Ätherische Öle helfen gegen allerlei Beschwerden

Im Reich der Düfte schlummern viele Heilkräfte

Almwiese
Frau Bernath-Frei, was ist eine Aromatherapie und wie wirkt sie?

Aromatherapeuten und -therapeutinnen behandeln instabile oder erkrankte Menschen mit ätherischen Ölen nach den Grundsätzen der Naturheilkunde. Eine Aromatherapie wirkt dabei auf vier Ebenen: der körperlichen, der seelischen, der mentalen und der spirituellen.

Pfefferminzöl wird etwa gegen Kopfschmerzen empfohlen. Ätherische Öle können unter anderem entzündungshemmende, antibakterielle, antivirale und schmerzlindernde Wirkungen haben.

Auf der seelischen Ebene werden ätherische Öle zum Beispiel zur Behandlung von Stress und depressiven Verstimmungen eingesetzt. Dabei genügt bereits ein Hauch von Duft, um sich zu entspannen. Untersuchungen haben beispielsweise gezeigt, dass verschiedene Düfte sich auf die Produktion von Endorphinen oder des ‘Glückshormons’ Serotonin auswirken.

Ebenso unterstützen gewisse ätherische Öle die Konzentrationsfähigkeit auf der mentalen Ebene.

Gegen Ende des Lebens wird die Aromapflege erfolgreich in der Palliativpflege eingesetzt. Zarte ätherische Öle helfen Sterbenden, sich zu entspannen und loszulassen.

Ein vorsichtiger Umgang mit den Produkten ist jedoch sehr wichtig. Wer von den positiven Eigenschaften der ätherischen Öle profitieren möchte, lässt sich am besten von einer Fachperson beraten oder holt sich gesicherte Informationen aus der Literatur.

Wie kommen die ätherischen Öle zum Einsatz?

In Form von Bädern, Massagen, Waschungen, Kompressen, Wickeln und Inhalation. Auf der mentalen und psychischen Ebene tritt bereits eine Wirkung ein, wenn die Essenzen eingeatmet werden.

Einnehmen sollte man die ätherischen Öle auf keinen Fall, die Konzentration wäre viel zu hoch. Sie können sich die Problematik so vorstellen: Wenn Sie eine Tasse Melissentee trinken, ist der Tee aus ein paar wenigen Blättchen zubereitet. Wenn Sie der Tasse aber nur einen Tropfen Melissenöl hinzufügen, wäre das so, als würden Sie einen riesigen Melissenbusch trinken. Diese Unmengen sind natürlich nicht sinnvoll.

Wer kann von einer Aromatherapie profitieren?

Grundsätzlich alle. Ideal ist, wenn jemand, der die Balance verloren hat oder seelisch an seine Grenzen stösst, nicht zu lange wartet und sich direkt bei einem Aromatherapeuten erkundigt.

Menschen, die an einer psychischen Erkrankung leiden, gehören jedoch in die Hände eines Psychotherapeuten oder eines Psychologen. Auch hier können ätherische Öle jedoch mit gutem Erfolg begleitend eingesetzt werden.

Gibt es Personen, für die eine Aromatherapie nicht infrage kommt?

Ja, tatsächlich gibt es verschiedene Risikogruppen. Für Babys und Kleinkinder eignet sich nur eine begrenzte Auswahl an ätherischen Ölen, die zudem stark verdünnt eingesetzt werden. Für Schwangere, Epileptiker, Allergiker und Menschen mit obstruktiven Atemwegsproblemen gelten besondere Vorsichtsmassnahmen.

Gerüche haben nicht auf jeden Menschen die gleiche Wirkung. Spielt das individuelle Geruchsempfinden eine Rolle in der Aromatherapie?

Hier gilt es wieder, die verschiedenen Ebenen zu unterscheiden. Wenn man zum Beispiel einen Fusspilz behandeln möchte, kommen antimykotische (pilzbekämpfende) ätherische Öle zum Einsatz. Diese riechen nicht immer angenehm, sind jedoch wirksam. Auf der seelischen Ebene muss der Duft hingegen willkommen sein. Ein als unangenehm empfundener Duft kann für das Gemüt nicht hilfreich sein.

Hat die Aromatherapie Nebenwirkungen?

