Spoiler
- Die Bauchmigräne ist eine spezielle Form der Migräne, die sich durch starke, wiederkehrende Bauchschmerzen, Übelkeit und Blässe äussert. Sie betrifft vor allem Kinder.
- Die Ursache ist wahrscheinlich eine genetische Veranlagung. Typischerweise werden Attacken durch Stress, starke Emotionen, Schlafmangel, hormonelle Veränderungen oder bestimmte Lebensmittel ausgelöst.
- Die Diagnose ist schwer zu stellen und wird über ein Ausschlussverfahren mit anderen Krankheiten gestellt. Danach erfolgt die Behandlung mit Medikamenten, die während akuten Schüben Linderung verschaffen und einer Anpassung des Lebensstils, um weiteren Attacken vorzubeugen.
Was ist Bauchmigräne?
Diese Form der Migräne äussert sich durch wiederkehrende starke Bauchschmerzen, meist in der Mitte des Bauchs um den Nabel herum. Anders als bei der klassischen Migräne, die man mit Kopfschmerzen kennt, verlagert sich diese spezifische Art in den Verdauungstrakt. Eine solche Attacke kann mehrere Stunden oder sogar Tage andauern. Besonders oft sind Kinder im Alter von fünf bis neun Jahren betroffen, jedoch tritt Bauchmigräne auch in anderen Altersgruppen auf. Bei Betroffenen werden die Symptome häufig falsch interpretiert und Fehldiagnosen gestellt, denn oft fehlt die Assoziation dieser noch wenig bekannten Form der Migräne.
Diese Symptome sind ein Hinweis
Dass die Bauchmigräne so schwer zu diagnostizieren ist, liegt daran, dass die Symptome von Person zu Person unterschiedlich sind und meist auch mit anderen Erkrankungen wie Verdauungsstörungen oder Magen-Darm-Infektionen erklärbar sind. Die Bauchmigräne äussert sich in
… starken Bauchschmerzen in der Mitte des Bauchs. Meist beginnen sie am Bauchnabel und breiten sich von dort weiter aus bis normale Tätigkeiten im Alltag nicht mehr möglich sind.
… Übelkeit und Erbrechen, die gleichzeitig mit dem Schmerz auftreten.
… Blässe. Gerade Kinder mit Bauchmigräne sehen oft sehr blass und müde aus.
… Appetitlosigkeit, die für die Dauer der Attacke anhält.
… Kopfschmerzen. Sie sind nicht so stark und kein Hauptsymptom, können aber gleichzeitig auftreten.
Die Beschwerden klingen ab, kommen allerding in regelmässigen Abständen wieder. Zwischen den Attacken sind Betroffene meist völlig beschwerdefrei – das macht die Diagnose zusätzlich schwierig.
Was löst eine Bauchmigräne aus?
Die Ursachen für Bauchmigräne sind noch nicht vollständig geklärt, man nimmt aber an, dass es wie bei der klassischen Migräne genetische Faktoren gibt. Leidet also ein Familienmitglied oder Elternteil bereits unter Migräne, besteht ein höheres Risiko für Bauchmigräne bei Kindern und anderen nahen Verwandten. Zudem gibt es Auslöser, die zu einer Attacke führen können oder deren Wiederkehr und Dauer beeinflussen. Stress und emotionale Belastungen wie Angst sind typische Trigger für alle Migräneformen. Ein gestörter Schlaf begünstigt die Attacken und geht oftmals sowieso mit Stress und Ängsten einher. Die Ernährung könnte ein Faktor sein, denn Nahrungsmittel wie Schokolade, Käse, Koffein oder Lebensmittel mit einem hohen Histamingehalt stehen im Zusammenhang mit Migräne. Von hormonellen Veränderungen sind insbesondere Frauen betroffen, deren Zyklus sich auf die Migräneanfälle auswirken kann. Und zuletzt spielen Wetteränderungen mit schnellen Temperatur- oder Wetterwechseln eine Rolle.
Die Bauchmigräne verschwindet meist mit dem Älterwerden, kann aber durch Kopfschmerzen abgelöst werden. Studien haben gezeigt, dass die Migräne oftmals «wandert». Viele Kinder mit Bauchmigräne entwickeln später stattdessen eine Kopfmigräne. Forschende vermuten, dass es an den Nerven liegt, die das Gehirn mit dem Darm verbinden.
Der Weg zur Diagnose
Wenn es doch so schwierig ist, wie kommen Betroffene dann zu ihrer Diagnose? Vorab: Es gibt keinen spezifischen Test, der gemacht werden kann. Daher erfolgt die Diagnose meist über ein Ausschlussverfahren mit anderen Erkrankungen, beispielsweise Magen-Darm-Infektionen, Reizdarmsyndrom oder Nahrungsmittelallergien oder -unverträglichkeiten. Medizinische Fachpersonen können die Krankengeschichte gründlich analysieren und mögliche Auslöser identifizieren. Man versucht, wiederkehrende Muster zu finden, was zu den Symptomen führt und was in der Zeit zwischen den Anfällen anders ist. Dabei kann beispielsweise ein Tagebuch helfen, das Patientinnen und Patienten für eine Weile führen, um die Muster besser zu erkennen.
Therapie der Bauchmigräne
Die Behandlung der Bauchmigräne fokussiert sich auf zwei Hauptbereiche: akute Symptome während einer Attacke zu lindern und künftige Anfälle zu vermeiden. Ist die Bauchmigräne akut, sollen leichte Schmerzmittel wie Paracetamol oder Ibuprofen die Schmerzen lindern, am besten in vorheriger Rücksprache mit der behandelnden Arztpraxis. Antiemetika sind Medikamente, die dabei helfen, die Übelkeit und das Erbrechen zu kontrollieren. Ähnlich wie bei der klassischen Migräne werden die Symptome bei Ruhe, am besten in leisen, abgedunkelten Räumen, besser. Zur Prävention, um die Häufigkeit der Attacken zu reduzieren, ist meist eine Anpassung des Lebensstils erforderlich. Ein gutes Stressmanagement und gesunde Schlafroutinen sind entscheidend. Oft kommen Yoga, Meditation oder Atemübungen zum Einsatz, um gezielt Stress abzubauen. Mit einem Ernährungstagebuch können mögliche Auslöser bei den Mahlzeiten gefunden und vermieden werden. Zudem gibt es eine medikamentöse Prophylaxe für besonders schwere Fällen: Treten die Anfälle sehr häufig und intensiv auf, kann eine Ärztin oder ein Arzt Medikamente verschreiben, die dies verringern. Mit der Bauchmigräne zu leben ist eine Herausforderung. Neben einem achtsamen Lebensstil, der vor allem die Trigger vermeidet, sollte man mit dem Umfeld offen kommunizieren: Familie, Freunde, Lehrpersonen oder Arbeitgebende sollten verstehen, warum manchmal ein plötzlicher Rückzug oder Ruhe erforderlich ist und warum es immer wieder zu Ausfällen kommt. Wird die Diagnose gestellt und die Bauchmigräne gut behandelt, kann die Lebensqualität der Betroffenen deutlich verbessert werden. Eltern und Patientinnen oder Patienten sollten daher nicht zögern, sich medizinischen Rat und Hilfestellung einzuholen, denn niemand sollte mit unnötigen Schmerzen leben müssen.