit des Rückzugs, der Ungestörtheit – auch durch die Familie oder den Ehepartner. Hier genügen häufig bereits zehn Minuten am Tag. Stress in der Freizeit durch permanente Aktivität, Verpflichtungen und Termine ist kontraproduktiv. Hobbys sollten nicht den Statuserwartungen anderer entsprechen, sondern eigene Interessen bedienen. So kann jeder selbst Burnout-Prophylaxe betreiben.

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