Bastian Baker: «Alle sehen mich gerade zu 100 % anders.»

Der Musiker aus der Westschweiz über Karriere und seine persönliche Entwicklung

Bastian Baker
Bastian, du spielst nach zehn Jahren Musikkariere wieder Eishockey. Wie findet dein Körper das? Bist du fit?

Ich habe mich ab März super auf die Saison vorbereiten können, stand einen Monat vor dem ersten Match wieder auf dem Eis und habe immer gut aufgepasst, dass ich mich nicht verletze. Bisher ist alles gutgegangen, ich fühle mich also recht fit.

Und trotzdem sitzt du auch öfter mal auf der Ersatzbank …

Ja, logisch. Ich komme noch nicht wieder an dieselbe Leistung heran wie meine Mitspieler. Da ist es ganz klar und voll okay, dass ich mehr draussen sitze. Ich hoffe aber, mein Team diese Saison, so gut ich kann, unterstützen zu können und gemeinsam mit meinen Kollegen aufzusteigen.

Wie sah dein Vorbereitungstraining denn genau aus?

Ich bin super verletzungsanfällig, wenn ich mit Gewichten trainiere, deshalb habe ich eigentlich nur mit meinem eigenen Körpergewicht gearbeitet. Liegestütze, Sit-ups, Explosivitätstraining, Sprints, Treppen rauf und runter – immer eine Mischung aus Kraft und Cardio. Das Training habe ich mit einem Freund zusammen durchgezogen und wenn uns mal die Ideen ausgegangen sind, haben wir uns auf YouTube und Co. Inspiration geholt. Viel also in Eigenregie.

Das war alles während der ersten Corona-Welle, da hast du die Zeit effektiv für dich genutzt?

Es gab während der Corona-Krise entweder die, die nichts gemacht haben, oder die, die Vollgas gegeben haben. Super viele Leute sind über sich hinausgewachsen, das fand ich echt genial und einen der positiven Effekte der Krise. Ich habe mich auch mehr gepusht und war super motiviert, habe mir Challenges gesetzt und zum Beispiel in einem Monat über 5’000 Burpees gemacht.

Das klingt nach sehr anstrengenden Monaten …

Ja und nein. Ich habe mich körperlich zwar extrem gefordert, habe in den drei Monaten in Costa Rica sechs Kilo abgenommen, aber konnte mich gleichzeitig total erholen. In Zentralamerika wird es früh dunkel und so bin jeden Abend um 21 Uhr ins Bett gegangen und morgens um fünf Uhr mit der Sonne wieder aufgestanden. Der neue Rhythmus hat mich irgendwie geerdet, ich war viel in der Natur und trotz des intensiven Trainings immer ausgeglichen und entspannt.

Das ja ein rechtes Kontrastprogramm zu dem doch eher bewegten Musikerleben.

Sehr, und das ist mir auch bis jetzt geblieben. Ich ernähre mich bewusster, habe mich mit Intervallfasten super wohl gefühlt und ich trinke keinen Alkohol mehr. Aber auch mein Mindset hat sich verändert. Ich meditiere sogar!

Wie kommt denn der neue Bastian bei Freunden und Fans an?

Alle sehen mich gerade zu 100 % anders. Den Meisten gefällt die neue Version besser und meine Freunde und Familie freuen sich eh, mich jetzt mehr zu sehen und bei sich zu haben. Ich bereue aber absolut nichts, ich habe das beste Leben, super Erfolge und Möglichkeiten mit der Musik, die ich wahnsinnig schätze und die mich sicher auch dahin gebracht haben, wo ich aktuell stehe. Jetzt ist einfach eine andere Zeit.

Also gar kein Widerstand weit und breit?

Ich hatte immer das Glück, mein eigener Chef sein zu können. Klar ist es super ungewöhnlich so einen Karrierewandel durchzumachen, da bleibt auch Kritik nicht aus. Damit komme ich aber gut klar. Ausserdem habe ich ein super Team, das auch weiter funktioniert, wenn mein Fokus nicht allein auf der Musik liegt.

Die Musik hat jetzt aber erstmal keine Priorität für dich?

Ich mache immer Musik, ohne will ich auch gar nicht. Ich habe viele und vor allem emotionale Songs geschrieben während des Lockdowns. Ausserdem ist ja meine aktuelle Single «Dancing Without You» auch parallel zur Eishockey-Saison entstanden und erschienen. Wenn ich die Möglichkeit habe, ein Konzert zu spielen, wird das immer Prio vor einem Match haben.

Ist so eine Doppelkarriere nicht anstrengend?

In der Musik ist bei mir gerade alles sehr entschleunigt, Meetings finden nur online statt, Konzerte eigentlich gar nicht, da fällt viel Arbeit weg. Umso mehr kann ich die Zeit jetzt für mich nutzen, eben wieder meiner zweiten grossen Leidenschaft nachgehen, auch wenn das mit dem Eishockey-Comeback eigentlich erst für die nächste Saison gedacht war. Aber manchmal kommt es eben anders als geplant.

Vielen Dank für das Gespräch!
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