Brustkrebs

Mit der Antikörpertherapie gegen aggressiven Brustkrebs

Wie die Behandlungsmethode funktioniert und für wen sie geeignet ist

Spoiler

  • Lange galt HER2-positiver Brustkrebs als schwer therapierbar. Die Antikörpertherapie hat die Heilungschance deutlich verbessert.
  • Zwei Antikörper blockieren die Tumorzellen und erleichtern dem Immunsystem, sie zu zerstören.
  • Nicht für jede Patientin ist die Therapie geeignet. Körperliche und psychische Gründe können dagegen sprechen.

Jede fünfte Brustkrebspatientin leidet unter einem HER2-positiven Brustkrebs. Auf ihren Tumorzellen kommen sogenannte HER2-Rezeptoren, die das Wachstum anregen, besonders häufig vor und machen den Krebs äusserst aggressiv: Er wächst vergleichsweise schnell und es kommt häufiger zu Rückfällen. «Früher galt HER2-positiver Brustkrebs als eine Krebsart mit äusserst schlechter Prognose. Inzwischen ist der aggressive Tumor aber behandelbar geworden und die Heilungs- und Überlebenschancen sind im Schnitt ähnlich gut wie bei hormonsensitiven Tumoren», erklärt Dr. Nik Hauser vom Brustkrebszentrum der Hirslanden Klinik Aarau. Ein Grund dafür: die Antikörpertherapie.

Antikörpertherapie auf dem Vormarsch

Im Kampf gegen den HER2-positiven Brustkrebs nutzen Mediziner zwei Antikörper, die sich in ihrer Wirkung ergänzen: Sie setzen sich an verschiedenen Stellen des HER2-Rezeptors fest und blockieren ihn auf unterschiedliche Art und Weise: Während der erste Abwehrstoff die Vermehrung der Tumorzellen stoppt, verhindert der zweite, dass sich zwei Rezeptoren verbinden und so Wachstumssignale ins Innere der Zelle weiterleiten können. Ausserdem markieren beide Antikörper die Tumorzellen, sodass das Immunsystem sie leichter erkennen und zerstören kann. «Die Entwicklung des ersten Antikörpers war einer der gewaltigsten Fortschritte in der Brustkrebsbehandlung. Der Einsatz des zweiten Antikörpers verbessert die Wirkung der Antikörpertherapie nun noch weiter», so Dr. Hauser.

Medikamentöse Behandlung vor der Operation

Bei der neoadjuvanten Behandlung werden die beiden Antikörper in Kombination mit einer Chemotherapie vor der Brustkrebsoperation eingesetzt. Dabei wird der Tumor geschrumpft und so die Chance auf eine brusterhaltenden chirurgischen Eingriff erhöht. Und mehr noch: In einigen Fällen ist nach der kombinierten Antikörpertherapie und Chemotherapie kein Tumorgewebe in der betroffenen Brust und den lokalen Lymphknoten mehr nachweisbar. «Diese Patientinnen haben maximal gut auf die Therapie angesprochen und somit gute Chancen, dass der Brustkrebs nicht mehr zurück kommt», erklärt der Experte. Nach der Operation wird die Antikörpertherapie fortgesetzt, bis ein sogenanntes Therapiejahr vergangen ist.

«Natürlich gibt es auch Nebenwirkungen, das darf man nicht schönreden», gibt Dr. Hauser zu bedenken. «Beide Antikörper können zu einer Herzschädigung führen. Erfreulicherweise zeigt aber die Studienlage, dass sich die Begleiterscheinungen in der Kombination nicht akkumulieren, sondern – wenn überhaupt – nur minimal höher sind.» Sicherheitshalber werden alle Patientinnen vor und während der Therapie auf ihre Herzfunktion hin überwacht. Denn ein krankes Herz kann Grund sein, die Behandlung abzubrechen oder erst gar nicht zu beginnen.

Individuelle Entscheidung für jede Patientin

Trotz ihrer Vorteile ist eine neoadjuvante Therapie nicht für alle Patientinnen gleich gut geeignet. «Für einige Frauen kommt sie aus psychischen Gründen nicht infrage», weiss der Gynäkologe: «Sie wollen, dass der Knoten schnellstmöglich entfernt wird und würden eine präoperative Therapie als grosse Belastung empfinden. Hier entscheiden wir individuell zusammen mit der Patientin, ob wir neoadjuvant oder besser adjuvant therapieren.»

Bei der adjuvanten Therapie setzt die medikamentöse Therapie mit den Antikörpern erst nach der Operation ein. Ziel ist es, die Krebszellen, die nach dem Eingriff noch im Körper sind, abzutöten und einen Rückfall zu verhindern.

Facebook
Email
Twitter
LinkedIn