Urin: was Farbe und Geruch über deine Gesundheit verraten

Wozu Urin alles gut ist

Füsse auf Strasse

Spoiler

  • Urin besteht zu 95 Prozent aus Wasser. Daneben sind Stoffwechselprodukte, organische Säuren, Salze und Farbstoffe enthalten.
  • Wenn Veränderungen in Farbe und Geruch nicht auf Lebensmittel zurückzuführen sind, lohnt sich ein Besuch beim Arzt.
  • Eigenurin wird in der Alternativmedizin bei Allergien, Entzündungen und Pilzerkrankungen angewendet. Ob er wirklich hilft, ist nicht wissenschaftlich bewiesen.

Urin ist zunächst einmal ein ganz natürliches Abfallprodukt. Der Körper scheidet über ihn in Wasser aufgelöste Giftstoffe, unverwertbare Stoffwechselreste und überschüssige Nährstoffe aus. Die mehr oder weniger gelbe Flüssigkeit gibt aber auch Aufschluss darüber, wie es um unsere Gesundheit steht.

So entsteht Urin

Produziert wird der Urin in den Nieren. Dort werden aus dem Blut, das 300 Mal pro Tag durch die Nieren fliesst, diverse Stoffwechselreste und überschüssige Flüssigkeit herausgefiltert. Übrig bleibt zunächst der sogenannte Primärharn, der zu 95 Prozent aus Wasser besteht. Neben Harnstoff, Harnsäure und dem Stoffwechselprodukt Kreatinin enthält er auch wertvolle Stoffe wie Traubenzucker, Aminosäuren und Elektrolyte, die wieder an den Organismus abgegeben werden.

Der Rest gelangt als Sekundärharn über den Harnleiter in die Blase und sammelt sich dort. Bei Männern stellt sich der Harndrang dann in der Regel ab einer Füllmenge von 350 bis 750 ml, bei Frauen ab 250 bis 550 ml Urin ein – noch bevor das maximale Fassungsvermögen von 900 bis 1500 Milliliter erreicht ist.

Täglich zwei Liter Harn

Einmal über die Harnröhre aus dem Körper ausgeschieden, verrät die Menge und konkrete Zusammensetzung des Harns viel über die individuelle Ernährungsweise und den aktuellen Gesundheitszustand. Das war bereits in der Antike bekannt, wo die sogenannte Harnschau zu diagnostischen Zwecken genutzt wurde.

Die Urinmenge hängt stark von der Flüssigkeitszufuhr ab. Im Durchschnitt sind es täglich etwa zwei Liter Urin, davon ungefähr 200 bis 400 Milliliter Harn pro Blasenentleerung. Grössere Mengen treten bei der Einnahme gewisser Medikament oder bei Stoffwechselerkrankungen auf. Gerade Menschen mit Diabetes haben häufig ein erhöhtes Durstgefühl, trinken mehr und müssen öfter auf die Toilette.

Aber Achtung: Zu viel Flüssigkeit schadet dem Körper, denn bei mehr als sechs bis sieben Litern Wasser pro Tag sinkt die Salzkonzentration im Blut und es drohen Kopfschmerzen, Schwindel und Erbrechen. In schweren Fällen kann eine Wasservergiftung sogar lebensbedrohlich sein.

Zu wenig Urin: Alarmsignal

Durch verschiedene Faktoren können die Produktion und die Ausscheidung des Urins beeinträchtigt werden: Die Harnmenge ist gering, wenn zu wenig getrunken wird oder ein Flüssigkeitsmangel wie bei starkem Schwitzen, Erbrechen oder Durchfall entsteht. Ausserdem können eine verengte Harnröhre, Blasensteine oder eine Prostatavergrösserung den Abfluss stören.