Wenn sie richtig durchgeführt wird, nicht. Wird sie jedoch falsch angewendet, dann können sich verschiedenste unerwünschte Wirkungen zeigen. Dazu gehören beispielsweise Hautirritationen oder, im schlimmsten Fall und sehr selten, allergische Reaktionen. Die Dosierung ist in der Aromatherapie entscheidend. Ein paar Tropfen zu viel und die heilende Wirkung der ätherischen Öle könnte sich ins Gegenteil verkehren. Bei einer Erkältung hilft zum Beispiel das Inhalieren mit dem ätherischen Öl von Eukalyptus radiata. Um festsitzenden Schleim zu lösen, reicht bereits ein einziger Tropfen. Häufig denken sich aber Laien: ‘Mehr hilft mehr’ und schütten gleich 20 Tropfen ins Wasser. Durch diese viel zu starke Konzentrationen werden die Flimmerhärchen in den Atemwegen flachgelegt und können den Schleim nicht mehr abtransportieren. Es tritt somit die gegenteilige Wirkung ein.

Generell gilt also: Sich bei einer Fachperson beraten lassen und die Mengenangaben beachten.

Wie kann ich als Laie die Wirkung von ätherischem Öl nutzen? Reicht bereits eine Duftkerze?

99 Prozent aller Duftkerzen sind synthetisch beduftet. Synthetische Düfte haben im Gegensatz zu natürlichen ätherischen Ölen jedoch keine Heilwirkung und somit auch keinen gesundheitsfördernden Effekt. Besser eignen sich Duftlampen, Aromastones oder Vernebler.

Wie erkenne ich, ob es sich um ein natürliches ätherisches Öl handelt?

Es gibt unendlich viele Fälschungen. Schauen Sie am besten zuerst auf die Etikette. Das Produkt sollte als 100 Prozent reines, natürliches ätherisches Öl und mit dem botanischen Namen gekennzeichnet sein. Auch das Gewinnungsverfahren – also beispielsweise Destillation oder Extraktion – und die Teile der Pflanze, die verwendet wurden – wie Blatt, Wurzel oder Blüte – sollten vermerkt sein. Bei hochwertigen ätherischen Ölen sind zudem das Verfallsdatum und ein Hinweis auf den Produzenten angegeben. Ein weiterer Tipp: Wenn alle ätherischen Öle gleich viel kosten, dann handelt es sich meist um synthetische Duftstoffe. Natürliche ätherische Öle sind unterschiedlich aufwendig in der Gewinnung und unterscheiden sich deshalb auch im Preis.

Kann man jedes ätherische Öl in ein Basisöl wie zum Beispiel Mandelöl mischen?

Ja, grundsätzlich geht das gut. Einige wenige ätherische Öle lösen sich nicht so einfach, zum Beispiel Benzoe, ein Harz.

Beim Basisöl sollten Sie auf die Qualität achten. Kaltgepresst und bio ist am besten.

Was halten Sie von Aromastoffen in Putzmitteln und Kosmetika?

Wenn sie natürlich sind, halte ich sehr viel davon. Ätherische Öle haben eine starke Reinigungskraft und wirken oft intensiv antibakteriell und antiviral.

Die Hautpflege sollte auf den Prinzipien der Naturkosmetik beruhen. Ätherische Öle durchdringen alle Hautschichten. Bereits nach wenigen Minuten sind sie im Blut nachweisbar und passieren sogar die Blut-Hirn-Schranke. Auf ihrem Weg durch den Körper können sie andere Inhaltsstoffe ‘mitziehen’. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass auch die übrigen Inhaltsstoffe eines Kosmetikums rein natürlich sind. Es ist deshalb auch nicht empfehlenswert, ätherisches Öl mit einer herkömmlichen, also nicht auf natürlichen Inhaltsstoffen basierenden Creme oder Bodylotion zu kombinieren.

Gibt es wissenschaftliche Erkenntnisse zur Wirkung der Aromatherapie?

Ja, die Wirkungsweise von ätherischen Ölen ist teilweise evidenzbasiert und konnte bereits in vielen wissenschaftlichen Studien nachgewiesen werden.

Vielen Dank für das Gespräch!

Mit ätherischen Ölen gegen Alltagsbeschwerden

  • Gegen Kopfschmerzen hilft eine Pfefferminzkompresse. Dafür einen Waschlappen mit kühlem Wasser nass machen und auswringen. Einen Tropfen Pfefferminzöl darauf träufeln und auf die Stirn legen. Achtung: Diese Anwendung eignet sich nicht für Kinder und Epileptiker!
  • Bei Stress einfach zwei bis drei Tropfen Lavendelöl in eine Duftlampe geben, diese für eine halbe Stunde laufen lassen und sich dabei ausruhen.
  • Vor einer Erkältung schützen je ein Tropfen Zitronen- und Weisstannenöl in der Duftlampe, im Riechstift oder im Vernebler.
  • Je ein Tropfen rote Mandarine- und Vanilleessenz in einem Vernebler (ohne offene Flamme) helfen Kindern beim Einschlafen.
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