Spoiler
- Die Lähmungserkrankung Botulismus wird durch Botulinum Neurotoxine ausgelöst, welche von bestimmten Bakterien (Clostridien) gebildet werden. Häufig finden sich diese in nicht korrekt konservierten Lebensmitteln.
- Die Erkrankung ist nicht ansteckend. Man bekommt die Vergiftung durch die Aufnahme der Bakterien oder Gifte über Lebensmittel, offene Wunden, den Magen-Darm-Trakt oder Inhalation.
- Heutzutage ist Botulismus meist nicht mehr tödlich. Es werden vor allem die Symptome behandelt und ein Gegengift verabreicht.
- Schon bei Verdacht und Symptomen wie Lähmungserscheinungen sollte man einen Arzt oder eine Ärztin konsultieren.
Was ist Botulismus?
Es handelt sich um eine Lähmungserkrankung, welche durch die sogenannten Botulinum Neurotoxine ausgelöst wird. Diese werden durch Bakterien (Clostridium botulinum) unter Luftabschluss gebildet, beispielsweise in Konservendosen. Botulismus entsteht, wenn diese Toxine in den Körper gelangen, es ist also keine Infektionskrankheit, die von Mensch zu Mensch oder Tier zu Mensch übertragen wird, sondern eine Vergiftung. Bereits kleine Mengen, die verzehrt oder eingeatmet werden, können das Nervensystem angreifen, zu Symptomen wie Lähmungserscheinungen führen und potenziell lebensgefährlich sein. Der Name leitet sich aus dem Lateinischen von Botulus, Wurst, ab. Das kommt daher, dass das Gift erstmals in Wurstwaren nachgewiesen wurde und früher häufig durch nicht richtig konservierte Fleisch- und Wurstprodukte aufgenommen wurde. Je nach Art der Aufnahme wird zwischen verschiedenen Formen unterschieden: Der lebensmittelbedingte Botulismus ist eine der verbreitetsten Formen und wird durch den Verzehr von konservierten oder fermentierten Lebensmitteln, in denen das Bakterium wachsen konnte, ausgelöst. In der Schweiz werden im Schnitt ein bis zwei Fälle pro Jahr gemeldet. Beim Wundbotulismus gelangen die Bakterien durch eine offene Wunde in den Körper und produzieren das Toxin dort. Auch im Darm von Babys kann das Bakterium wachsen und zum sogenannten Säuglingsbotulismus führen. Dies wird oft mit dem Verzehr von Honig in Verbindung gebracht, sowie anderen sporenhaltigen Lebensmitteln, sodass bei Babys vom Verzehr abgeraten wird. In seltenen Fällen kommt diese Form zudem bei Erwachsenen mit einer (chronischen) Erkrankung des Magen-Darm-Traktes vor. Sehr selten ist der Inhalationsbotulismus, bei dem das Toxin eingeatmet wird. Das kann bei Laborunfällen oder bioterroristischen Angriffen passieren. Alle Fälle von Botulismus sind für Ärztinnen und Ärzte sowie Labore in der Schweiz meldepflichtig.
Kosmetische Anwendung
Die Botulinum Neurotoxine macht man sich schon lange in der Kosmetik zunutze. Botox wird in kleinsten Mengen unter die Haut injiziert, um die Falten verursachenden Gesichtsmuskeln zu lähmen und so eine Glättung der Haut herbeizuführen.
Botulismus-Symptome erkennen
In der Regel treten die Symptome von Botulismus binnen 12 bis 72 Stunden auf, die Inkubationszeit kann jedoch generell zwischen zwei Stunden und acht Tagen liegen, bei Wundbotulismus sogar bei bis zu 14 Tagen. Es kommt dabei stark auf die Menge und Art der Aufnahme an. Die Symptome zeichnen sich durch die plötzlich auftretenden Muskellähmungen aus, beginnend beim Kopf und dann absteigend.
- Verschwommenes Sehen oder Doppelbilder
- Schluckbeschwerden
- Taubheit der Zunge
- Sprachstörungen
- Trockener Mund
- Schwächegefühle und Müdigkeit
- Sich auf die Gliedmassen ausbreitende Lähmungen, also schwache Arme und Beine
- Von dort wandern die Lähmungen zur Körpermitte und können die Atemmuskulatur lähmen.
- Durch Lebensmittel verursachter Botulismus kann ausserdem mit Symptomen wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall einhergehen.
- Säuglingsbotulismus zeigt sich durch Verstopfung, schwaches Trinken, Schluckbeschwerden und Mattigkeit beim Baby. Mit der Lähmung einher gehen eine verminderte Muskelspannung und Lethargie, im schlimmsten Fall Atemversagen.
In der Regel tritt kein Fieber auf, (ausser bei Wundbotulismus) und Betroffene sind bei vollem Bewusstsein. Bei Verdacht sollte unbedingt eine Arztpraxis oder ein Spital aufgesucht werden. Gerade die Lähmung der Atemmuskulatur kann zum Atemversagen führen und eine Beatmung im Spital bis zum Nachlassen der Lähmung notwendig machen.
So wird Botulismus behandelt
Bei Verdacht auf Botulismus aufgrund der typischen Symptome wird das Toxin durch Tests im verdächtigen Lebensmittel und im Blut oder Stuhl nachgewiesen. Da in der Schweiz nicht getestet wird, werden Proben an Labore im Ausland versendet. Die Behandlung von Botulismus richtet sich hauptsächlich nach den Symptomen, damit Blutdruck, Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt stabil bleiben. Bei einer Lähmung der Atemmuskulatur wird ausserdem die Atmung unterstützt. Zusätzlich gibt es Antitoxine, welche das Gift im Blut binden und deaktivieren. Dank der modernen Medizin ist die Todesrate deutlich gesunken, je nach Form auf 5 bis 15 Prozent der Fälle. Betroffene sind meist mehrere Wochen bis Monate im Spital und die Regeneration kann mehrere Monate, sogar Jahre beanspruchen, bis die gelähmte Muskulatur wieder voll funktionsfähig ist.
Botulismus vorbeugen – einfache, aber wirkungsvolle Tipps
- Iss keine Lebensmittel aus Konservendosen oder Einmachgläsern, bei denen der Deckel gewölbt ist, denn das ist ein Hinweis auf Clostridien. Wenn du selbst einmachst oder fermentierst, halte dich unbedingt an die empfohlenen Methoden wie Doppelerhitzung und mindestens 85 Grad Celsius für 15 Minuten. Botulinum Neurotoxine sind geschmacks- und geruchslos, wenn die Nahrungsmittel aber anders schmecken oder riechen, solltest du sie lieber entsorgen.
- Um Säuglingsbotulismus zu verhindern, sollte Babys bis zwölf Monate kein Honig gegeben werden, auch nicht zum Süssen von Tees. Honig in fertiger Babynahrung ist kein Problem, da diese Produkte im Herstellungsprozess besonders abgesichert werden.
- Grössere Wunden und Injektionsstellen, beispielsweise aufgrund von Drogenkonsum, sollten gründlich gereinigt und sauber gehalten werden.