«Auf mich zu hören hat meine Neurodermitis verbessert»

Andrea Gerhard
Die Rolle in der Serie «Der Bergdoktor» hat Sie schnell berühmt gemacht. Wussten Sie gleich, dass dies ein grosser Schritt für Sie sein würde?

Die Nachricht, dass ich diese Rolle bekommen würde, kam vor einem Jahr. Ich habe mich riesig gefreut. Es war wie ein Ritterschlag. Ich wusste sofort: Diese Rolle, in diesem Format, im öffentlich-rechtlichen Fernsehen und das auch mit meiner Grösse – das ist der Jackpot.

Ist Ihre Grösse ein Problem für Sie?

Ich fühle mich superwohl so, wie ich bin. Aber als Kind und Jugendliche – in der Zeit, als ich noch starke Neurodermitis-Schübe hatte – war es ein Problem. Ich fühlte mich nicht wohl in meiner Haut und musste in meine eigene Grösse von 1,85 Meter erstmal reinwachsen. Mit dem Reinwachsen wurde auch die Neurodermitis besser.

Ist Hans Sigl, der den Bergdoktor spielt, grösser als Sie?

Ja, zum Glück. Als ich die Rolle bekam, habe ich als erstes seine Grösse gegoogelt. Er überragt mich. Aber beim Dreh müssen wir uns beide immer ducken, wenn wir durch die Mini-Türen der Praxis gehen.

Ihre Neurodermitis war in jungen Jahren stärker?

Ja. Meine akuteste Phase war zwischen neun und 14 Jahren. Ich hatte extremen Juckreiz, vor allem nachts, habe mich unkontrolliert gekratzt und bekam offene rote Stellen, vor allem an den Arm- und Beinbeugen.

Heute haben Sie die Krankheit gut im Griff. Was hat geholfen?

Mein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Es war ein wichtiger Schritt für mich, «Nein» zu sagen zu Entscheidungen der Ärzte. Das Neinsagen war wie ein inneres Wachsen. Ich habe angefangen, auf meine Intuition zu hören, wenn es um Cremes, Medikamente oder Nahrung ging und meinem Bauchgefühl zu trauen. Die Ärzte wollen z. B., dass ich Früchte und Milch weglasse. Mein Gefühl war aber klar: Ich möchte Früchte essen.

Und stimmt es: Sind Früchte kein Problem für Ihre Haut?

Ich habe eine Zeit lang alles gegessen, worauf ich Lust hatte. Irgendwann habe ich bemerkt, dass ich Milchprodukte automatisch weglasse. Viele Früchte sind überhaupt kein Problem. Aber ich würde nicht auf die Idee kommen, eine Orange zu essen. Das würde ich sofort in Form von trockenen Stellen in meiner Armbeuge spüren.

Dann haben Ernährung und Stress grossen Einfluss auf Ihre Haut?

Bei mir ist es so. Wenn ich bestimmte Lebensmittel esse, wird meine Haut rau. Mein Freund und ich bekommen wöchentlich eine Bio-Kiste mit frischem Obst und Gemüse. Wenn wir gut und frisch kochen und in Ruhe essen, hat das einen inneren und äusseren Effekt. Innerlich bin ich ruhig und äusserlich strahle ich mehr.

Was tun Sie, wenn Ihre Haut vor einem wichtigen Dreh verrückt spielt?

Oh Gott, ich bin so froh, dass das nicht mehr der Fall ist. Meine Haut reagiert allerdings, wenn ich schwitze oder es um mich herum staubig und dreckig ist. Das vermeide ich. Nach Sport oder wenn ich mit dem Rad durch den Regen gefahren bin, ziehe ich mich immer gleich um. Neurodermitis-Haut muss immer schnell von Nässe und Hitze befreit werden.

Haben Sie einen Hautpflegetipp für andere Betroffene?

Mein Allheilmittel ist Kokosöl. In der Maske nennt man mich das «Hautfrüchtchen», denn ich habe immer meine eigenen Produkte und Kokosöl dabei. Ich benutze es zur Hautpflege, zum Abschminken, für die Haare und auch zum Kochen. Es fettet gut bei trockener Haut und ist sehr mild. Ich denke aber, dass jeder ausprobieren muss, was seiner Haut guttut. Und nicht nur der Haut.

Was meinen Sie damit?

Die Haut spiegelt den Zustand der Seele. Wenn es der Haut nicht gut geht, ist das auch eine Aufforderung, sich mit sich selbst auseinander zu setzen: Was fehlt mir? Was stresst mich? Wo und mit wem fühle ich mich wohl? Und mit wem nicht?

Es gibt Menschen, die sind solche Energiezieher, die zeigen sich auch auf der Haut. Man muss sich drum kümmern, dass es einem gut geht. Sich Zeit nehmen für Reflexion. Gerade heute, wo Aussehen so sehr im Fokus steht. Ich bin sicher, dass es hilft, eine Krankheit in den Griff zu bekommen, wenn man für sich selbst herausfindet, was man braucht, um glücklich zu sein.

Und was brauchen Sie?

Ich habe Routinen in meinem Alltag geschaffen, die mir guttun. Zum Beispiel ziehe ich morgens 20 Minuten lang Öl. Dabei wusele ich nicht herum, sondern nehme mir einen wirklich ruhigen Moment oder ich lese. Dann treibe ich regelmässig Sport wie Schwimmen, Tennis oder Reiten. Und ich koche gern und mit frischen Zutaten.

Was wäre Ihre Traumrolle?

Im Theater reizt mich die Rolle der Maria Stuart. Ich liebe Schiller. Im Fernsehen würde ich gern einmal eine eiskalte Bankerin spielen, so eine knallharte, unabhängige Frau.

 Vielen Dank für das Gespräch!
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