Beim Leistenbruch wird es schmerzhaft

Eine gebrochene Leiste ist eine (fast) ausschliessliche Männersache

Mann hebt Gewichte - Leistenbruch

Spoiler

  • Beim Leistenbruch wird das Gewebe im Bereich der Leiste zwischen Bauch und Oberschenkel durchstossen.
  • Fast ein Drittel der Männer, aber nur drei Prozent aller Frauen ziehen sich im Laufe ihres Lebens einen Leistenbruch zu.
  • Fast immer ist eine Operation nötig; die Erfolgsquote liegt bei über 95 Prozent.

Der Name ist etwas irreführend: Beim Leistenbruch bricht kein Knochen, vielmehr reisst Gewebe im Bereich der Leiste zwischen Bauch und Oberschenkel. Das kann geschehen, wenn ein zu hoher Druck auf die Leistengegend ausgeübt wird, beispielsweise durch schweres Heben, übermässigen Kraftsport, häufiges Husten, chronische Verstopfung oder die Mehrbelastung durch Übergewicht oder – viel seltener – Schwangerschaft.

Gefährliche Beule

Meist macht sich ein Leistenbruch durch eine Ausstülpung in der Leiste bemerkbar. Diese Beule ist beweglich und lässt sich oft gut erkennen und ertasten. Besonders abends oder bei Belastung ist die Aussackung gut sichtbar. Wird Druck auf die Leiste ausgeübt – und dazu reicht in manchen Fällen schon ein kräftiges Husten – stellen sich ausserdem strahlende Schmerzen in der Leistengegend ein. Treten solche Symptome auf, sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden, denn das beschädigte Gewebe heilt nicht von allein.

Bleibt ein Leistenbruch unbehandelt, reisst das Gewebe auch unter alltäglicher Belastung weiter ein, wodurch immer mehr Eingeweide austreten und eingeklemmt werden können. Wenn beispielsweise Teile des Darms über einen längeren Zeitraum derart abgeschnürt werden, können schwerwiegende Folgeschäden auftreten.

Keine Hilfe durch Bruchband

Darüber hinaus verlaufen im Leistenkanal wichtige Blutgefässe und Nerven – beim Mann auch der Samenstrang, bei der Frau das sogenannte Mutterband, das die Gebärmutter stabilisiert. Bei einem Leistenbruch können all diese Weichteile in ihrer Funktion beeinträchtigt werden und zusätzliche Schmerzen hervorrufen.

Aus all diesen Gründen sollte ein Leistenbruch zeitnah behandelt werden. In den allermeisten Fällen hilft nur eine Operation, die mehrheitlich unter örtlicher Narkose durchgeführt werden kann. Ein Bruchband, das den Bauch von aussen stabilisiert, wird nicht mehr verordnet: Es behebt den Leistenbruch nicht und schwächt die Bauchwand, wodurch das Leiden mittelfristig nur verstärkt wird.

OP in mehreren Varianten

Bei jüngeren Patienten und solchen mit einem kleinen Leistenbruch wird häufig nach der Shouldice-Methode operiert: Dabei öffnet der Chirurg den Bruch, drängt den Inhalt in den Bauch zurück und vernäht das Gewebe. Nach sechs bis 12 Wochen ist die Bauchwand wieder belastbar.

Sind Betroffene schon älter oder haben einen grösseren Leistenbruch, wählen Chirurgen eher die Operationsmethode nach Lichtenstein. Sie verläuft ähnlich wie das Shouldice-Verfahren, allerdings wird die Bruchstelle zusätzlich mit einem Kunststoffnetz abgesichert. Eine volle Belastung ist bereits nach zwei bis vier Wochen möglich.

Die Operation kann auch durch einen minimal-invasiven Eingriff durchgeführt werden. Hierbei öffnet der Chirurg den Bauchraum über kleine Einschnitte in der Nähe des Bauchnabels, hebt die Bauchdecke mithilfe von einströmenden Gas an und überwacht die Operation mit einer Minikamera. Auch hierbei wird die Leiste durch ein Kunststoffnetz stabilisiert. Patienten sind in der Regel nach der OP schnell wieder auf den Beinen und belastbar.

Baby mit Beule

Viele Babys werden mit einem Leistenbruch geboren oder ziehen ihn sich im ersten Lebensjahr zu. Zu den Risikogruppen gehören Frühgeborene – 25 Prozent sind betroffen – und Jungs: Fünfmal so häufig wie Mädchen haben Buben einen Leistenbruch. Dieser wird meist unter Vollnarkose operiert und nur vernäht, da ein abstützendes Netz beim späteren Körperwachstum behindern und Unfruchtbarkeit verursachen könnte.

Vorbeugen bedingt möglich

Liegt es möglicherweise daran, dass durchschnittlich eher Männer übergewichtig sind und körperlich anspruchsvollere Tätigkeiten ausüben (oder sich beim Training und Heben von Lasten öfter überschätzen)? In der Wissenschaft kursieren solche Vermutungen. Fest steht: Der Leistenbruch ist vor allem eine Männerkrankheit. Nur zehn Prozent der Betroffenen sind weiblich.

Ein Leistenbruch lässt sich bis zu einem gewissen Grad vorbeugen, indem die Leiste möglichst stabilisiert und nicht überlastet wird: Dazu sollten Übergewicht vermieden und die Bauchmuskeln trainiert werden. Beim Heben und Tragen von Lasten gilt: Übermässig schweren Objekte werden nicht allein und ohne Hilfsmittel wie Sackkarren oder Schubkarren transportiert. Denn wer hier den starken Mann markiert, hat schnell das Nachsehen. Zum anderen schützt der richtige Umgang mit Lasten die Leiste: Angehoben wird aus der Kniebeuge, getragen wird eng am Körper, beides bei gerade gehaltenem Rücken. Menschen mit einem schwachen Bindegewebe sollten generell keine schweren Lasten heben.

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