Bei Nierenversagen ist die Harnbildung stark eingeschränkt oder bleibt ganz aus. Dadurch können gesundheitliche Schäden auftreten, da Harnbestandteile im Körper zurückbleiben. Nicht nur in diesem Fall, sondern bei jeglicher Veränderung der Harnmenge, ist eine ärztliche Untersuchung sinnvoll.

Verfärbter Harn: wann zum Arzt?

Abhängig von der Trinkmenge ist auch die Farbe des Urins: Je mehr getrunken wird, desto heller ist er auch. Bei normaler Flüssigkeitsaufnahme ist der Harn in der Regel hellgelb. Am Morgen kann er etwas dunkler sein, weil in der Nacht weniger Flüssigkeit aufgenommen wird und der Harnstoff am Morgen bei der Ausscheidung konzentrierter ist.

Farbstoffe in Blaubeeren oder im Rhabarber färben den Urin pink, beim Verzehr von Roter Bete wird er vorübergehend rot. Das ist noch kein Grund zur Besorgnis. Wenn der Urin aber rötlich eingefärbt ist, ohne dass entsprechende Lebensmittel gegessen worden sind, sollte der Arzt aufgesucht werden. Denn Rückstände von Blut können durch Harnwegsinfektionen, Nieren- und Blasensteine oder einen Tumor verursacht werden. Eine Leber- oder Gallenerkrankung färben den Urin braun, da ein Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffes Hämoglobin nicht über die Galle abtransportiert werden kann. Es häuft sich in der Leber an, geht wieder ins Blut und wird von den Nieren herausgefiltert.

Eine ärztliche Untersuchung lohnt sich auch bei grünem Urin: Dieser kann auf eine Infektion mit Bakterien oder auf eine seltene genetische Erkrankung wie das Blaue-Windel-Syndrom hinweisen.

Was den Geruch verändert

Normalerweise ist ganz frischer Urin fast geruchslos. Erst mit der bakteriellen Zersetzung erhält er einen leicht stechenden, ammoniakalischen Geruch. Intensiver wird dieser bei Harnwegsinfektionen, einer Blasenentzündung oder Geschlechtskrankheiten. Der Urin von Diabetikern ist eher süsslich, da sich bei ihnen viel Zucker im Blut befindet, der über den Urin ausgeschieden wird. Kurzfristig verändern kann sich der Geruch nach dem Verzehr von Spargel, Zwiebeln oder Knoblauch. Dann riecht der Urin leicht nach Schwefel.

Kurz andauernde Veränderungen sind also harmlos. Erst wenn der Urin über zwei bis drei Toilettengänge hinaus einen anderen Geruch oder eine andere Farbe aufweist, bedarf es einer genaueren Diagnose. Dazu sollte am besten ein Arzt konsultiert werden.

Eigenurin als Heilmittel?

Urin gilt in diversen Kulturen als ein wirksames Mittel in der Kosmetik und der alternativen Heilkunde – Wissenschaftlich bewiesen ist seine Wirkung aber nicht. Er wird getrunken, inhaliert, in die Muskeln injiziert oder oberflächlich aufgetragen. So soll er eine Bandbreite von körperlichen Leiden bekämpfen, die von Allergien und Entzündungen bis hin zu Pilzerkrankungen reichen.

Harnstoff ist ausserdem in gewissen Pflegeprodukten unter dem Namen Urea enthalten. Er ist fetthaltig, hautverträglich und antibakteriell und soll deshalb Ekzeme lindern und Falten vorbeugen.

Wer vom Gebrauch des eigenen Urins nicht zurückschreckt, sollte auf folgendes achten:

  • Frisch: Wenn Urin lange steht, bildet er einen idealen Nährboden für Bakterien oder Viren. Deshalb sollte er nur ganz frisch verwendet werden.
  • Gesund: Diabetiker oder Menschen mit Harnwegsinfektionen oder Geschlechtskrankheiten sollten ihren eigenen Urin besser nicht verwenden, da dieser zusätzliche Infektionsherde an anderen Körperstellen auslösen kann.
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