Bänderriss im Sprunggelenk: Ursachen und Behandlung

Wenn der Fuss umknickt, muss nicht immer gleich operiert werden

Bänderriss Sprunggelenk: Junge Frau in Sportkleider im Laufen vor Betonwand.

Spoiler

  • Die Bänder im Sprunggelenk reissen am häufigsten.
  • Nicht nur Sportler sind betroffen: Auch im Haushalt zählt der Bänderriss im Sprunggelenk – beispielsweise der umgeknickte Fuss – zu den häufigsten Verletzungen.
  • Im Sport treten die meisten Risse am Ende der Spielzeit auf.

«Den klassischen Bänderriss im Sprunggelenk gibt es nicht», erklärt Dr. André Leumann, Teamarzt des Schweizer Orientierungslauf-Nationalkaders. «Da das Sprunggelenk über verschiedene Bänder verfügt, muss bei jedem Patienten neu definiert werden, wie schwer die Verletzung ist und wie wir sie behandeln können.»

Operation bei Bänderriss im Sprunggelenk

Immerhin in 80 bis 90 Prozent aller Fälle sind bei einem Bänderriss die Aussenbänder betroffen. Hier wird in der Regel nicht operiert, da die Selbstheilung sehr gut verläuft. «In diesem Fall stabilisieren wir das Gelenk mit einem Tape, einer Bandage oder einem Gips von aussen», weiss der Sportorthopäde. «Mithilfe von Physiotherapie wird parallel von Beginn der Behandlung an auch die funktionelle, also die innere Stabilität im Gelenk selber wiederaufgebaut.»

Eine Operation wird nur dann empfohlen, wenn neben den Bändern auch Knorpel und Knochen in Mitleidenschaft gezogen wurden. Gleiches gilt bei einem sehr instabilen Gelenk oder wenn viele Bänder durchtrennt wurden. Bei einem Profisportler kann auch die kürzere Rehabilitationszeit oder die höhere Sicherheit für eine vollständige Heilung ein Grund für eine Operation sein.

Sport und Haushalt bergen die grössten Risiken

Grundsätzlich kommt es durch ein Umknicken des Fusses zu einem Bänderriss im Sprunggelenk. Auslöser können beim Sport Unebenheiten im Gelände, ungeeignetes Schuhwerk, schlechte Witterungsbedingungen oder auch der Kontakt mit einem Mitspieler sein.

Aber auch im Haushalt gehört der Bänderriss zu den häufigsten Verletzungen. Auch hier wird der Fuss schnell falsch aufgesetzt oder umgeknickt, in den meisten Fällen durch Unachtsamkeit oder riskantes Verhalten wie etwa – der Klassiker – beim Fensterputzen auf dem Drehstuhl.

Individuelle Neigung zu Bänderriss im Sprunggelenk

«Unabhängig vom individuellen Verhalten sind manche Menschen anfälliger für einen Bänderriss», meint Dr. Leumann. «Risikofaktoren sind bestimmte Fussformen oder eine funktionelle Instabilität im Gelenk. Diese wird durch Müdigkeit begünstigt, weshalb im Sport die meisten Risse zum Ende des Spiels passieren.»

Durch gezielte Fussgymnastik oder einem präventiven Tapeverband lässt sich einem Bänderriss im Sprunggelenk möglicherweise vorbeugen. Der eindeutige wissenschaftliche Beleg fehlt dafür allerdings trotz vieler positiver Hinweise noch.

Bänderriss wird unterschiedlich therapiert

«Ob Bänderdehnung oder Bänderriss, im Grunde handelt es sich stets um ein Versagen des Bandes, wenn man umknickt», so der Experte. «Daher finde ich es persönlich schwierig, hier einen Unterschied zu machen. Die meisten Ärzte sprechen daher auch bei einer Dehnung von einem Bänderriss. Die Therapie ist dieselbe.» Wie lange sie dauert, hängt davon ab, welches Band gerissen ist. So kann bei einem Teilriss des Aussenbandes schon nach ein bis zwei Wochen der Sport wieder aufgenommen werden, solange das Gelenk mit einem Tape vor einem erneuten Umknicken geschützt wird.

Ein Teilriss des Innenbandes hingegen bedeutet schnell einmal sechs Wochen Ruhepause. «Ausserdem spielt es eine Rolle, wem das Band gerissen ist», ergänzt Dr. Leumann. «Ein Profisportler beginnt bereits einen Tag nach dem Unfall mit der passenden Therapie, geht täglich zur Krankengymnastik und ist daher schneller wieder auf den Beinen. Einem Amateur ist diese intensive Therapie nicht möglich, sodass er länger brauchen wird, wieder vollkommen fit zu werden.»

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