Architektur einer personalisierten Ernährung

Massgeschneidert auf individuelle Bedürfnisse

Personalisierte Ernährung: Bunter Salat in weissem Teller

Spoiler

  • So individuell wie der Mensch selbst sind seine Bedürfnisse, eine Universallösung für alle gibt es nicht. Daher ist eine personalisierte Ernährung sinnvoll.
  • Das Fundament bildet eine gesunde Basisernährung mit viel Gemüse: vielseitig, farbenfroh und ohne Verbote. Darüber hinaus können Mängel oder Unverträglichkeiten durch einen Besuch beim Arzt erkannt und berücksichtigt werden.
  • Professionelle Ernährungsberater gehen noch weiter in die Tiefe, um den Speiseplan anhand der Körperanalyse zu optimieren.

Den Stoffwechseltypen ermitteln, DNA-Ernährungspläne, Mikrobiom-Analysen: Angebote, die helfen sollen, die eigene Ernährung höchst individuell zu optimieren, fluten derzeit den Markt. Gar nicht leicht, da den Überblick zu behalten. Nadia Leuenberger, MSc Ernährungsberaterin SVDE, erklärt, was eine personalisierte Ernährung ausmacht.

Solides Fundament

Das A und O einer optimalen Ernährung ist eine gute Basisernährung: «Diese ist vielseitig, farbenfroh und besteht aus viel Gemüse und aus keinerlei Verboten», so Leuenberger. Der Spass am Essen spielt für sie ebenso eine Rolle, wie ein gesunder Lifestyle mit ausreichend Bewegung und Genuss in Massen. «Wer dann seine Ernährung verbessern möchte, kann neben einer regulären Ernährungsberatung durch ein grosses Blutbild seinen Vitamin- und Mineralstoff-Status überprüfen lassen», so die Ernährungsberaterin. So kann als erster Schritt ein Mikronährstoffmangel ausgeschlossen oder behoben werden.
Der Hausarzt oder eine Fachperson kann weiterhin Unverträglichkeiten wie etwa von Gluten oder Laktose ausschliessen. Sind Verdauungs- oder Darmbeschwerden vorhanden, sollten diese vom Haus- oder Facharzt beurteilt werden.

Ein Blick in die Tiefe für die personalisierte Ernährung

Zusätzlich kann die Ernährung mit Hilfe einer Fachperson individuell ausgefeilt werden. Zur Verfügung steht zum Beispiel die «Bio-Impedanz Analyse», kurz BIA, die deutlich macht, wie die Zusammensetzung von Wasser, Fett- und Muskelmasse im Körper ist. Eine Genanalyse ist ein zusätzliches Tool, um tiefer in die Materie einzusteigen. Sie zeigt unter anderem, ob der Körper Eisen effizient aufnimmt oder ob jemand Kohlenhydrate oder Proteine besser verstoffwechselt. Nadia Leuenbergers Spezialgebiet sind unter anderem die Sportanalysen. Athleten erfahren etwa, welche Muskelfaserstruktur sie haben oder ob sie der Ausdauer- oder Krafttyp sind.
Die Ernährung kann auf Grundlage der Ergebnisse angepasst werden, um Leistung, Muskelaufbau und Regeneration zu verbessern und die Verletzungsgefahr zu minimieren.

Seriöse Angebote erkennen

Im Internet tummeln sich Angebote, die einiges versprechen und oft viel kosten. So gibt es beispielsweise keine aussagekräftigen Parameter über einen schnellen oder langsamen Stoffwechsel. «Manchmal ist der Ansatz gut, aber wie verständlich ist das Resultat dann für den Kunden?», fragt sich Nadia Leuenberger. «Beim personalisierten Ernährungsansatz geht es nicht um 0815-Lösungen. Mir ist wichtig, die Ess- und Sportgewohnheiten meiner Klienten wirklich zu kennen und Besonderheiten in die Ernährungsempfehlungen mit einzubeziehen.» Sie rät daher, sich von einer Fachperson beraten zu lassen. Diese erkennt man in der Schweiz dran, dass sie den Titel SVDE trägt, das Kürzel des Schweizer Verbandes der Ernährungsberater/innen.

Hauptfach: Ernährung

Die Spezialistin für personalisierte Ernährung findet es schade, dass man nicht bereits als Kind in der Schule mehr über Ernährung lernt. Etwa darüber, dass besondere Lebensphasen spezifische Mengen von Nährstoffen brauchen. Ob Kinder im Wachstum, Schwangere, Stillende oder Menschen nach Unfällen, OPs oder während einer Krebstherapie: In diesen Situationen ist es ratsam, die Ernährung zu hinterfragen und auf die Situation neu einzustellen. Eine weitere heikle Phase ist die Menopause: «Frauen nehmen in dieser Zeit durch den Östrogenabfall an Bauchfett zu», erklärt Nadia Leuenberger. «Gezielter Sport kann dem entgegenwirken, aber bei gleichzeitigen Symptomen wie Schlafstörungen und Erschöpfung ist das nicht so einfach umzusetzen. Eine Fachperson kann da helfen.»

Mediterran für alle?

«Ich bin kein Fan einer einzigen Ernährungsform», sagt Nadia Leuenberger. «Aber wenn ich eine empfehlen müsste, dann wäre es die mediterrane oder eine flexitarische Ernährungsform.» Von sämtlichen Diäten, die Verbote oder extreme Energiedefizite mit sich bringen, rät sie ab. Selbst wer sie zum Abnehmen nutzt, kann mit dem Jojo-Effekt rechnen. Der Ernährungsexpertin geht es beim Essen auch ums Geniessen und um Leichtigkeit. Für viele ist es sehr kompliziert geworden, sich gesund und ausgewogen zu ernähren. Zu schauen, was gerade in der Region wächst und wie eine frische und bunte Abwechslung auf dem Teller landen kann, schafft eine gute Basis. Ganz ohne Spezialprodukte.

Einfach und besser

Die guten Fette

Für die kalte Küche Rapsöl verwenden, zum Braten hitzestabiles Holl-Rapsöl. 30 Gramm Nüsse, Kerne oder Leinsamen pro Tag tragen zu einer guten Gesundheit bei.

Lokale Helden

Es braucht keine eingeflogenen Superfoods. Gesunde Kraftpakete wie Beeren, Hirse, Buchweizen, Leinsamen, Baumnüsse, Randen oder Grünkohl gibt’s auch hierzulande.

Veganer Ersatz

Bei Ersatzprodukten besser auf das Kleingedruckte schauen: je weniger Zusatz-, Farb- und Aromastoffe, desto gesünder. Statt Fleisch einfach öfter Linsen, Bohnen, Kichererbsen oder Tofu servieren.

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