Spoiler
- Schielen entsteht nicht durch Fehler der Augenmuskulatur, sondern durch Defekte der zentralen Augenregulation.
- Die meisten Fälle sind nicht schwerwiegend und bedürfen nur der Korrektur, sofern die Sehleistung beeinträchtigt wird oder soziale Stigmatisierung belastet.
- Schielen kann konservativ – also nicht operativ – oder durch einen ambulanten Eingriff behoben werden.
Entgegen der landläufigen Meinung handelt es sich beim Schielen meist nicht um einen Defekt der Augenmuskeln oder der Augenhöhle. Vielmehr liegt ein Problem in der zentralen Regulation der Augenstellung vor, die bewirkt, dass die Sehachsen der Augen nicht gleich ausgerichtet sind. So skurril es auch klingen mag, aber es kommt vor, dass das Schielen des einen Auges mit einer Operation am nicht-schielenden Auge korrigiert werden muss. Die Behandlung von Schielen ist aber noch viel vielseitiger.
Und nicht immer ist eine Therapie überhaupt notwendig. «Beim Schielen handelt es sich nur selten um einen Notfall», erklärt Prof. Abegg. «Eine Therapie wird erst notwendig, wenn ein Betroffener unter dem Schielen leidet.» Dies kann etwa der Fall sein, wenn durch das Schielen Doppelbilder gesehen werden oder die Augen nur unter Anstrengung gerade gehalten werden können. Auch fehlendes räumliches Sehen oder eine soziale Stigmatisierung kann zu einer Therapie motivieren.
Behandlung von Schielen
«Je nach Situation kann ein Schielen mit einer geeigneten Brille therapiert werden», weiss Prof. Abegg. Manchmal reicht die Korrektur einer Weitsichtigkeit. Bei kleinen Schielwinkeln kann eine Schielkorrektur mit Prismen sinnvoll sein. Wenn diese konservativen Massnahmen nicht ausreichen, kann Schielen mit einem chirurgischen Eingriff korrigiert werden. Im Zentrum der Operation stehen die sechs Augenmuskeln, die das Auge bewegen. Werden diese verkürzt oder versetzt, kann die Blickrichtung der Augen gezielt verändert und so das Schielen korrigiert werden.
Um chirurgisch ein optimales Ergebnis zu erreichen, ist eine ausführliche Voruntersuchung notwendig, während der das Auge vermessen und der zu korrigierende Schielwinkel ermittelt wird. Die Operation selbst dauert etwa 45 Minuten und findet unter örtlicher Betäubung oder Vollnarkose statt. Üblicherweise handelt es sich um einen ambulanten Eingriff. «Gerötete Augen, ein Brennen oder Kratzen sind völlig normale Erscheinungen nach einer OP», macht Prof. Abegg klar. «Dennoch sind die vorab festgelegten Nachkontrollen von grosser Bedeutung. Nur so kann der Erfolg der Operation gewährleistet werden.»