Spoiler
- Männer, die unter einem gestörten Hormonspiegel leiden, haben ein höheres Brustkrebsrisiko.
- Brustkrebs wird beim Mann häufig später entdeckt als bei der Frau, da viele Ärzte und Patienten nicht darauf sensibilisiert sind.
- Männer, die einen Knoten in ihrer Brust spüren oder bei denen Flüssigkeit aus der Brustwarze tritt, sollten sich an einen Frauenarzt wenden.
Dass auch Männer an Brustkrebs erkranken können, liegt daran, dass die weibliche und die männliche Brust ähnlich aufgebaut sind: Männer besitzen ebenfalls Milchgänge, in deren Zellen sich Brustkrebs entwickeln kann. Dabei sind ‘flachbrüstige’ Männer genauso häufig betroffen wie solche mit etwas mehr Polster. Die Krankheit tritt wie bei Frauen auch eher im fortgeschrittenen Alter auf.
«Männer müssen ihre Brust – im Gegensatz zu Frauen – nicht regelmässig kontrollieren und abtasten lassen. Zu selten tritt die Krankheit beim Mann auf», meint Dr. Nik Hauser. Dennoch sollten auch Männer Veränderungen ihrer Brust aufmerksam beobachten und sich bei Auffälligkeiten an einen Spezialisten wenden.
Verschiedene Risikofaktoren als mögliche Auslöser
«Es ist schwierig zu sagen, wodurch Brustkrebs bei Männern genau ausgelöst wird», erklärt Dr. Hauser. «Ein möglicher Risikofaktor ist eine Veränderung der BRCA-Gene, wodurch die Wahrscheinlichkeit, an Brustkrebs zu erkranken, steigt.» Diese vererbbare Genmutation wurde vor allem durch die Schauspielerin Angelina Jolie bekannt, die sich vorsorglich beide Brüste abnehmen liess.
«Wird bei einem Elternteil das Krebsrisiko-Gen festgestellt, hat jedes Kind eine 50-prozentige Wahrscheinlichkeit, ebenfalls betroffen zu sein», weiss der Experte. Ein Gentest kann hier für Klarheit sorgen. Männer, die nachweislich von der Genmutation betroffen sind oder mindestens einen männlichen und eine weibliche Verwandte mit Brustkrebs haben, sollten ihre Brust regelmässig untersuchen.
Auch ein hormonelles Ungleichgewicht scheint das Brustkrebsrisiko zu erhöhen. «Männer mit einem Überschuss an Östrogen sind wahrscheinlich eher betroffen», vermutet der klinische Leiter des Brust Zentrums Hirslanden.
Eine der Hauptursachen für gesteigerte Östrogenwerte ist Übergewicht. Aber auch Krankheiten, welche die Testosteronproduktion verändern, können zu Brustkrebs führen. Dazu gehört beispielsweise das Klinefelter-Syndrom, eine Chromosomen-Störung.
Obwohl noch keine Studien vorliegen, erkranken Personen, die im Zuge einer Geschlechtsanpassung Östrogene zu sich nehmen, vermutlich ebenfalls häufiger an Brustkrebs. «Auch Bodybuilder, die zu Steroiden greifen, haben eventuell ein leicht erhöhtes Risiko für eine Erkrankung, weil das zugeführte Testosteron im Körper in Östrogen umgewandelt werden kann», so Dr. Hauser.
Wie macht sich Brustkrebs beim Mann bemerkbar?
Treten folgende Merkmale auf, sollte umgehend ein Arzt konsultiert werden:
- Veränderungen der Brustwarze
- Austritt von Flüssigkeit aus der Brustwarze
- tastbare Knoten
- Hautveränderungen
«Da die Krankheit bei Männern so selten ist, denken viele Haus- oder Hautärzte nicht sofort an Brustkrebs, wenn sich ein Mann mit Auffälligkeiten an sie wendet. Die erste Ansprechperson ist deshalb, auch wenn es komisch klingt, der Frauenarzt. Dieser kennt sich schliesslich am besten aus mit der Brust und ist auf Brustkrebs sensibilisiert», rät der Spezialist.
Männer sollten sich deshalb keinesfalls schämen, einen Frauenarzt zu konsultieren, denn zu langes Abwarten kann im schlimmsten Fall tödlich enden.
Wie wird Brustkrebs beim Mann behandelt?
«Brustkrebs beim Mann wird genau gleich behandelt wie bei der Frau», erklärt Dr. Hauser. «Je nach Art und Stadium des Brustkrebses werden unterschiedliche Therapien angewendet. Ist der Krebs hormonabhängig, wird eine Antihormontherapie verabreicht, um die Östrogenwirkung zu hemmen. Kann brusterhaltend operiert werden, ist eine Strahlentherapie notwendig. Auch eine Chemotherapie wird je nach Eigenschaften der Brustkrebszellen empfohlen. Muss die Brust mitsamt der Brustwarze entfernt werden, wird die Brust nicht wiederaufgebaut. Die Haut über dem Brustmuskel wird nach der Entfernung wieder verschlossen. Zurück bleibt nicht etwa ein ‘Loch’ in der Brust, sondern lediglich eine etwas flachere Brustwand.»
Männer, bei denen der Krebs rechtzeitig diagnostiziert wird, haben eine Heilungschance von über 90 Prozent.