«Alle Nachfragen zu beantworten, ist das Wichtigste»

Tobias Krell, bekannt als «Checker Tobi», erklärt, wie er selbst neugierig bleibt

Tobias Krell
Was hat dich motiviert, eine Kindersendung zu moderieren?

Dahinter steckt ein grosser Zufall. Ich hatte neben meinem Studium als Redakteur für das Fernsehen gearbeitet. Die Redaktion des «Checker»-Formats ist dadurch auf mich aufmerksam geworden und hat mich zum Casting eingeladen. Für das Kinderfernsehen zu arbeiten, war bis dahin gar keine Idee in meinem Kopf. Vielleicht war ich deshalb beim Casting so gelöst, dass es dann auch geklappt hat. So wurde ich zum «Checker Tobi».

Kannst du Einfluss auf die Auswahl der Themen nehmen?

Klar! Wenn ich nicht vor der Kamera stehe, arbeite ich redaktionell mit. Das ist mir auch sehr wichtig, denn die Sendung ist stark personalisiert. Selbst der Titelsong ist auf mich zugeschnitten. Da müssen die Ideen und der Humor zu den einzelnen Folgen auch ein Stück weit aus mir selbst kommen, damit es für die Zuschauer authentisch bleibt.

Wer entscheidet denn, was zum Thema wird?

Da ist zum einen der Sender, der bestimmte Wünsche hat. Zum anderen denkt sich die «Checker»-Redaktion Themen aus – und wir bekommen auch viele Zuschriften von Kindern, in denen sie uns mitteilen, was sie interessiert. Bei Live-Veranstaltungen frage ich auch gezielt danach. Dieser gesamte Input wird dann in den Themensitzungen besprochen. Weil der Sender uns gleich für mehrere Sendungen über einen längeren Zeitraum beauftragt, können wir etwas langfristiger planen und die Themenfolge ausarbeiten.

Wie machst du dich mit einem neuen «Checker»-Thema vertraut?

Ich merke meistens schon bei der Themenfindung, in welche inhaltliche Richtung es gehen soll. Dabei lese ich mich aber nicht in das Thema ein, damit ich meinen kindlichen Zugang behalte. Wenn mir beispielsweise ein Chemiker erklärt, warum der Kleber hält, ist es für mich von Vorteil, dass ich nicht schon zwei Bücher dazu gelesen habe. Dann kann ich aus einer naiven Neugier genau die Fragen stellen, die auch bei den Zuschauern aufkommen.

Die Sendung richtet sich vor allem an Grundschüler. Wie schaffst du es, die Kinder altersgerecht anzusprechen?

Das ergibt sich oft aus der Situation heraus. Wenn ich einen Experten interviewe, spricht er ja mit mir automatisch anders als mit seinen Kollegen. Und bei Fachbegriffen frage ich gleich nach.

Wir haben im Team natürlich vorab schon festgelegt, worauf der Schwerpunkt liegen soll, wie dicht und womit das Wissen vermittelt wird. Dabei arbeiten wir beispielsweise oft mit Grafiken, um Zusammenhänge einfach zu veranschaulichen. Diese Mischung aus Darstellung, Experiment und Gespräch erleichtert es, etwas zu erklären.

Welche Tipps hast du für Eltern, die ihren Kindern Wissen vermitteln möchten?

Ich glaube, dass sich unsere Sendung sehr von einer privaten Lernsituation unterscheidet – schon weil der direkte Kontakt zu den Kindern fehlt und Eltern quasi nonstop befragt werden. Von daher fällt es mir schwer, Eltern Tipps zu geben. Ich merke aber, dass unsere Sendung funktioniert, weil wir Kindern auf Augenhöhe begegnen, weil wir ihre Fragen und die Ängste und Sorgen, die dahinterstecken, ernst nehmen. Die Geduld, alle Nachfragen zu beantworten, bis ein «Aha» kommt, halte ich für das Wichtigste.

Wie lange dauert es, bis eine Folge sendereif ist?

Vom ersten Brainstorming bis zum fertigen Sendeband vergehen vier bis sechs Wochen. Direkt beteiligt sind acht bis zehn Personen.

Du bist seit sieben Jahren als «Checker Tobi» zu sehen. Welche Sendung hat dich am meisten beeindruckt?

Viele Sendungen haben mir ganz viel Spass gemacht, weil ich dabei viel Neues ausprobieren durfte. Besonders beeindruckt hat mich aber der «Leben- und Sterben-Check». Diese Sendung hatte einen ganz anderen Ton als die anderen und ich habe grossen Respekt vor den Begegnungen, die ich dabei gemacht habe: Die Bestatterin, der noch gar nicht so alte Mann im Hospiz – Das waren sehr intensive Eindrücke.

Für welchen Check musstest du dich am meisten überwinden?

Für den «Gummi-Check» musste ich Bungee springen. Davor hatte ich riesige Angst. Und nachdem ich es hinter mir hatte, meinte die Redakteurin, ich solle noch mal springen, weil sie zwei zusätzliche Kameraeinstellungen brauchte.

Beim «Schwimm-Check» wollte ich eigentlich vom 10-Meter-Turm springen. Das habe ich mich dann aber nicht getraut. Wir haben es in der Sendung genauso erzählt, weil es auch wichtig ist, seine Grenzen zu akzeptieren.

Was würdest du gern einmal checken?

Bei der Arbeit an der Sendung habe ich festgestellt, dass alles spannend wird, wenn man etwas genauer hinschaut. Was ich schon sehr lange mal machen wollte, ist ein Beitrag über die Zeit. Den haben wir gerade abgedreht, er muss nur noch geschnitten werden. Dann können wir ihn uns alle einmal anschauen.

In deiner Freizeit bereist du die Welt mit deinem Camping-Bus. Hast du spezielle Sehnsuchtsorte?

Ich war viel in Osteuropa unterwegs, das habe ich geliebt. Ein noch offenes Ziel ist Portugal, dort war ich noch nie. Ich würde auch gern einmal die Ostsee umrunden. Das wäre was!

Du bist ein absoluter Cineast. Bei welchem Film kann dich nicht einmal Popcorn ablenken?

Das ist eindeutig «Mulholland Drive» von David Lynch. Als ich 18 war, habe ich diesen Film zum ersten Mal gesehen und ihn mir seitdem bestimmt zwölf Mal angeschaut. Er hat immer noch eine wahnsinnig intensive Wirkung auf mich.

Vielen Dank für das Gespräch.
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