So wichtig ist Arbeitssicherheit, so einfach geht sie

Arbeitgeber und Arbeitnehmer sind gleichermassen gefragt

Ein Stop Schild auf einer Strasse mit Bäumen

Spoiler

  • Arbeitgeber sind in jedem Bereich des Arbeitsplatzes für Arbeitnehmer verantwortlich.
  • Herausforderung Grossraumbüro: Lärmbelästigung schadet der Leistungsfähigkeit.
  • Regelmässige Schulungen zur Arbeitssicherheit senken das Risiko für unfall- oder krankheitsbedingte Arbeitsausfälle.
  • Bewegung im Berufsalltag steigert die Vitalität und mindert die Unfallgefahr.
  • Gesundheitschecks lassen Gefährdungen früh erkennen und minimieren.

Die gute Nachricht zuerst: Die Zahl der Arbeitsunfälle in der Schweiz ist seit 2005 um 20 Prozent gesunken. Wie eine jüngst veröffentlichte Studie belegt, zählen Schweizer Arbeitnehmer zu den gesündesten Europas. Entsprechend äussern sich 88 Prozent der Schweizer (sehr) zufrieden über ihre Arbeitsbedingungen. Es steht also recht gut mit der Arbeitssicherheit.

Doch seit 2005 ist der Unterschied zum übrigen Europa immer kleiner geworden: So hat beispielsweise die körperliche Belastung durch monotone Hand- oder Armbewegungen deutlich zugenommen. Das bleibt nicht ohne Folgen: Gut ein Drittel der Schweizer Arbeitnehmer geben an, am Ende des Tages meistens oder immer erschöpft zu sein.

Arbeitssicherheit in der Verantwortung des Arbeitgebers

Zwar sind die Arbeitgeber gesetzlich dazu verpflichtet, alle Massnahmen zu treffen, «die nötig sind, um den Gesundheitsschutz zu wahren und zu verbessern und die physische und psychische Gesundheit der Arbeitnehmer zu gewährleisten», erklärt Martin Häfliger, Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Arbeitssicherheit (SGAS).

So gibt es bezüglich der Arbeitssicherheit beispielsweise klare Regeln für die Ausgestaltung von Gebäuden, Arbeitsräumen und -plätzen sowie sanitären Einrichtungen: «Der Arbeitgeber ist während der Arbeitszeit überall und immer für seine Mitarbeitenden verantwortlich.»

In den meisten Betrieben sind Flyer mit branchenspezifischen Sicherheitsregeln verbreitet. Zudem hat die Suva grundlegende Verhaltensregeln am Arbeitsplatz erarbeitet. «Leider werden diese Regeln immer wieder umgangen. Das kann zu unnötigen Berufsunfällen, im schlimmsten Fall mit Todesfolge, führen», warnt Häfliger.

Die meisten Arbeitsunfälle geschehen durch Stolpern

Der Arbeitgeber muss – mit Unterstützung des Arbeitnehmers – für Arbeitssicherheit sorgen. Das heisst, dass Gefährdungen ermittelt und Präventivmassnahmen ableitet und umsetzt werden müssen. Am Beispiel eines Arbeiters, der mit einem Presslufthammer hantiert, veranschaulicht Häfliger das bei der Unfallverhütung gängige STOP-Prinzip durch einfache Fragen:

  • S wie Substitution: Kann ich die Gefährdung – in diesem Fall den Lärm – durch einen anderen Prozess minimieren?
  • T wie Technik: Kann ich den Lärm der Maschine eingrenzen?
  • O wie Organisation: Wie gestalte ich die Arbeit, damit sie weniger belastend ist oder als weniger belastend wahrgenommen wird?
  • P wie Persönlichkeitsbezug: Wie kann ich mich, nachdem der Lärm massgeblich reduziert wurde, individuell schützen?

Nach dem STOP-Prinzip bekommt Häfligers exemplarischer Mitarbeiter schliesslich einen Gehörschutz – verbunden mit der Pflicht, diesen auch zu tragen.

Für Büroarbeitsplätze schreibt das Arbeitsgesetz ebenfalls zahlreiche Regeln vor: Die Sitzflächenbreite eines Bürostuhls muss zum Beispiel 40 bis 45 Zentimeter betragen. In Grossraumbüros sollte die Sitzfläche pro Arbeitsplatz mindestens acht Quadratmeter betragen. «Diese Minimalanforderungen werden gut eingehalten», so Häfliger.

Anders hingegen verhält es sich bei der Lärmbelastung durch Nebengeräusche: Hier kommt es zu zahlreichen Störungen, etwa durch lautes Telefonieren oder andere Geräusche. In diesem Fall ist eine Reduzierung der Belastung angebracht.

Körperliche Bewegung für mehr Arbeitssicherheit

Wichtig sei auch, die Arbeitnehmer zu mehr körperlicher Betätigung zu animieren. «An einigen fortschrittlichen Arbeitsplätzen sieht man Laufbänder», weiss der Experte. Bewegungsförderung und Gleichgewichtstraining seien die beste Prävention gegen Stolperunfälle – und diese sollten nicht unterschätzt werden: «Stolpern ist die Unfallursache Nummer 1 – im Betrieb wie auch zu Hause und in der Freizeit», erklärt Häfliger.

Unfälle entstehen auch schnell durch Ablenkungen. «Während wir laufen, telefonieren wir, schreiben SMS oder checken E-Mails.» Wer sich hingegen auf eine Tätigkeit konzentriert, kann dabei auch auf seine Sicherheit achten. Ein strukturierter Zeitplan dient somit auch der Arbeitssicherheit.

Durch regelmässige Gesundheitschecks Erkrankungen vorbeugen

Zum Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz gehören auch regelmässig durchgeführte Gesundheitschecks. In Berufen mit starker körperlicher Belastung, wie etwa in der Produktionsarbeit oder bei der Feuerwehr, sind solche Checks üblich. Auch im Rahmen des Einstellungsverfahrens oder zur Altersvorsorge werden gesundheitliche Untersuchungen oftmals durchgeführt.

«Die Gesundheitschecks sind eine Errungenschaft unserer Vorfahren. Alles in allem dienen sie der Arbeitssicherheit der Mitarbeitenden», unterstreicht Häfliger. Dementsprechend sollten auch sie als zentrales Element des Gesundheitsschutzes am Arbeitsplatz berücksichtigt werden.

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